Im Handwerk sind Werkzeug, Betriebsstätte und Rohstoff Kapital im Eigentum des Arbeiters; der letztere wird Herr des Produkts, setzt dieses aber immer nur an den un- mittelbaren Konsumenten ab. Im Verlagssystem wird auch das Produkt Kapital, aber nicht des Arbeiters, sondern einer ganz neu auf dem Plane erscheinenden Person, des kaufmännischen Unternehmers; der Arbeiter behält entweder sämtliche Produktionsmittel, oder er verliert zunächst das Stoff- kapital, dann auch das Werkzeugkapital. So sammeln sich alle Kapitalbestandteile schließlich in der Hand des Fabrikunter- nehmers, der auf ihrem Grunde die gewerbliche Produktion neu organisiert. In seinen Händen wird selbst der Anteil des Arbeiters am Produkt zu einem Teil des Betriebskapitals.
Dieser Anteil des Arbeiters besteht auf der Stufe des Hausfleißes im Mitgenuß der erzeugten Produkte, beim Lohnwerk in der Kost nebst Zeit- oder Stücklohn, welcher bereits eine Vergütung für die Abnutzung der Werkzeuge mit enthält, beim Handwerk in dem vollen Produktionsertrag. Beim Verlagssystem nimmt der Verleger einen Teil dieses letzteren im Gewinne seines Betriebskapitals vorweg; beim Fabriksystem werden alle kapitalisierbaren Produktions- elemente zu Krystallisationspunkten für Kapitalprofite; dem Arbeiter bleibt nur der vertragsmäßige Arbeitslohn.
Man darf sich die geschichtliche Entwickelung der in- dustriellen Betriebssysteme aber nicht so denken, als ob jede neue Betriebsart die vorhergehende ältere verdränge und vollständig überflüssig mache. Es ist das ebensowenig der
Im Handwerk ſind Werkzeug, Betriebsſtätte und Rohſtoff Kapital im Eigentum des Arbeiters; der letztere wird Herr des Produkts, ſetzt dieſes aber immer nur an den un- mittelbaren Konſumenten ab. Im Verlagsſyſtem wird auch das Produkt Kapital, aber nicht des Arbeiters, ſondern einer ganz neu auf dem Plane erſcheinenden Perſon, des kaufmänniſchen Unternehmers; der Arbeiter behält entweder ſämtliche Produktionsmittel, oder er verliert zunächſt das Stoff- kapital, dann auch das Werkzeugkapital. So ſammeln ſich alle Kapitalbeſtandteile ſchließlich in der Hand des Fabrikunter- nehmers, der auf ihrem Grunde die gewerbliche Produktion neu organiſiert. In ſeinen Händen wird ſelbſt der Anteil des Arbeiters am Produkt zu einem Teil des Betriebskapitals.
Dieſer Anteil des Arbeiters beſteht auf der Stufe des Hausfleißes im Mitgenuß der erzeugten Produkte, beim Lohnwerk in der Koſt nebſt Zeit- oder Stücklohn, welcher bereits eine Vergütung für die Abnutzung der Werkzeuge mit enthält, beim Handwerk in dem vollen Produktionsertrag. Beim Verlagsſyſtem nimmt der Verleger einen Teil dieſes letzteren im Gewinne ſeines Betriebskapitals vorweg; beim Fabrikſyſtem werden alle kapitaliſierbaren Produktions- elemente zu Kryſtalliſationspunkten für Kapitalprofite; dem Arbeiter bleibt nur der vertragsmäßige Arbeitslohn.
Man darf ſich die geſchichtliche Entwickelung der in- duſtriellen Betriebsſyſteme aber nicht ſo denken, als ob jede neue Betriebsart die vorhergehende ältere verdränge und vollſtändig überflüſſig mache. Es iſt das ebenſowenig der
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Im Handwerk ſind Werkzeug, Betriebsſtätte und Rohſtoff
Kapital im Eigentum des Arbeiters; der letztere wird Herr
des Produkts, ſetzt dieſes aber immer nur an den un-
mittelbaren Konſumenten ab. Im Verlagsſyſtem wird auch
das Produkt Kapital, aber nicht des Arbeiters, ſondern
einer ganz neu auf dem Plane erſcheinenden Perſon, des
kaufmänniſchen Unternehmers; der Arbeiter behält entweder
ſämtliche Produktionsmittel, oder er verliert zunächſt das Stoff-
kapital, dann auch das Werkzeugkapital. So ſammeln ſich alle
Kapitalbeſtandteile ſchließlich in der Hand des Fabrikunter-
nehmers, der auf ihrem Grunde die gewerbliche Produktion
neu organiſiert. In ſeinen Händen wird ſelbſt der Anteil des
Arbeiters am Produkt zu einem Teil des Betriebskapitals.
Dieſer Anteil des Arbeiters beſteht auf der Stufe des
Hausfleißes im Mitgenuß der erzeugten Produkte, beim
Lohnwerk in der Koſt nebſt Zeit- oder Stücklohn, welcher
bereits eine Vergütung für die Abnutzung der Werkzeuge
mit enthält, beim Handwerk in dem vollen Produktionsertrag.
Beim Verlagsſyſtem nimmt der Verleger einen Teil dieſes
letzteren im Gewinne ſeines Betriebskapitals vorweg; beim
Fabrikſyſtem werden alle kapitaliſierbaren Produktions-
elemente zu Kryſtalliſationspunkten für Kapitalprofite; dem
Arbeiter bleibt nur der vertragsmäßige Arbeitslohn.
Man darf ſich die geſchichtliche Entwickelung der in-
duſtriellen Betriebsſyſteme aber nicht ſo denken, als ob jede
neue Betriebsart die vorhergehende ältere verdränge und
vollſtändig überflüſſig mache. Es iſt das ebenſowenig der
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Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buecher_volkswirtschaft_1893/136>, abgerufen am 24.11.2024.
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