doppelten Grunde: es sollen mehr und bessere Güter pro- duziert werden, und sie sollen unter ungünstigeren Beding- ungen hervorgebracht werden. Dies alles zwingt zu möglichst wirtschaftlicher Einrichtung der Arbeitsverwendung.
Nun lehrt die einfache Beobachtung, daß nicht jeder für jede Arbeit von Natur gleich geeignet ist. Die verschiedenen körperlichen und geistigen Anlagen der Individuen bedingen bedeutende Unterschiede des Arbeitserfolges, die bei fort- schreitender gesellschaftlicher Entwicklung, oder, was dasselbe ist, bei steigender Vielseitigkeit der Arbeitsaufgaben immer wichtiger werden.
Dazu kommt ein Zweites. Jede neue Arbeitsaufgabe findet in unserem Wesen Widerstände, die bei fortgesetzter Gewöhnung sich stark reduzieren und endlich fast ganz verschwinden.
Alles dies läßt es als Gebot der Wirtschaftlichkeit er- scheinen, die Arbeitsaufgaben zu verengern, sie möglichst individuell zu gestalten, um jede Art der Begabung aus- nutzen zu können. Wir finden aber in den meisten Produk- tionsprozessen sehr verschiedenartige Arbeitsaufgaben ver- einigt: Hand- und Kopfarbeit, Operationen, die große Muskelkraft erfordern, neben solchen, bei welchen die Ge- lenkigkeit der Finger, die Feinheit des Gefühls, die Schärfe des Auges in Frage kommen, Verrichtungen, die eine durch Lehre und Uebung erworbene Fertigkeit beanspruchen und solche, die auch der Ungeübte vorzunehmen im Stande ist. Die alte Zeit, welche diese verschiedenen Arbeitsaufgaben
doppelten Grunde: es ſollen mehr und beſſere Güter pro- duziert werden, und ſie ſollen unter ungünſtigeren Beding- ungen hervorgebracht werden. Dies alles zwingt zu möglichſt wirtſchaftlicher Einrichtung der Arbeitsverwendung.
Nun lehrt die einfache Beobachtung, daß nicht jeder für jede Arbeit von Natur gleich geeignet iſt. Die verſchiedenen körperlichen und geiſtigen Anlagen der Individuen bedingen bedeutende Unterſchiede des Arbeitserfolges, die bei fort- ſchreitender geſellſchaftlicher Entwicklung, oder, was dasſelbe iſt, bei ſteigender Vielſeitigkeit der Arbeitsaufgaben immer wichtiger werden.
Dazu kommt ein Zweites. Jede neue Arbeitsaufgabe findet in unſerem Weſen Widerſtände, die bei fortgeſetzter Gewöhnung ſich ſtark reduzieren und endlich faſt ganz verſchwinden.
Alles dies läßt es als Gebot der Wirtſchaftlichkeit er- ſcheinen, die Arbeitsaufgaben zu verengern, ſie möglichſt individuell zu geſtalten, um jede Art der Begabung aus- nutzen zu können. Wir finden aber in den meiſten Produk- tionsprozeſſen ſehr verſchiedenartige Arbeitsaufgaben ver- einigt: Hand- und Kopfarbeit, Operationen, die große Muskelkraft erfordern, neben ſolchen, bei welchen die Ge- lenkigkeit der Finger, die Feinheit des Gefühls, die Schärfe des Auges in Frage kommen, Verrichtungen, die eine durch Lehre und Uebung erworbene Fertigkeit beanſpruchen und ſolche, die auch der Ungeübte vorzunehmen im Stande iſt. Die alte Zeit, welche dieſe verſchiedenen Arbeitsaufgaben
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doppelten Grunde: es ſollen mehr und beſſere Güter pro-
duziert werden, und ſie ſollen unter ungünſtigeren Beding-
ungen hervorgebracht werden. Dies alles zwingt zu möglichſt
wirtſchaftlicher Einrichtung der Arbeitsverwendung.
Nun lehrt die einfache Beobachtung, daß nicht jeder für
jede Arbeit von Natur gleich geeignet iſt. Die verſchiedenen
körperlichen und geiſtigen Anlagen der Individuen bedingen
bedeutende Unterſchiede des Arbeitserfolges, die bei fort-
ſchreitender geſellſchaftlicher Entwicklung, oder, was dasſelbe
iſt, bei ſteigender Vielſeitigkeit der Arbeitsaufgaben immer
wichtiger werden.
Dazu kommt ein Zweites. Jede neue Arbeitsaufgabe
findet in unſerem Weſen Widerſtände, die bei fortgeſetzter
Gewöhnung ſich ſtark reduzieren und endlich faſt ganz
verſchwinden.
Alles dies läßt es als Gebot der Wirtſchaftlichkeit er-
ſcheinen, die Arbeitsaufgaben zu verengern, ſie möglichſt
individuell zu geſtalten, um jede Art der Begabung aus-
nutzen zu können. Wir finden aber in den meiſten Produk-
tionsprozeſſen ſehr verſchiedenartige Arbeitsaufgaben ver-
einigt: Hand- und Kopfarbeit, Operationen, die große
Muskelkraft erfordern, neben ſolchen, bei welchen die Ge-
lenkigkeit der Finger, die Feinheit des Gefühls, die Schärfe
des Auges in Frage kommen, Verrichtungen, die eine durch
Lehre und Uebung erworbene Fertigkeit beanſpruchen und
ſolche, die auch der Ungeübte vorzunehmen im Stande iſt.
Die alte Zeit, welche dieſe verſchiedenen Arbeitsaufgaben
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Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buecher_volkswirtschaft_1893/164>, abgerufen am 21.11.2024.
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