Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893.vom Hofe des Kaisers, von den verschiedenen Kriegsschau- In der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts nahm Venedig hat lange Zeit für den Ort gegolten, welcher An und für sich aber hat die Vermutung sehr vieles 1) Vgl. Hatin, Bibliographie de la presse periodique p. XLVII.
vom Hofe des Kaiſers, von den verſchiedenen Kriegsſchau- In der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts nahm Venedig hat lange Zeit für den Ort gegolten, welcher An und für ſich aber hat die Vermutung ſehr vieles 1) Vgl. Hatin, Bibliographie de la presse périodique p. XLVII.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0207" n="185"/> vom Hofe des Kaiſers, von den verſchiedenen Kriegsſchau-<lb/> plätzen, über den Fortgang der Reformation finden wir<lb/> auch ſolche, welche die ganze Naivetät und Leichtgläubigkeit<lb/> der Zeit widerſpiegeln: Mitteilungen über politiſche Weis-<lb/> ſagungen, Naturwunder, Mißgeburten, Erdbeben, Blutregen,<lb/> Kometen und andere Geſichte am Himmel.</p><lb/> <p>In der zweiten Hälfte des <hi rendition="#aq">XVI.</hi> Jahrhunderts nahm<lb/> dieſe Art der Nachrichtenvermittlung eine regelmäßige Form<lb/> und zweckmäßige Organiſation an und zwar nicht nur in<lb/> Deutſchland, ſondern, wie es ſcheint, noch etwas früher in<lb/><hi rendition="#g">Italien</hi>, namentlich in Venedig und Rom.</p><lb/> <p>Venedig hat lange Zeit für den Ort gegolten, welcher<lb/> zuerſt die Zeitung im modernen Sinne des Wortes erfunden<lb/> hat. Man ſtützte ſich dabei auf die bei den romaniſchen<lb/> Völkern ziemlich allgemein verbreitete Benennung <hi rendition="#aq">gazetta,<lb/> gazette</hi> für Zeitung, die ſich am früheſten in Venedig<lb/> findet und zwar als Name einer kleinen Münze. Ich will<lb/> hier nicht auf die zum Teil ziemlich abenteuerlichen Erzäh-<lb/> lungen eingehen, welche die an ſich unwahrſcheinliche Her-<lb/> leitung des Namens der Zeitung von dem Namen der<lb/> Münze rechtfertigen ſollen <note place="foot" n="1)">Vgl. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Hatin,</hi> Bibliographie de la presse périodique p. XLVII.</hi></note>.</p><lb/> <p>An und für ſich aber hat die Vermutung ſehr vieles<lb/> für ſich, daß das Zeitungsweſen, ſo wie ich es vorhin ge-<lb/> ſchildert habe, zuerſt in Venedig eine berufsmäßige Aus-<lb/> bildung erfahren hat. Als Vermittlerin des Verkehrs<lb/> zwiſchen Orient und Occident, als Sitz einer Regierung,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [185/0207]
vom Hofe des Kaiſers, von den verſchiedenen Kriegsſchau-
plätzen, über den Fortgang der Reformation finden wir
auch ſolche, welche die ganze Naivetät und Leichtgläubigkeit
der Zeit widerſpiegeln: Mitteilungen über politiſche Weis-
ſagungen, Naturwunder, Mißgeburten, Erdbeben, Blutregen,
Kometen und andere Geſichte am Himmel.
In der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts nahm
dieſe Art der Nachrichtenvermittlung eine regelmäßige Form
und zweckmäßige Organiſation an und zwar nicht nur in
Deutſchland, ſondern, wie es ſcheint, noch etwas früher in
Italien, namentlich in Venedig und Rom.
Venedig hat lange Zeit für den Ort gegolten, welcher
zuerſt die Zeitung im modernen Sinne des Wortes erfunden
hat. Man ſtützte ſich dabei auf die bei den romaniſchen
Völkern ziemlich allgemein verbreitete Benennung gazetta,
gazette für Zeitung, die ſich am früheſten in Venedig
findet und zwar als Name einer kleinen Münze. Ich will
hier nicht auf die zum Teil ziemlich abenteuerlichen Erzäh-
lungen eingehen, welche die an ſich unwahrſcheinliche Her-
leitung des Namens der Zeitung von dem Namen der
Münze rechtfertigen ſollen 1).
An und für ſich aber hat die Vermutung ſehr vieles
für ſich, daß das Zeitungsweſen, ſo wie ich es vorhin ge-
ſchildert habe, zuerſt in Venedig eine berufsmäßige Aus-
bildung erfahren hat. Als Vermittlerin des Verkehrs
zwiſchen Orient und Occident, als Sitz einer Regierung,
1) Vgl. Hatin, Bibliographie de la presse périodique p. XLVII.
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