Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893.Welche Folgen diese Dinge für den Geisteszustand der Zahlen vermag ich Ihnen freilich für die Verbreitung Auch von den Lahmen, den Tauben, den Taub- Bezüglich der Blinden bin ich dagegen in der günsti- Welche Folgen dieſe Dinge für den Geiſteszuſtand der Zahlen vermag ich Ihnen freilich für die Verbreitung Auch von den Lahmen, den Tauben, den Taub- Bezüglich der Blinden bin ich dagegen in der günſti- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0248" n="226"/> <p>Welche Folgen dieſe Dinge für den Geiſteszuſtand der<lb/> Menſchen hatten — wer möchte wagen, das zu ermeſſen?<lb/> Wenn wir aber bei den Chroniſten leſen, wie in den letzten<lb/> Jahrhunderten des Mittelalters wahre Geiſtesepidemien<lb/> ganze Schichten der Bevölkerung ergriffen, wenn wir von<lb/> dem Eindruck hören, den der ſchwarze Tod auf die Gemüter<lb/> machte, von den Kinderkreuzzügen, den Geißlerfahrten, den<lb/> Judenſchlächtereien, der Tanzwut in den rheiniſchen Städten:<lb/> ſo können wir nicht umhin, zwiſchen dieſen zwei Erſchei-<lb/> nungsreihen einen Zuſammenhang zu ſuchen. Und damit<lb/> ſtimmt es, daß wir in den Frankfurter Verwaltungsakten<lb/> von nichts häufiger leſen, als von den „Thoren“, von denen<lb/> die „nit wol bei Sinnen“ geweſen; an dreißig verſchiedene<lb/> Ausdrücke kommen für den Begriff geiſteskrank vor. In<lb/> den Stadtrechenbüchern bilden die Koſten für die Verſorgung<lb/> einheimiſcher und die Austreibung fremder Irrſinniger einen<lb/> ſtehenden Poſten. Die erſteren wurden in Türmen, öffent-<lb/> lichen oder privaten Gefängniſſen eingeſperrt; 1477 wurde<lb/> ſogar beim Spital ein beſonderes Gebäude für ſie auf-<lb/> geführt.</p><lb/> <p>Zahlen vermag ich Ihnen freilich für die Verbreitung<lb/> des Uebels nicht anzugeben; ebenſo wenig kann ich ſagen,<lb/> ob Irrſinn oder Blödſinn damals häufiger geweſen.</p><lb/> <p>Auch von den <hi rendition="#g">Lahmen</hi>, den <hi rendition="#g">Tauben</hi>, den <hi rendition="#g">Taub-<lb/> ſtummen</hi> und <hi rendition="#g">Epileptiſchen</hi> kann ich nicht mehr<lb/> ſagen, als daß ſie oft erwähnt werden.</p><lb/> <p>Bezüglich der <hi rendition="#g">Blinden</hi> bin ich dagegen in der günſti-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [226/0248]
Welche Folgen dieſe Dinge für den Geiſteszuſtand der
Menſchen hatten — wer möchte wagen, das zu ermeſſen?
Wenn wir aber bei den Chroniſten leſen, wie in den letzten
Jahrhunderten des Mittelalters wahre Geiſtesepidemien
ganze Schichten der Bevölkerung ergriffen, wenn wir von
dem Eindruck hören, den der ſchwarze Tod auf die Gemüter
machte, von den Kinderkreuzzügen, den Geißlerfahrten, den
Judenſchlächtereien, der Tanzwut in den rheiniſchen Städten:
ſo können wir nicht umhin, zwiſchen dieſen zwei Erſchei-
nungsreihen einen Zuſammenhang zu ſuchen. Und damit
ſtimmt es, daß wir in den Frankfurter Verwaltungsakten
von nichts häufiger leſen, als von den „Thoren“, von denen
die „nit wol bei Sinnen“ geweſen; an dreißig verſchiedene
Ausdrücke kommen für den Begriff geiſteskrank vor. In
den Stadtrechenbüchern bilden die Koſten für die Verſorgung
einheimiſcher und die Austreibung fremder Irrſinniger einen
ſtehenden Poſten. Die erſteren wurden in Türmen, öffent-
lichen oder privaten Gefängniſſen eingeſperrt; 1477 wurde
ſogar beim Spital ein beſonderes Gebäude für ſie auf-
geführt.
Zahlen vermag ich Ihnen freilich für die Verbreitung
des Uebels nicht anzugeben; ebenſo wenig kann ich ſagen,
ob Irrſinn oder Blödſinn damals häufiger geweſen.
Auch von den Lahmen, den Tauben, den Taub-
ſtummen und Epileptiſchen kann ich nicht mehr
ſagen, als daß ſie oft erwähnt werden.
Bezüglich der Blinden bin ich dagegen in der günſti-
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