Thätigkeit, welche hauptsächlich den Lebensunterhalt der Familie lieferte.
Diese große Zahl von Berufsarten ist eins der wich- tigsten Momente in der sozialen Gliederung der städtischen Bevölkerung. Sie gibt uns einen Maßstab für die Ent- wicklung der mittelalterlichen Arbeitsteilung und ist nur dann in ihrer vollen Bedeutung zu würdigen, wenn wir die eigentümliche Natur dieser mittelalterlichen Arbeitsteilung und die damalige Betriebsweise der Gewerbe im Auge behalten.
Die moderne Betriebsweise in den Gewerben ist eine kapitalistische; sie beruht darauf, Geld in Ware und Ware in mehr Geld zu verwandeln. Der Unternehmer kauft Rohstoffe, Werkzeuge, Maschinen, Arbeitsleistungen und verkauft die durch das Zusammenwirken dieser Betriebs- Elemente entstandenen Produkte mit Gewinn. Der letztere ist um so größer, je höher die Auslage, je rascher der Kapitalumschlag.
Die moderne Arbeitsteilung ist vorzugsweise Arbeitszerlegung. Bei ihr handelt es sich darum, daß viele verschieden qualifizierte Hände in derselben Produktionsstätte bei der Fertigstellung einer Ware zusammenwirken, meist noch unterstützt durch mechanische Triebwerke und Arbeits- maschinen. Jeder Fortschritt der Arbeitsteilung bedingt eine Vergrößerung des Betriebs, eine Vermehrung des notwendigen Betriebs- und gewöhnlich auch des Anlage- kapitals.
Thätigkeit, welche hauptſächlich den Lebensunterhalt der Familie lieferte.
Dieſe große Zahl von Berufsarten iſt eins der wich- tigſten Momente in der ſozialen Gliederung der ſtädtiſchen Bevölkerung. Sie gibt uns einen Maßſtab für die Ent- wicklung der mittelalterlichen Arbeitsteilung und iſt nur dann in ihrer vollen Bedeutung zu würdigen, wenn wir die eigentümliche Natur dieſer mittelalterlichen Arbeitsteilung und die damalige Betriebsweiſe der Gewerbe im Auge behalten.
Die moderne Betriebsweiſe in den Gewerben iſt eine kapitaliſtiſche; ſie beruht darauf, Geld in Ware und Ware in mehr Geld zu verwandeln. Der Unternehmer kauft Rohſtoffe, Werkzeuge, Maſchinen, Arbeitsleiſtungen und verkauft die durch das Zuſammenwirken dieſer Betriebs- Elemente entſtandenen Produkte mit Gewinn. Der letztere iſt um ſo größer, je höher die Auslage, je raſcher der Kapitalumſchlag.
Die moderne Arbeitsteilung iſt vorzugsweiſe Arbeitszerlegung. Bei ihr handelt es ſich darum, daß viele verſchieden qualifizierte Hände in derſelben Produktionsſtätte bei der Fertigſtellung einer Ware zuſammenwirken, meiſt noch unterſtützt durch mechaniſche Triebwerke und Arbeits- maſchinen. Jeder Fortſchritt der Arbeitsteilung bedingt eine Vergrößerung des Betriebs, eine Vermehrung des notwendigen Betriebs- und gewöhnlich auch des Anlage- kapitals.
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Thätigkeit, welche hauptſächlich den Lebensunterhalt der
Familie lieferte.
Dieſe große Zahl von Berufsarten iſt eins der wich-
tigſten Momente in der ſozialen Gliederung der ſtädtiſchen
Bevölkerung. Sie gibt uns einen Maßſtab für die Ent-
wicklung der mittelalterlichen Arbeitsteilung
und iſt nur dann in ihrer vollen Bedeutung zu würdigen,
wenn wir die eigentümliche Natur dieſer mittelalterlichen
Arbeitsteilung und die damalige Betriebsweiſe der Gewerbe
im Auge behalten.
Die moderne Betriebsweiſe in den Gewerben
iſt eine kapitaliſtiſche; ſie beruht darauf, Geld in Ware und
Ware in mehr Geld zu verwandeln. Der Unternehmer
kauft Rohſtoffe, Werkzeuge, Maſchinen, Arbeitsleiſtungen
und verkauft die durch das Zuſammenwirken dieſer Betriebs-
Elemente entſtandenen Produkte mit Gewinn. Der letztere
iſt um ſo größer, je höher die Auslage, je raſcher der
Kapitalumſchlag.
Die moderne Arbeitsteilung iſt vorzugsweiſe
Arbeitszerlegung. Bei ihr handelt es ſich darum, daß viele
verſchieden qualifizierte Hände in derſelben Produktionsſtätte
bei der Fertigſtellung einer Ware zuſammenwirken, meiſt
noch unterſtützt durch mechaniſche Triebwerke und Arbeits-
maſchinen. Jeder Fortſchritt der Arbeitsteilung bedingt
eine Vergrößerung des Betriebs, eine Vermehrung des
notwendigen Betriebs- und gewöhnlich auch des Anlage-
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Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buecher_volkswirtschaft_1893/254>, abgerufen am 22.11.2024.
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