Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893.ihrer Existenz sein mögen 1). Die Nord- und Südränder Auch in unserer Sprache hat diese längst verflossene Es ist ein nahe liegender Schluß, daß jener Zustand 1) Vgl. Z. Dimitroff, Die Geringschätzung des menschlichen
Lebens und ihre Ursachen bei den Naturvölkern, Leipzig 1891, S. 33 ff. ihrer Exiſtenz ſein mögen 1). Die Nord- und Südränder Auch in unſerer Sprache hat dieſe längſt verfloſſene Es iſt ein nahe liegender Schluß, daß jener Zuſtand 1) Vgl. Z. Dimitroff, Die Geringſchätzung des menſchlichen
Lebens und ihre Urſachen bei den Naturvölkern, Leipzig 1891, S. 33 ff. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0276" n="254"/> ihrer Exiſtenz ſein mögen <note place="foot" n="1)">Vgl. Z. <hi rendition="#g">Dimitroff</hi>, Die Geringſchätzung des menſchlichen<lb/> Lebens und ihre Urſachen bei den Naturvölkern, Leipzig 1891, S. 33 ff.</note>. Die Nord- und Südränder<lb/> der bewohnten Erde ſind noch heute ganz von Menſchen<lb/> ohne feſten Wohnſitz bevölkert und auch im Innern der-<lb/> ſelben finden ſich weite Länderräume, in denen ein Zuſtand<lb/> permanenter Völkerwanderung herrſcht. Die meiſten Kul-<lb/> turvölker haben Sagen oder geſchichtliche Ueberlieferungen<lb/> eines ſolchen Zuſtandes.</p><lb/> <p>Auch in unſerer Sprache hat dieſe längſt verfloſſene<lb/> Periode allgemeiner Beweglichkeit tiefe Spuren hinterlaſſen.<lb/><hi rendition="#g">Geſund</hi> heißt urſprünglich wegfertig (von <hi rendition="#g">ſenden</hi>-gehen,<lb/> reiſen); <hi rendition="#g">Geſinde</hi>, was heute die dienenden Hausgenoſſen<lb/> bedeutet, iſt in der älteren Sprache das Reiſegefolge; der<lb/><hi rendition="#g">Gefährte</hi> und die <hi rendition="#g">Gefährtin</hi> bezeichnen im ſtrengen<lb/> Wortſinne die Fahrtgenoſſen. <hi rendition="#g">Erfahrung</hi> iſt, was man<lb/> auf der Fahrt erlangt hat und <hi rendition="#g">bewandert</hi> iſt derjenige,<lb/> welcher viel auf der Wanderſchaft war. Die Liſte ſolcher<lb/> Ausdrücke iſt noch lange nicht erſchöpft; in der allgemeinen<lb/> Bedeutung, deren ſie ſich heute erfreuen, drückt ſich die<lb/> Allgemeinheit des konkreten Anſchauungs- und Beobachtungs-<lb/> kreiſes aus, dem ſie zuerſt entſprungen ſind.</p><lb/> <p>Es iſt ein nahe liegender Schluß, daß jener Zuſtand<lb/> der allgemeinen Wanderbewegung mit ſeinen eingewurzelten<lb/> Wanderſitten nicht plötzlich zur Ruhe gekommen ſein könne,<lb/> daß vielmehr der ganze Gang der Weiterentwicklung bis<lb/> auf den heutigen Tag ein Prozeß allmähligen Seßhaft-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [254/0276]
ihrer Exiſtenz ſein mögen 1). Die Nord- und Südränder
der bewohnten Erde ſind noch heute ganz von Menſchen
ohne feſten Wohnſitz bevölkert und auch im Innern der-
ſelben finden ſich weite Länderräume, in denen ein Zuſtand
permanenter Völkerwanderung herrſcht. Die meiſten Kul-
turvölker haben Sagen oder geſchichtliche Ueberlieferungen
eines ſolchen Zuſtandes.
Auch in unſerer Sprache hat dieſe längſt verfloſſene
Periode allgemeiner Beweglichkeit tiefe Spuren hinterlaſſen.
Geſund heißt urſprünglich wegfertig (von ſenden-gehen,
reiſen); Geſinde, was heute die dienenden Hausgenoſſen
bedeutet, iſt in der älteren Sprache das Reiſegefolge; der
Gefährte und die Gefährtin bezeichnen im ſtrengen
Wortſinne die Fahrtgenoſſen. Erfahrung iſt, was man
auf der Fahrt erlangt hat und bewandert iſt derjenige,
welcher viel auf der Wanderſchaft war. Die Liſte ſolcher
Ausdrücke iſt noch lange nicht erſchöpft; in der allgemeinen
Bedeutung, deren ſie ſich heute erfreuen, drückt ſich die
Allgemeinheit des konkreten Anſchauungs- und Beobachtungs-
kreiſes aus, dem ſie zuerſt entſprungen ſind.
Es iſt ein nahe liegender Schluß, daß jener Zuſtand
der allgemeinen Wanderbewegung mit ſeinen eingewurzelten
Wanderſitten nicht plötzlich zur Ruhe gekommen ſein könne,
daß vielmehr der ganze Gang der Weiterentwicklung bis
auf den heutigen Tag ein Prozeß allmähligen Seßhaft-
1) Vgl. Z. Dimitroff, Die Geringſchätzung des menſchlichen
Lebens und ihre Urſachen bei den Naturvölkern, Leipzig 1891, S. 33 ff.
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