armigen, durch ein großartiges Züchtungs- und Erziehungs- system erhaltenen Organismus der geschlossenen Hauswirt- schaft die persönliche Kraft des Sklavenherrn vertausendfacht, und dieser Umstand trug wesentlich dazu bei, die Herrschaft einer Handvoll Aristokraten über eine halbe Welt zu er- möglichen.
Auch der Staat selbst wirtschaftet nicht anders. In Athen wie in Rom sind alle unteren Beamten- und Diener- stellen mit Sklaven besetzt. Sklaven bauen die Straßen und Wasserleitungen, die in eigener Regie ausgeführt wurden, arbeiten in Steinbrüchen und Bergwerken, reinigen die Kloaken; Sklaven sind die Polizeidiener, Scharfrichter und Gefängnißwärter, die Ausrufer bei Volksversammlungen, die Austeiler bei den öffentlichen Kornspenden, die Tempel- und Opferdiener der Priesterkollegien, die Staatskassiere, die Schreiber, die Boten der Magistrate; ein Gefolge von Staatssklaven begleitet jeden Provinzialbeamten oder Feld- herrn nach dem Schauplatz seiner Thätigkeit. Die Mittel zur Unterhaltung dieses Personals flossen in der Haupt- sache aus den Staatsdomänen, den Tributen der Provinzen (in Athen der Bundesgenossen), von denen Cicero sagt, daß sie sind quasi praedia populi Romani, endlich aus gebühren- artigen Abgaben.
Die gleichen Grundzüge zeigt die Wirtschaft der ro- manischen und germanischen Völker im früheren Mittelalter. Auch hier führt das Bedürfnis des ökonomischen Fortschritts zu einem weiteren Ausbau der geschlossenen Hauswirtschaft,
armigen, durch ein großartiges Züchtungs- und Erziehungs- ſyſtem erhaltenen Organismus der geſchloſſenen Hauswirt- ſchaft die perſönliche Kraft des Sklavenherrn vertauſendfacht, und dieſer Umſtand trug weſentlich dazu bei, die Herrſchaft einer Handvoll Ariſtokraten über eine halbe Welt zu er- möglichen.
Auch der Staat ſelbſt wirtſchaftet nicht anders. In Athen wie in Rom ſind alle unteren Beamten- und Diener- ſtellen mit Sklaven beſetzt. Sklaven bauen die Straßen und Waſſerleitungen, die in eigener Regie ausgeführt wurden, arbeiten in Steinbrüchen und Bergwerken, reinigen die Kloaken; Sklaven ſind die Polizeidiener, Scharfrichter und Gefängnißwärter, die Ausrufer bei Volksverſammlungen, die Austeiler bei den öffentlichen Kornſpenden, die Tempel- und Opferdiener der Prieſterkollegien, die Staatskaſſiere, die Schreiber, die Boten der Magiſtrate; ein Gefolge von Staatsſklaven begleitet jeden Provinzialbeamten oder Feld- herrn nach dem Schauplatz ſeiner Thätigkeit. Die Mittel zur Unterhaltung dieſes Perſonals floſſen in der Haupt- ſache aus den Staatsdomänen, den Tributen der Provinzen (in Athen der Bundesgenoſſen), von denen Cicero ſagt, daß ſie ſind quasi praedia populi Romani, endlich aus gebühren- artigen Abgaben.
Die gleichen Grundzüge zeigt die Wirtſchaft der ro- maniſchen und germaniſchen Völker im früheren Mittelalter. Auch hier führt das Bedürfnis des ökonomiſchen Fortſchritts zu einem weiteren Ausbau der geſchloſſenen Hauswirtſchaft,
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armigen, durch ein großartiges Züchtungs- und Erziehungs-
ſyſtem erhaltenen Organismus der geſchloſſenen Hauswirt-
ſchaft die perſönliche Kraft des Sklavenherrn vertauſendfacht,
und dieſer Umſtand trug weſentlich dazu bei, die Herrſchaft
einer Handvoll Ariſtokraten über eine halbe Welt zu er-
möglichen.
Auch der Staat ſelbſt wirtſchaftet nicht anders. In
Athen wie in Rom ſind alle unteren Beamten- und Diener-
ſtellen mit Sklaven beſetzt. Sklaven bauen die Straßen
und Waſſerleitungen, die in eigener Regie ausgeführt wurden,
arbeiten in Steinbrüchen und Bergwerken, reinigen die
Kloaken; Sklaven ſind die Polizeidiener, Scharfrichter und
Gefängnißwärter, die Ausrufer bei Volksverſammlungen,
die Austeiler bei den öffentlichen Kornſpenden, die Tempel-
und Opferdiener der Prieſterkollegien, die Staatskaſſiere,
die Schreiber, die Boten der Magiſtrate; ein Gefolge von
Staatsſklaven begleitet jeden Provinzialbeamten oder Feld-
herrn nach dem Schauplatz ſeiner Thätigkeit. Die Mittel
zur Unterhaltung dieſes Perſonals floſſen in der Haupt-
ſache aus den Staatsdomänen, den Tributen der Provinzen
(in Athen der Bundesgenoſſen), von denen Cicero ſagt, daß
ſie ſind quasi praedia populi Romani, endlich aus gebühren-
artigen Abgaben.
Die gleichen Grundzüge zeigt die Wirtſchaft der ro-
maniſchen und germaniſchen Völker im früheren Mittelalter.
Auch hier führt das Bedürfnis des ökonomiſchen Fortſchritts
zu einem weiteren Ausbau der geſchloſſenen Hauswirtſchaft,
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Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buecher_volkswirtschaft_1893/42>, abgerufen am 21.11.2024.
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