Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893.die in jenen großen Hofwirtschaften ihren Ausdruck fand, Woher kam das? Im alten Italien ging der kleine Bauer zu Grunde, die in jenen großen Hofwirtſchaften ihren Ausdruck fand, Woher kam das? Im alten Italien ging der kleine Bauer zu Grunde, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0043" n="29"/> die in jenen großen Hofwirtſchaften ihren Ausdruck fand,<lb/> welche auf dem ausgedehnten Grundbeſitze der Könige, des<lb/> Adels und der Kirche mit Leibeigenen und Hörigen be-<lb/> trieben wurden. Dieſe <hi rendition="#g">Fronhofswirtſchaft</hi> lehnt<lb/> ſich in den Einzelheiten vielfach an die Ausgeſtaltung an,<lb/> welche die Landwirtſchaft des römiſchen Reiches in der<lb/> ſpäteren Kaiſerzeit durch den Kolonat gefunden hatte. Sie<lb/> hat aber auch manche Aehnlichkeit mit dem konzentrierten<lb/> Plantagenbetrieb, wie wir ihn aus der letzten Zeit der<lb/> römiſchen Republik vorhin geſchildert haben. Aber in einem<lb/> wichtigen Punkte unterſcheidet ſich dieſe Entwickelung der<lb/> arbeitsteiligen Großwirtſchaft von der römiſchen. In Rom<lb/> verſchlingt der große Grundbeſitz den kleinen und erſetzt<lb/> den Arm des Bauern durch den des Sklaven, um dieſen<lb/> ſpäter in den Kolonen umzuwandeln. Der wirtſchaftliche<lb/> Fortſchritt, der in der großen Oikenwirtſchaft liegt, mußte<lb/> erkauft werden mit der Proletariſierung des freien Bauern-<lb/> ſtandes. In der Fronhofsverfaſſung des Mittelalters wird<lb/> der freie Kleingrundbeſitzer zwar dinglich abhängig; aber<lb/> er wird nicht aus dem Beſitze gedrängt; er bewahrt eine<lb/> gewiſſe perſönliche und wirtſchaftliche Selbſtändigkeit und<lb/> nimmt zugleich Teil an der reicheren Güterverſorgung, die<lb/> im Syſtem der geſchloſſenen Hauswirtſchaft der Großbetrieb<lb/> gewährleiſtet.</p><lb/> <p>Woher kam das?</p><lb/> <p>Im alten Italien ging der kleine Bauer zu Grunde,<lb/> weil er gewiſſe öffentliche Laſten, namentlich die Heeres-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [29/0043]
die in jenen großen Hofwirtſchaften ihren Ausdruck fand,
welche auf dem ausgedehnten Grundbeſitze der Könige, des
Adels und der Kirche mit Leibeigenen und Hörigen be-
trieben wurden. Dieſe Fronhofswirtſchaft lehnt
ſich in den Einzelheiten vielfach an die Ausgeſtaltung an,
welche die Landwirtſchaft des römiſchen Reiches in der
ſpäteren Kaiſerzeit durch den Kolonat gefunden hatte. Sie
hat aber auch manche Aehnlichkeit mit dem konzentrierten
Plantagenbetrieb, wie wir ihn aus der letzten Zeit der
römiſchen Republik vorhin geſchildert haben. Aber in einem
wichtigen Punkte unterſcheidet ſich dieſe Entwickelung der
arbeitsteiligen Großwirtſchaft von der römiſchen. In Rom
verſchlingt der große Grundbeſitz den kleinen und erſetzt
den Arm des Bauern durch den des Sklaven, um dieſen
ſpäter in den Kolonen umzuwandeln. Der wirtſchaftliche
Fortſchritt, der in der großen Oikenwirtſchaft liegt, mußte
erkauft werden mit der Proletariſierung des freien Bauern-
ſtandes. In der Fronhofsverfaſſung des Mittelalters wird
der freie Kleingrundbeſitzer zwar dinglich abhängig; aber
er wird nicht aus dem Beſitze gedrängt; er bewahrt eine
gewiſſe perſönliche und wirtſchaftliche Selbſtändigkeit und
nimmt zugleich Teil an der reicheren Güterverſorgung, die
im Syſtem der geſchloſſenen Hauswirtſchaft der Großbetrieb
gewährleiſtet.
Woher kam das?
Im alten Italien ging der kleine Bauer zu Grunde,
weil er gewiſſe öffentliche Laſten, namentlich die Heeres-
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