Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893.in Kasten und Truhe, in Keller und Speicher als eine Art Zu dem letzteren gehört auch das Geld. Soweit es Wo sich eine direkte Staatssteuer ausgebildet hat, ist Die geschlossene Hauswirtschaft wird durch eine Jahr- in Kaſten und Truhe, in Keller und Speicher als eine Art Zu dem letzteren gehört auch das Geld. Soweit es Wo ſich eine direkte Staatsſteuer ausgebildet hat, iſt Die geſchloſſene Hauswirtſchaft wird durch eine Jahr- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0056" n="42"/> in Kaſten und Truhe, in Keller und Speicher als eine Art<lb/> Verſicherungsfonds lagert.</p><lb/> <p>Zu dem letzteren gehört auch das Geld. Soweit es<lb/> im Tauſche gebraucht wird, iſt es für den Empfänger in<lb/> der Regel nicht vorläufiger, ſondern definitiver Gegenwert.<lb/> Seine Hauptrolle ſpielt es nicht auf dem Boden der Tauſch-<lb/> vermittlung, ſondern auf dem der Wertaufbewahrung, der<lb/> Wertmeſſung und Wertübertragung. Darlehen von einer<lb/> Wirtſchaft an die andere finden zwar ſtatt; aber ſie ſind<lb/> in der Regel unverzinslich und dienen konſumtiven Zwecken.<lb/> Der Produktivkredit verträgt ſich mit dieſer Wirtſchafts-<lb/> weiſe nicht. Wo ſich das verzinsliche Gelddarlehen ein-<lb/> drängt, erſcheint es als etwas Unnatürliches und zieht, wie<lb/> man aus der griechiſchen und römiſchen Geſchichte weiß,<lb/> das Verderben des Schuldners nach ſich. Das kanoniſche<lb/> Zinsverbot entſprang darum nicht moraltheologiſcher Be-<lb/> liebung, ſondern ökonomiſcher Notwendigkeit.</p><lb/> <p>Wo ſich eine direkte Staatsſteuer ausgebildet hat, iſt<lb/> es regelmäßig eine außerordentliche Vermögensſteuer, meiſt<lb/> von grundſteuerartigem Charakter. So die atheniſche εἰςφορά,<lb/> das römiſche <hi rendition="#aq">tributum civium</hi> und der mitteralterliche Schoß<lb/> oder die Bede. Die Idee der Einkommensbeſteuerung, ſo<lb/> naturgemäß und ſelbſtverſtändlich ſie <hi rendition="#g">uns</hi> erſcheint, würde<lb/> für unſere Vorfahren ſchlechterdings unfaßbar geweſen ſein.</p><lb/> <p>Die geſchloſſene Hauswirtſchaft wird durch eine Jahr-<lb/> hunderte dauernde Umbildung übergeführt in die <hi rendition="#g">Wirt-<lb/></hi></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [42/0056]
in Kaſten und Truhe, in Keller und Speicher als eine Art
Verſicherungsfonds lagert.
Zu dem letzteren gehört auch das Geld. Soweit es
im Tauſche gebraucht wird, iſt es für den Empfänger in
der Regel nicht vorläufiger, ſondern definitiver Gegenwert.
Seine Hauptrolle ſpielt es nicht auf dem Boden der Tauſch-
vermittlung, ſondern auf dem der Wertaufbewahrung, der
Wertmeſſung und Wertübertragung. Darlehen von einer
Wirtſchaft an die andere finden zwar ſtatt; aber ſie ſind
in der Regel unverzinslich und dienen konſumtiven Zwecken.
Der Produktivkredit verträgt ſich mit dieſer Wirtſchafts-
weiſe nicht. Wo ſich das verzinsliche Gelddarlehen ein-
drängt, erſcheint es als etwas Unnatürliches und zieht, wie
man aus der griechiſchen und römiſchen Geſchichte weiß,
das Verderben des Schuldners nach ſich. Das kanoniſche
Zinsverbot entſprang darum nicht moraltheologiſcher Be-
liebung, ſondern ökonomiſcher Notwendigkeit.
Wo ſich eine direkte Staatsſteuer ausgebildet hat, iſt
es regelmäßig eine außerordentliche Vermögensſteuer, meiſt
von grundſteuerartigem Charakter. So die atheniſche εἰςφορά,
das römiſche tributum civium und der mitteralterliche Schoß
oder die Bede. Die Idee der Einkommensbeſteuerung, ſo
naturgemäß und ſelbſtverſtändlich ſie uns erſcheint, würde
für unſere Vorfahren ſchlechterdings unfaßbar geweſen ſein.
Die geſchloſſene Hauswirtſchaft wird durch eine Jahr-
hunderte dauernde Umbildung übergeführt in die Wirt-
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