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Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893.

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hatte, verselbständigt sich. Es entstehen die Staatsposten,
die Zeitungen, die nationale Handelsflotte; es bildet sich
das Versicherungswesen aus. Ueberall neue Organisationen,
welche darauf berechnet sind, die wirtschaftlichen Bedürfnisse
Vieler zu befriedigen: eine nationale Industrie, ein nationaler
Markt, nationale Verkehrsanstalten; überall das kapita-
listische Unternehmerprinzip des Handels.

Es ist bekannt, wie der absolutistische Staat diese Be-
wegung förderte, wie er oft genug, um die Entwickelung
zu beschleunigen, künstlich ins Dasein rief, was nicht aus
eigener Kraft emporkommen wollte. Trotzdem bestand bis
gegen Ende des vorigen Jahrhunderts die alte stadtwirt-
schaftliche Organisation mit ihren Zunft- und Bannrechten,
mit der scharfen Trennung von Stadt und Land fort,
wenn auch vielfach durch die Landesgesetzgebung beschränkt
-- unbekümmert um das neue volkswirtschaftliche Leben,
das ringsum aufsproßte und um die Fülle neuer Verkehrs-
erscheinungen, die es gezeitigt hatte. Als die Physiokraten
und Adam Smith die letzteren zuerst der wissenschaft-
lichen Beobachtung unterwarfen, haben sie merkwürdiger
Weise vollständig übersehen, daß es sich nicht um ein
spontan gewordenes Ergebnis rein gesellschaftlicher Be-
thätigung, sondern mit um eine Frucht erzieherischer Staats-
thätigkeit handelte. Die Schranken, deren Beseitigung sie
verlangten, waren entweder die versteinerten Ueberreste der
älteren Wirtschaftsepochen, wie die Grundlasten, die Zünfte,
die lokalen Zwangsrechte, die Beschränkungen der Frei-

hatte, verſelbſtändigt ſich. Es entſtehen die Staatspoſten,
die Zeitungen, die nationale Handelsflotte; es bildet ſich
das Verſicherungsweſen aus. Ueberall neue Organiſationen,
welche darauf berechnet ſind, die wirtſchaftlichen Bedürfniſſe
Vieler zu befriedigen: eine nationale Induſtrie, ein nationaler
Markt, nationale Verkehrsanſtalten; überall das kapita-
liſtiſche Unternehmerprinzip des Handels.

Es iſt bekannt, wie der abſolutiſtiſche Staat dieſe Be-
wegung förderte, wie er oft genug, um die Entwickelung
zu beſchleunigen, künſtlich ins Daſein rief, was nicht aus
eigener Kraft emporkommen wollte. Trotzdem beſtand bis
gegen Ende des vorigen Jahrhunderts die alte ſtadtwirt-
ſchaftliche Organiſation mit ihren Zunft- und Bannrechten,
mit der ſcharfen Trennung von Stadt und Land fort,
wenn auch vielfach durch die Landesgeſetzgebung beſchränkt
— unbekümmert um das neue volkswirtſchaftliche Leben,
das ringsum aufſproßte und um die Fülle neuer Verkehrs-
erſcheinungen, die es gezeitigt hatte. Als die Phyſiokraten
und Adam Smith die letzteren zuerſt der wiſſenſchaft-
lichen Beobachtung unterwarfen, haben ſie merkwürdiger
Weiſe vollſtändig überſehen, daß es ſich nicht um ein
ſpontan gewordenes Ergebnis rein geſellſchaftlicher Be-
thätigung, ſondern mit um eine Frucht erzieheriſcher Staats-
thätigkeit handelte. Die Schranken, deren Beſeitigung ſie
verlangten, waren entweder die verſteinerten Ueberreſte der
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[73/0087] hatte, verſelbſtändigt ſich. Es entſtehen die Staatspoſten, die Zeitungen, die nationale Handelsflotte; es bildet ſich das Verſicherungsweſen aus. Ueberall neue Organiſationen, welche darauf berechnet ſind, die wirtſchaftlichen Bedürfniſſe Vieler zu befriedigen: eine nationale Induſtrie, ein nationaler Markt, nationale Verkehrsanſtalten; überall das kapita- liſtiſche Unternehmerprinzip des Handels. Es iſt bekannt, wie der abſolutiſtiſche Staat dieſe Be- wegung förderte, wie er oft genug, um die Entwickelung zu beſchleunigen, künſtlich ins Daſein rief, was nicht aus eigener Kraft emporkommen wollte. Trotzdem beſtand bis gegen Ende des vorigen Jahrhunderts die alte ſtadtwirt- ſchaftliche Organiſation mit ihren Zunft- und Bannrechten, mit der ſcharfen Trennung von Stadt und Land fort, wenn auch vielfach durch die Landesgeſetzgebung beſchränkt — unbekümmert um das neue volkswirtſchaftliche Leben, das ringsum aufſproßte und um die Fülle neuer Verkehrs- erſcheinungen, die es gezeitigt hatte. Als die Phyſiokraten und Adam Smith die letzteren zuerſt der wiſſenſchaft- lichen Beobachtung unterwarfen, haben ſie merkwürdiger Weiſe vollſtändig überſehen, daß es ſich nicht um ein ſpontan gewordenes Ergebnis rein geſellſchaftlicher Be- thätigung, ſondern mit um eine Frucht erzieheriſcher Staats- thätigkeit handelte. Die Schranken, deren Beſeitigung ſie verlangten, waren entweder die verſteinerten Ueberreſte der älteren Wirtſchaftsepochen, wie die Grundlaſten, die Zünfte, die lokalen Zwangsrechte, die Beſchränkungen der Frei-

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Zitationshilfe: Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buecher_volkswirtschaft_1893/87>, abgerufen am 24.11.2024.