Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835. Julie. Du kennst mich, Danton. Danton. Ja, was man so kennen heißt. Du hast dunkle Augen und lockiges Haar und einen feinen Teint, und sagst immer zu mir: lieber Georg! Aber (er deutet ihr auf Stirn und Augen) da, da, was liegt hinter dem? Geh', wir haben grobe Sinne. Einander kennen? Wir müßten uns die Schädel- decken aufbrechen und die Gedanken einander aus den Hirnfasern zerren. -- Eine Dame (zu Herault). Was haben Sie nur mit Ihren Fingern vor? Herault. Nichts. Dame. Schlagen Sie den Daumen nicht so ein, es ist nicht zum Ansehen. Herault. Geh'n Sie nur, das Ding hat eine ganz eigne Physiognomie. -- Danton. Nein, Julie, ich liebe dich wie das Grab. Julie (sich abwendend). Oh! Julie. Du kennſt mich, Danton. Danton. Ja, was man ſo kennen heißt. Du haſt dunkle Augen und lockiges Haar und einen feinen Teint, und ſagſt immer zu mir: lieber Georg! Aber (er deutet ihr auf Stirn und Augen) da, da, was liegt hinter dem? Geh’, wir haben grobe Sinne. Einander kennen? Wir müßten uns die Schädel- decken aufbrechen und die Gedanken einander aus den Hirnfaſern zerren. — Eine Dame (zu Hérault). Was haben Sie nur mit Ihren Fingern vor? Hérault. Nichts. Dame. Schlagen Sie den Daumen nicht ſo ein, es iſt nicht zum Anſehen. Hérault. Geh’n Sie nur, das Ding hat eine ganz eigne Phyſiognomie. — Danton. Nein, Julie, ich liebe dich wie das Grab. Julie (ſich abwendend). Oh! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0010" n="6"/> <sp who="#JUL"> <speaker><hi rendition="#g">Julie</hi>.</speaker><lb/> <p>Du kennſt mich, Danton.</p> </sp><lb/> <sp who="#DAN"> <speaker><hi rendition="#g">Danton</hi>.</speaker><lb/> <p>Ja, was man ſo kennen heißt. Du haſt dunkle<lb/> Augen und lockiges Haar und einen feinen Teint,<lb/> und ſagſt immer zu mir: lieber Georg! Aber<lb/><stage>(er deutet ihr auf Stirn und Augen)</stage> da, da, was<lb/> liegt hinter dem? Geh’, wir haben grobe Sinne.<lb/> Einander kennen? Wir müßten uns die Schädel-<lb/> decken aufbrechen und die Gedanken einander aus<lb/> den Hirnfaſern zerren. —</p> </sp><lb/> <sp who="#DAM"> <speaker> <hi rendition="#g">Eine Dame</hi> </speaker> <stage>(zu H<hi rendition="#aq">é</hi>rault).</stage><lb/> <p>Was haben Sie nur mit Ihren Fingern vor?</p> </sp><lb/> <sp who="#HERA"> <speaker><hi rendition="#g">H<hi rendition="#aq">é</hi>rault</hi>.</speaker><lb/> <p>Nichts.</p> </sp><lb/> <sp who="#DAM"> <speaker><hi rendition="#g">Dame</hi>.</speaker><lb/> <p>Schlagen Sie den Daumen nicht ſo ein, es iſt<lb/> nicht zum Anſehen.</p> </sp><lb/> <sp who="#HERA"> <speaker><hi rendition="#g">H<hi rendition="#aq">é</hi>rault</hi>.</speaker><lb/> <p>Geh’n Sie nur, das Ding hat eine ganz eigne<lb/> Phyſiognomie. —</p> </sp><lb/> <sp who="#DAN"> <speaker><hi rendition="#g">Danton</hi>.</speaker><lb/> <p>Nein, Julie, ich liebe dich wie das Grab.</p> </sp><lb/> <sp who="#JUL"> <speaker> <hi rendition="#g">Julie</hi> </speaker> <stage>(ſich abwendend).</stage><lb/> <p>Oh!</p> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [6/0010]
Julie.
Du kennſt mich, Danton.
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und ſagſt immer zu mir: lieber Georg! Aber
(er deutet ihr auf Stirn und Augen) da, da, was
liegt hinter dem? Geh’, wir haben grobe Sinne.
Einander kennen? Wir müßten uns die Schädel-
decken aufbrechen und die Gedanken einander aus
den Hirnfaſern zerren. —
Eine Dame (zu Hérault).
Was haben Sie nur mit Ihren Fingern vor?
Hérault.
Nichts.
Dame.
Schlagen Sie den Daumen nicht ſo ein, es iſt
nicht zum Anſehen.
Hérault.
Geh’n Sie nur, das Ding hat eine ganz eigne
Phyſiognomie. —
Danton.
Nein, Julie, ich liebe dich wie das Grab.
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