Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835. Danton. Die Leute sagen, im Grab sei Ruhe, und Grab und Ruhe seien eins. Wenn das ist, lieg' ich in dei- nem Schooß schon unter der Erde. Du süßes Grab, deine Lippen sind Todtenglocken, deine Stimme ist mein Grabgeläute, deine Brust mein Grabhügel und dein Herz mein Sarg. -- Dame. Verloren! Herault. Das war ein verliebtes Abentheuer, es kostet Geld, wie alle andern. Dame. Dann haben Sie Ihre Liebeserklärungen, wie ein Taubstummer, mit den Fingern gemacht. Herault. Ei, warum nicht? Man will sogar behaupten, gerade die würden am leichtesten verstanden. Ich zettelte eine Liebschaft mit einer Kartenkönigin an, meine Finger waren in Spinnen verwandelte Prin- zen. Sie, Madame, waren die Fee; aber es ging schlecht, die Dame lag immer in den Wochen, je- den Augenblick erwischte sie einen Buben. Ich würde meine Tochter dergleichen nicht spielen lassen, die Danton. Die Leute ſagen, im Grab ſei Ruhe, und Grab und Ruhe ſeien eins. Wenn das iſt, lieg’ ich in dei- nem Schooß ſchon unter der Erde. Du ſüßes Grab, deine Lippen ſind Todtenglocken, deine Stimme iſt mein Grabgeläute, deine Bruſt mein Grabhügel und dein Herz mein Sarg. — Dame. Verloren! Hérault. Das war ein verliebtes Abentheuer, es koſtet Geld, wie alle andern. Dame. Dann haben Sie Ihre Liebeserklärungen, wie ein Taubſtummer, mit den Fingern gemacht. Hérault. Ei, warum nicht? Man will ſogar behaupten, gerade die würden am leichteſten verſtanden. Ich zettelte eine Liebſchaft mit einer Kartenkönigin an, meine Finger waren in Spinnen verwandelte Prin- zen. Sie, Madame, waren die Fee; aber es ging ſchlecht, die Dame lag immer in den Wochen, je- den Augenblick erwiſchte ſie einen Buben. Ich würde meine Tochter dergleichen nicht ſpielen laſſen, die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0011" n="7"/> <sp who="#DAN"> <speaker><hi rendition="#g">Danton</hi>.</speaker><lb/> <p>Die Leute ſagen, im Grab ſei Ruhe, und Grab<lb/> und Ruhe ſeien eins. Wenn das iſt, lieg’ ich in dei-<lb/> nem Schooß ſchon unter der Erde. Du ſüßes<lb/> Grab, deine Lippen ſind Todtenglocken, deine Stimme<lb/> iſt mein Grabgeläute, deine Bruſt mein Grabhügel<lb/> und dein Herz mein Sarg. —</p> </sp><lb/> <sp who="#DAM"> <speaker><hi rendition="#g">Dame</hi>.</speaker><lb/> <p>Verloren!</p> </sp><lb/> <sp who="#HERA"> <speaker><hi rendition="#g">H<hi rendition="#aq">é</hi>rault</hi>.</speaker><lb/> <p>Das war ein verliebtes Abentheuer, es koſtet<lb/> Geld, wie alle andern.</p> </sp><lb/> <sp who="#DAM"> <speaker><hi rendition="#g">Dame</hi>.</speaker><lb/> <p>Dann haben Sie Ihre Liebeserklärungen, wie<lb/> ein Taubſtummer, mit den Fingern gemacht.</p> </sp><lb/> <sp who="#HERA"> <speaker><hi rendition="#g">H<hi rendition="#aq">é</hi>rault</hi>.</speaker><lb/> <p>Ei, warum nicht? Man will ſogar behaupten,<lb/> gerade <hi rendition="#g">die</hi> würden am leichteſten verſtanden. Ich<lb/> zettelte eine Liebſchaft mit einer Kartenkönigin an,<lb/> meine Finger waren in Spinnen verwandelte Prin-<lb/> zen. Sie, Madame, waren die Fee; aber es ging<lb/> ſchlecht, die Dame lag immer in den Wochen, je-<lb/> den Augenblick erwiſchte ſie einen Buben. Ich würde<lb/> meine Tochter dergleichen nicht ſpielen laſſen, die<lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [7/0011]
Danton.
Die Leute ſagen, im Grab ſei Ruhe, und Grab
und Ruhe ſeien eins. Wenn das iſt, lieg’ ich in dei-
nem Schooß ſchon unter der Erde. Du ſüßes
Grab, deine Lippen ſind Todtenglocken, deine Stimme
iſt mein Grabgeläute, deine Bruſt mein Grabhügel
und dein Herz mein Sarg. —
Dame.
Verloren!
Hérault.
Das war ein verliebtes Abentheuer, es koſtet
Geld, wie alle andern.
Dame.
Dann haben Sie Ihre Liebeserklärungen, wie
ein Taubſtummer, mit den Fingern gemacht.
Hérault.
Ei, warum nicht? Man will ſogar behaupten,
gerade die würden am leichteſten verſtanden. Ich
zettelte eine Liebſchaft mit einer Kartenkönigin an,
meine Finger waren in Spinnen verwandelte Prin-
zen. Sie, Madame, waren die Fee; aber es ging
ſchlecht, die Dame lag immer in den Wochen, je-
den Augenblick erwiſchte ſie einen Buben. Ich würde
meine Tochter dergleichen nicht ſpielen laſſen, die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |