Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835.
einen Tarquinius aus der Tugendrepublik einer Jung- frau zu treiben. Callot. Sie ist zu alt. Madame verlangt den Tod, sie weiß sich auszudrücken, das Gefängniß liegt auf ihr wie ein Sargdeckel. Sie sitzt erst seit vier Wochen. Die Antwort ist leicht. (Er schreibt und liest.) Bürgerin, es ist noch nicht lange genug, daß du den Tod wünschest. Barrere. Gut gesagt. Aber Callot, es ist nicht gut, daß die Guillotine zu lachen anfängt; die Leute haben sonst keine Furcht mehr davor, man muß sich nicht so familiär machen. (St. Just kommt zurück.) St. Just. Eben erhalte ich eine Denunciation. Man con- spirirt in den Gefängnissen; ein junger Mensch, Namens Laflotte, hat Alles entdeckt. Er saß mit Dillon im nämlichen Zimmer. Dillon hat getrun- ken und geplaudert. Barrere. Er schneidet sich mit seiner Bouteille den Hals ab; das ist schon mehr vorgekommen.
einen Tarquinius aus der Tugendrepublik einer Jung- frau zu treiben. Callot. Sie iſt zu alt. Madame verlangt den Tod, ſie weiß ſich auszudrücken, das Gefängniß liegt auf ihr wie ein Sargdeckel. Sie ſitzt erſt ſeit vier Wochen. Die Antwort iſt leicht. (Er ſchreibt und lieſt.) Bürgerin, es iſt noch nicht lange genug, daß du den Tod wünſcheſt. Barrère. Gut geſagt. Aber Callot, es iſt nicht gut, daß die Guillotine zu lachen anfängt; die Leute haben ſonſt keine Furcht mehr davor, man muß ſich nicht ſo familiär machen. (St. Juſt kommt zurück.) St. Juſt. Eben erhalte ich eine Denunciation. Man con- ſpirirt in den Gefängniſſen; ein junger Menſch, Namens Laflotte, hat Alles entdeckt. Er ſaß mit Dillon im nämlichen Zimmer. Dillon hat getrun- ken und geplaudert. Barrère. Er ſchneidet ſich mit ſeiner Bouteille den Hals ab; das iſt ſchon mehr vorgekommen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#BAR"> <p><pb facs="#f0118" n="114"/> einen Tarquinius aus der Tugendrepublik einer Jung-<lb/> frau zu treiben.</p> </sp><lb/> <sp who="#CAL"> <speaker><hi rendition="#g">Callot</hi>.</speaker><lb/> <p>Sie iſt zu alt. Madame verlangt den Tod,<lb/> ſie weiß ſich auszudrücken, das Gefängniß liegt auf<lb/> ihr wie ein Sargdeckel. Sie ſitzt erſt ſeit vier<lb/> Wochen. Die Antwort iſt leicht. <stage>(Er ſchreibt und lieſt.)</stage><lb/> Bürgerin, es iſt noch nicht lange genug, daß du<lb/> den Tod wünſcheſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#BAR"> <speaker><hi rendition="#g">Barr<hi rendition="#aq">è</hi>re</hi>.</speaker><lb/> <p>Gut geſagt. Aber Callot, es iſt nicht gut, daß<lb/> die Guillotine zu lachen anfängt; die Leute haben<lb/> ſonſt keine Furcht mehr davor, man muß ſich nicht<lb/> ſo familiär machen.</p><lb/> <stage>(<hi rendition="#g">St. Juſt</hi> kommt zurück.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#STJU "> <speaker><hi rendition="#g">St. Juſt</hi>.</speaker><lb/> <p>Eben erhalte ich eine Denunciation. Man con-<lb/> ſpirirt in den Gefängniſſen; ein junger Menſch,<lb/> Namens Laflotte, hat Alles entdeckt. Er ſaß mit<lb/> Dillon im nämlichen Zimmer. Dillon hat getrun-<lb/> ken und geplaudert.</p> </sp><lb/> <sp who="#BAR"> <speaker><hi rendition="#g">Barr<hi rendition="#aq">è</hi>re</hi>.</speaker><lb/> <p>Er ſchneidet ſich mit ſeiner Bouteille den Hals<lb/> ab; das iſt ſchon mehr vorgekommen.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [114/0118]
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Callot.
Sie iſt zu alt. Madame verlangt den Tod,
ſie weiß ſich auszudrücken, das Gefängniß liegt auf
ihr wie ein Sargdeckel. Sie ſitzt erſt ſeit vier
Wochen. Die Antwort iſt leicht. (Er ſchreibt und lieſt.)
Bürgerin, es iſt noch nicht lange genug, daß du
den Tod wünſcheſt.
Barrère.
Gut geſagt. Aber Callot, es iſt nicht gut, daß
die Guillotine zu lachen anfängt; die Leute haben
ſonſt keine Furcht mehr davor, man muß ſich nicht
ſo familiär machen.
(St. Juſt kommt zurück.)
St. Juſt.
Eben erhalte ich eine Denunciation. Man con-
ſpirirt in den Gefängniſſen; ein junger Menſch,
Namens Laflotte, hat Alles entdeckt. Er ſaß mit
Dillon im nämlichen Zimmer. Dillon hat getrun-
ken und geplaudert.
Barrère.
Er ſchneidet ſich mit ſeiner Bouteille den Hals
ab; das iſt ſchon mehr vorgekommen.
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