Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835. Danton. Ruhe. Philippeau. Die ist in Gott. Danton. Im Nichts: Versenke dich in was Ruhigers, als in das Nichts, und wenn die höchste Ruhe Gott ist, ist nicht das Nichts Gott? Aber ich bin ein Atheist; der verfluchte Satz! Etwas kann nicht zu Nichts werden! und ich bin Etwas, das ist der Jammer! -- Die Schöpfung hat sich so breit gemacht, da ist nichts leer. Alles voll Gewimmels. Das Nichts hat sich ermordet, die Schöpfung ist seine Wunde, wir sind seine Blutstropfen, die Welt ist das Grab, worin es fault. -- Das lautet ver- rückt, es ist aber doch was Wahres dran. Camille. Die Welt ist der ewige Jude, das Nichts ist der Tod, aber er ist unmöglich. O! nicht sterben können, nicht sterben können! wie es im Lied heißt. Danton. Wir sind Alle lebendig begraben, und wie Kö- nige in drei- oder vierfachen Särgen beigesetzt, unter dem Himmel, in unsern Häusern, in unsern Röcken Danton. Ruhe. Philippeau. Die iſt in Gott. Danton. Im Nichts: Verſenke dich in was Ruhigers, als in das Nichts, und wenn die höchſte Ruhe Gott iſt, iſt nicht das Nichts Gott? Aber ich bin ein Atheiſt; der verfluchte Satz! Etwas kann nicht zu Nichts werden! und ich bin Etwas, das iſt der Jammer! — Die Schöpfung hat ſich ſo breit gemacht, da iſt nichts leer. Alles voll Gewimmels. Das Nichts hat ſich ermordet, die Schöpfung iſt ſeine Wunde, wir ſind ſeine Blutstropfen, die Welt iſt das Grab, worin es fault. — Das lautet ver- rückt, es iſt aber doch was Wahres dran. Camille. Die Welt iſt der ewige Jude, das Nichts iſt der Tod, aber er iſt unmöglich. O! nicht ſterben können, nicht ſterben können! wie es im Lied heißt. Danton. Wir ſind Alle lebendig begraben, und wie Kö- nige in drei- oder vierfachen Särgen beigeſetzt, unter dem Himmel, in unſern Häuſern, in unſern Röcken <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0125" n="121"/> <sp who="#DAN"> <speaker><hi rendition="#g">Danton</hi>.</speaker><lb/> <p>Ruhe.</p> </sp><lb/> <sp who="#PHI"> <speaker><hi rendition="#g">Philippeau</hi>.</speaker><lb/> <p>Die iſt in Gott.</p> </sp><lb/> <sp who="#DAN"> <speaker><hi rendition="#g">Danton</hi>.</speaker><lb/> <p>Im Nichts: Verſenke dich in was Ruhigers, als<lb/> in das Nichts, und wenn die höchſte Ruhe Gott<lb/> iſt, iſt nicht das Nichts Gott? Aber ich bin ein<lb/> Atheiſt; der verfluchte Satz! Etwas kann nicht zu<lb/> Nichts werden! und ich bin Etwas, das iſt der<lb/> Jammer! — Die Schöpfung hat ſich ſo breit<lb/> gemacht, da iſt nichts leer. Alles voll Gewimmels.<lb/> Das Nichts hat ſich ermordet, die Schöpfung iſt<lb/> ſeine Wunde, wir ſind ſeine Blutstropfen, die Welt<lb/> iſt das Grab, worin es fault. — Das lautet ver-<lb/> rückt, es iſt aber doch was Wahres dran.</p> </sp><lb/> <sp who="#CAM"> <speaker><hi rendition="#g">Camille</hi>.</speaker><lb/> <p>Die Welt iſt der ewige Jude, das Nichts iſt<lb/> der Tod, aber er iſt unmöglich. O! nicht ſterben<lb/> können, nicht ſterben können! wie es im Lied heißt.</p> </sp><lb/> <sp who="#DAN"> <speaker><hi rendition="#g">Danton</hi>.</speaker><lb/> <p>Wir ſind Alle lebendig begraben, und wie Kö-<lb/> nige in drei- oder vierfachen Särgen beigeſetzt, unter<lb/> dem Himmel, in unſern Häuſern, in unſern Röcken<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [121/0125]
Danton.
Ruhe.
Philippeau.
Die iſt in Gott.
Danton.
Im Nichts: Verſenke dich in was Ruhigers, als
in das Nichts, und wenn die höchſte Ruhe Gott
iſt, iſt nicht das Nichts Gott? Aber ich bin ein
Atheiſt; der verfluchte Satz! Etwas kann nicht zu
Nichts werden! und ich bin Etwas, das iſt der
Jammer! — Die Schöpfung hat ſich ſo breit
gemacht, da iſt nichts leer. Alles voll Gewimmels.
Das Nichts hat ſich ermordet, die Schöpfung iſt
ſeine Wunde, wir ſind ſeine Blutstropfen, die Welt
iſt das Grab, worin es fault. — Das lautet ver-
rückt, es iſt aber doch was Wahres dran.
Camille.
Die Welt iſt der ewige Jude, das Nichts iſt
der Tod, aber er iſt unmöglich. O! nicht ſterben
können, nicht ſterben können! wie es im Lied heißt.
Danton.
Wir ſind Alle lebendig begraben, und wie Kö-
nige in drei- oder vierfachen Särgen beigeſetzt, unter
dem Himmel, in unſern Häuſern, in unſern Röcken
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Zitationshilfe: | Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_danton_1835/125>, abgerufen am 16.02.2025. |