Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835. Rosalie. Wir hatten schon lange nicht das Vergnügen. Marion. Es war mir recht leid. Adelaide. Ach Gott, wir sind Tag und Nacht beschäftigt. Danton (zu Rosalie). Ei, Kleine, du hast geschmeidige Hüften be- kommen. Rosalie. Ach ja, man vervollkommnet sich täglich. Lacroix. Was ist der Unterschied zwischen dem antiken und einem modernen Adonis? Danton. Und Adelaide ist sittsam-interessant geworden; eine pikante Abwechslung. Ihr Gesicht sieht aus wie ein Feigenblatt, das sie sich vor den ganzen Leib hält. So ein Feigenbaum an einer so gang- baren Straße gibt einen erquicklichen Schatten. Lacroix. So höre doch; ein moderner Adonis wird nicht von einem Eber, sondern von Säuen zerrissen; er bekommt seine Wunde nicht am Schenkel, sondern Roſalie. Wir hatten ſchon lange nicht das Vergnügen. Marion. Es war mir recht leid. Adelaide. Ach Gott, wir ſind Tag und Nacht beſchäftigt. Danton (zu Roſalie). Ei, Kleine, du haſt geſchmeidige Hüften be- kommen. Roſalie. Ach ja, man vervollkommnet ſich täglich. Lacroix. Was iſt der Unterſchied zwiſchen dem antiken und einem modernen Adonis? Danton. Und Adelaide iſt ſittſam-intereſſant geworden; eine pikante Abwechslung. Ihr Geſicht ſieht aus wie ein Feigenblatt, das ſie ſich vor den ganzen Leib hält. So ein Feigenbaum an einer ſo gang- baren Straße gibt einen erquicklichen Schatten. Lacroix. So höre doch; ein moderner Adonis wird nicht von einem Eber, ſondern von Säuen zerriſſen; er bekommt ſeine Wunde nicht am Schenkel, ſondern <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0041" n="37"/> <sp who="#ROS"> <speaker><hi rendition="#g">Roſalie</hi>.</speaker><lb/> <p>Wir hatten ſchon lange nicht das Vergnügen.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker><hi rendition="#g">Marion</hi>.</speaker><lb/> <p>Es war mir recht leid.</p> </sp><lb/> <sp who="#ADE"> <speaker><hi rendition="#g">Adelaide</hi>.</speaker><lb/> <p>Ach Gott, wir ſind Tag und Nacht beſchäftigt.</p> </sp><lb/> <sp who="#DAN"> <speaker> <hi rendition="#g">Danton</hi> </speaker> <stage>(zu Roſalie).</stage><lb/> <p>Ei, Kleine, du haſt geſchmeidige Hüften be-<lb/> kommen.</p> </sp><lb/> <sp who="#ROS"> <speaker><hi rendition="#g">Roſalie</hi>.</speaker><lb/> <p>Ach ja, man vervollkommnet ſich täglich.</p> </sp><lb/> <sp who="#LAC"> <speaker><hi rendition="#g">Lacroix</hi>.</speaker><lb/> <p>Was iſt der Unterſchied zwiſchen dem antiken<lb/> und einem modernen Adonis?</p> </sp><lb/> <sp who="#DAN"> <speaker><hi rendition="#g">Danton</hi>.</speaker><lb/> <p>Und Adelaide iſt ſittſam-intereſſant geworden;<lb/> eine pikante Abwechslung. Ihr Geſicht ſieht aus<lb/> wie ein Feigenblatt, das ſie ſich vor den ganzen<lb/> Leib hält. So ein Feigenbaum an einer ſo gang-<lb/> baren Straße gibt einen erquicklichen Schatten.</p> </sp><lb/> <sp who="#LAC"> <speaker><hi rendition="#g">Lacroix</hi>.</speaker><lb/> <p>So höre doch; ein moderner Adonis wird nicht<lb/> von einem Eber, ſondern von Säuen zerriſſen; er<lb/> bekommt ſeine Wunde nicht am Schenkel, ſondern<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [37/0041]
Roſalie.
Wir hatten ſchon lange nicht das Vergnügen.
Marion.
Es war mir recht leid.
Adelaide.
Ach Gott, wir ſind Tag und Nacht beſchäftigt.
Danton (zu Roſalie).
Ei, Kleine, du haſt geſchmeidige Hüften be-
kommen.
Roſalie.
Ach ja, man vervollkommnet ſich täglich.
Lacroix.
Was iſt der Unterſchied zwiſchen dem antiken
und einem modernen Adonis?
Danton.
Und Adelaide iſt ſittſam-intereſſant geworden;
eine pikante Abwechslung. Ihr Geſicht ſieht aus
wie ein Feigenblatt, das ſie ſich vor den ganzen
Leib hält. So ein Feigenbaum an einer ſo gang-
baren Straße gibt einen erquicklichen Schatten.
Lacroix.
So höre doch; ein moderner Adonis wird nicht
von einem Eber, ſondern von Säuen zerriſſen; er
bekommt ſeine Wunde nicht am Schenkel, ſondern
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