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Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835.

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Guillotinen-Betschwestern aufnehmen; sonst weiß ich
nichts. Es läßt sich an den Fingern herzählen:
Die Jacobiner haben erklärt, daß die Tugend an
der Tagesordnung sei. Die Cordeliers nennen mich
Hebert's Henker, der Gemeinderath thut Buße. Der
Convent -- das wäre noch ein Mittel! aber es
gäbe einen 31. Mai, sie würden nicht gutwillig
weichen. Robespierre ist das Dogma der Revolu-
tion, es darf nicht ausgestrichen werden. Es ginge
auch nicht. Wir haben nicht die Revolution, die
Revolution hat uns gemacht. -- Und, -- wenn es ginge
-- ich will lieber guillotinirt werden, als guilloti-
niren lassen. Ich habe es satt; wozu sollen wir
Menschen mit einander kämpfen? Wir sollten uns
neben einander setzen und Ruhe haben. Es wurde
ein Fehler gemacht, wie wir geschaffen wurden; es
fehlt uns freilich etwas, ich habe keinen Namen
dafür, aber wir werden es uns einander nicht aus
den Eingeweiden herauswühlen, was sollen wir uns
darum die Leiber aufbrechen? Geht, wir sind elende
Alchymisten.
Camille.
Pathetischer gesagt, würde es heißen: wie lange
soll die Menschheit in ewigem Hunger ihre eignen
Guillotinen-Betſchweſtern aufnehmen; ſonſt weiß ich
nichts. Es läßt ſich an den Fingern herzählen:
Die Jacobiner haben erklärt, daß die Tugend an
der Tagesordnung ſei. Die Cordeliers nennen mich
Hebert’s Henker, der Gemeinderath thut Buße. Der
Convent — das wäre noch ein Mittel! aber es
gäbe einen 31. Mai, ſie würden nicht gutwillig
weichen. Robespierre iſt das Dogma der Revolu-
tion, es darf nicht ausgeſtrichen werden. Es ginge
auch nicht. Wir haben nicht die Revolution, die
Revolution hat uns gemacht. — Und, — wenn es ginge
— ich will lieber guillotinirt werden, als guilloti-
niren laſſen. Ich habe es ſatt; wozu ſollen wir
Menſchen mit einander kämpfen? Wir ſollten uns
neben einander ſetzen und Ruhe haben. Es wurde
ein Fehler gemacht, wie wir geſchaffen wurden; es
fehlt uns freilich etwas, ich habe keinen Namen
dafür, aber wir werden es uns einander nicht aus
den Eingeweiden herauswühlen, was ſollen wir uns
darum die Leiber aufbrechen? Geht, wir ſind elende
Alchymiſten.
Camille.
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[57/0061] Guillotinen-Betſchweſtern aufnehmen; ſonſt weiß ich nichts. Es läßt ſich an den Fingern herzählen: Die Jacobiner haben erklärt, daß die Tugend an der Tagesordnung ſei. Die Cordeliers nennen mich Hebert’s Henker, der Gemeinderath thut Buße. Der Convent — das wäre noch ein Mittel! aber es gäbe einen 31. Mai, ſie würden nicht gutwillig weichen. Robespierre iſt das Dogma der Revolu- tion, es darf nicht ausgeſtrichen werden. Es ginge auch nicht. Wir haben nicht die Revolution, die Revolution hat uns gemacht. — Und, — wenn es ginge — ich will lieber guillotinirt werden, als guilloti- niren laſſen. Ich habe es ſatt; wozu ſollen wir Menſchen mit einander kämpfen? Wir ſollten uns neben einander ſetzen und Ruhe haben. Es wurde ein Fehler gemacht, wie wir geſchaffen wurden; es fehlt uns freilich etwas, ich habe keinen Namen dafür, aber wir werden es uns einander nicht aus den Eingeweiden herauswühlen, was ſollen wir uns darum die Leiber aufbrechen? Geht, wir ſind elende Alchymiſten. Camille. Pathetiſcher geſagt, würde es heißen: wie lange ſoll die Menſchheit in ewigem Hunger ihre eignen

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Zitationshilfe: Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_danton_1835/61>, abgerufen am 24.11.2024.