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Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855.

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organische Complikation kraftbegabter Stoffe im Thierleib
eine Gesammtsumme von Effekten, welche zu einer Einheit
verbunden von uns Geist, Seele, Gedanke genannt wird.
Diese Kräftesumme ist nichts Materielles, kann nicht durch
die Sinne unmittelbar wahrgenommen werden, ebenso
wenig wie jede andere einfache Kraft, Magnetismus,
Electricität u. s. w., sondern nur aus ihren Aeußerungen
ideal construirt werden. Wir haben Kraft als eine
Eigenschaft des Stoffes definirt und gesehen, daß beide
unzertrennlich sind; dennoch sind beide begrifflich sehr
weit auseinanderliegend, ja in einem gewissen Sinne
gradezu einander negirend. Wenigstens wüßten wir
nicht, wie man Geist, Kraft als etwas anderes, denn
als Jmmaterielles, an sich die Materie Ausschließendes
oder ihr Entgegengesetztes definiren wollte. Dem gegen-
über sind Galle, Urin nicht eine Gesammtsumme ideeller
Kraft-Effekte, sondern selbst materielle Körper, welche
aus kraftbegabten Stoffen zusammengesetzt und aus sol-
chen hervorgegangen sind. Die Leber, die Nieren müssen
Stoffe abgeben, um jene Secrete zu erzeugen; das Ge-
hirn gibt, um den Gedanken zu secerniren, keinen Stoff
ab, sondern behält alle seine Stoffe, wenn auch in steter
regster Wechselwirkung und Aenderung, für sich. Auch
das Gehirn erzeugt einen materiellen Stoff; es secer-
nirt die äußerst geringe Menge flüssiger Substanz, welche
sich auf den Wandungen seiner inneren Höhlen vorfindet,

organiſche Complikation kraftbegabter Stoffe im Thierleib
eine Geſammtſumme von Effekten, welche zu einer Einheit
verbunden von uns Geiſt, Seele, Gedanke genannt wird.
Dieſe Kräfteſumme iſt nichts Materielles, kann nicht durch
die Sinne unmittelbar wahrgenommen werden, ebenſo
wenig wie jede andere einfache Kraft, Magnetismus,
Electricität u. ſ. w., ſondern nur aus ihren Aeußerungen
ideal conſtruirt werden. Wir haben Kraft als eine
Eigenſchaft des Stoffes definirt und geſehen, daß beide
unzertrennlich ſind; dennoch ſind beide begrifflich ſehr
weit auseinanderliegend, ja in einem gewiſſen Sinne
gradezu einander negirend. Wenigſtens wüßten wir
nicht, wie man Geiſt, Kraft als etwas anderes, denn
als Jmmaterielles, an ſich die Materie Ausſchließendes
oder ihr Entgegengeſetztes definiren wollte. Dem gegen-
über ſind Galle, Urin nicht eine Geſammtſumme ideeller
Kraft-Effekte, ſondern ſelbſt materielle Körper, welche
aus kraftbegabten Stoffen zuſammengeſetzt und aus ſol-
chen hervorgegangen ſind. Die Leber, die Nieren müſſen
Stoffe abgeben, um jene Secrete zu erzeugen; das Ge-
hirn gibt, um den Gedanken zu ſecerniren, keinen Stoff
ab, ſondern behält alle ſeine Stoffe, wenn auch in ſteter
regſter Wechſelwirkung und Aenderung, für ſich. Auch
das Gehirn erzeugt einen materiellen Stoff; es ſecer-
nirt die äußerſt geringe Menge flüſſiger Subſtanz, welche
ſich auf den Wandungen ſeiner inneren Höhlen vorfindet,

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[151/0171] organiſche Complikation kraftbegabter Stoffe im Thierleib eine Geſammtſumme von Effekten, welche zu einer Einheit verbunden von uns Geiſt, Seele, Gedanke genannt wird. Dieſe Kräfteſumme iſt nichts Materielles, kann nicht durch die Sinne unmittelbar wahrgenommen werden, ebenſo wenig wie jede andere einfache Kraft, Magnetismus, Electricität u. ſ. w., ſondern nur aus ihren Aeußerungen ideal conſtruirt werden. Wir haben Kraft als eine Eigenſchaft des Stoffes definirt und geſehen, daß beide unzertrennlich ſind; dennoch ſind beide begrifflich ſehr weit auseinanderliegend, ja in einem gewiſſen Sinne gradezu einander negirend. Wenigſtens wüßten wir nicht, wie man Geiſt, Kraft als etwas anderes, denn als Jmmaterielles, an ſich die Materie Ausſchließendes oder ihr Entgegengeſetztes definiren wollte. Dem gegen- über ſind Galle, Urin nicht eine Geſammtſumme ideeller Kraft-Effekte, ſondern ſelbſt materielle Körper, welche aus kraftbegabten Stoffen zuſammengeſetzt und aus ſol- chen hervorgegangen ſind. Die Leber, die Nieren müſſen Stoffe abgeben, um jene Secrete zu erzeugen; das Ge- hirn gibt, um den Gedanken zu ſecerniren, keinen Stoff ab, ſondern behält alle ſeine Stoffe, wenn auch in ſteter regſter Wechſelwirkung und Aenderung, für ſich. Auch das Gehirn erzeugt einen materiellen Stoff; es ſecer- nirt die äußerſt geringe Menge flüſſiger Subſtanz, welche ſich auf den Wandungen ſeiner inneren Höhlen vorfindet,

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Zitationshilfe: Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/171>, abgerufen am 21.11.2024.