Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855.

Bild:
<< vorherige Seite
Persönliche Fortdauer.


Vom Augenblicke des Todes an hat der Leib
wie die Seele ebensowenig irgend eine Empfin-
dung, wie vor der Geburt.
Plinius.

Wir glauben in einem vorhergehenden Kapitel die
innige und unlösliche Verbindung von Geist und Körper,
von Seele und Gehirn, und die unbedingte Abhängigkeit
der Seele in allen bemerkbaren Lebensäußerungen von
ihrem materiellen Substrat durch sprechende Thatsachen
nachgewiesen zu haben; wir haben dieselbe zugleich
mit diesem Substrat entstehen, wachsen, ab-
nehmen und erkranken
gesehen. Können wir uns
auch über das nähere Wie dieser Verbindung keine ganz
klare Vorstellung machen, so sind wir doch durch jene
Thatsachen zu dem Ausspruche berechtigt, daß diese Ver-
bindung in einer Weise besteht, welche jede dauernde
Trennung beider als unmöglich erscheinen läßt. So
wenig ein Gedanke ohne Gehirn sein kann, so
wenig kann ein normal gebildetes und ernähr-

Perſönliche Fortdauer.


Vom Augenblicke des Todes an hat der Leib
wie die Seele ebenſowenig irgend eine Empfin-
dung, wie vor der Geburt.
Plinius.

Wir glauben in einem vorhergehenden Kapitel die
innige und unlösliche Verbindung von Geiſt und Körper,
von Seele und Gehirn, und die unbedingte Abhängigkeit
der Seele in allen bemerkbaren Lebensäußerungen von
ihrem materiellen Subſtrat durch ſprechende Thatſachen
nachgewieſen zu haben; wir haben dieſelbe zugleich
mit dieſem Subſtrat entſtehen, wachſen, ab-
nehmen und erkranken
geſehen. Können wir uns
auch über das nähere Wie dieſer Verbindung keine ganz
klare Vorſtellung machen, ſo ſind wir doch durch jene
Thatſachen zu dem Ausſpruche berechtigt, daß dieſe Ver-
bindung in einer Weiſe beſteht, welche jede dauernde
Trennung beider als unmöglich erſcheinen läßt. So
wenig ein Gedanke ohne Gehirn ſein kann, ſo
wenig kann ein normal gebildetes und ernähr-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0211" n="191"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Per&#x017F;önliche Fortdauer.</hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <cit>
          <quote> <hi rendition="#et">Vom Augenblicke des Todes an hat der Leib<lb/>
wie die Seele eben&#x017F;owenig irgend eine Empfin-<lb/>
dung, wie vor der Geburt.<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Plinius</hi>.</hi></hi> </quote>
        </cit><lb/>
        <p><hi rendition="#in">W</hi>ir glauben in einem vorhergehenden Kapitel die<lb/>
innige und unlösliche Verbindung von Gei&#x017F;t und Körper,<lb/>
von Seele und Gehirn, und die unbedingte Abhängigkeit<lb/>
der Seele in allen bemerkbaren Lebensäußerungen von<lb/>
ihrem materiellen Sub&#x017F;trat durch &#x017F;prechende That&#x017F;achen<lb/>
nachgewie&#x017F;en zu haben; wir haben die&#x017F;elbe <hi rendition="#g">zugleich<lb/>
mit die&#x017F;em Sub&#x017F;trat ent&#x017F;tehen, wach&#x017F;en, ab-<lb/>
nehmen und erkranken</hi> ge&#x017F;ehen. Können wir uns<lb/>
auch über das nähere <hi rendition="#g">Wie</hi> die&#x017F;er Verbindung keine ganz<lb/>
klare Vor&#x017F;tellung machen, &#x017F;o &#x017F;ind wir doch durch jene<lb/>
That&#x017F;achen zu dem Aus&#x017F;pruche berechtigt, daß die&#x017F;e Ver-<lb/>
bindung in einer Wei&#x017F;e be&#x017F;teht, welche jede dauernde<lb/>
Trennung beider als unmöglich er&#x017F;cheinen läßt. <hi rendition="#g">So<lb/>
wenig ein Gedanke ohne Gehirn &#x017F;ein kann, &#x017F;o<lb/>
wenig kann ein normal gebildetes und ernähr-<lb/></hi></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[191/0211] Perſönliche Fortdauer. Vom Augenblicke des Todes an hat der Leib wie die Seele ebenſowenig irgend eine Empfin- dung, wie vor der Geburt. Plinius. Wir glauben in einem vorhergehenden Kapitel die innige und unlösliche Verbindung von Geiſt und Körper, von Seele und Gehirn, und die unbedingte Abhängigkeit der Seele in allen bemerkbaren Lebensäußerungen von ihrem materiellen Subſtrat durch ſprechende Thatſachen nachgewieſen zu haben; wir haben dieſelbe zugleich mit dieſem Subſtrat entſtehen, wachſen, ab- nehmen und erkranken geſehen. Können wir uns auch über das nähere Wie dieſer Verbindung keine ganz klare Vorſtellung machen, ſo ſind wir doch durch jene Thatſachen zu dem Ausſpruche berechtigt, daß dieſe Ver- bindung in einer Weiſe beſteht, welche jede dauernde Trennung beider als unmöglich erſcheinen läßt. So wenig ein Gedanke ohne Gehirn ſein kann, ſo wenig kann ein normal gebildetes und ernähr-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/211
Zitationshilfe: Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/211>, abgerufen am 24.11.2024.