nen und Zeiten hat der Unsterblichkeitsglaube nicht allzu viele Anhänger gehabt, wenn auch diese Verneinung sich nicht immer mit gleicher Gewalt an das Licht drängte, als ihre Gegnerin. Welche Anfeindungen mußte der be- rühmte Voltaire erdulden, weil er es wagte, seine Ueberzeugung von der Vergänglichkeit des menschlichen Geistes offen zu bekennen! Nachdem die französische Revolution Herzen und Zungen entfesselt hatte, trat die tiefere Ueberzeugung des menschlichen Herzens bekannt- lich in zahlreichen interessanten Beispielen deutlicher und ungescheuter als sonst zu Tage und ließ die Mehrzahl der großen Männer jener Zeit oft mit merkwürdigen Aeuße- rungen von der Bühne des Lebens abtreten. Man er- staunt über den Todesmuth, mit dem dieselben im Voll- genuß ihrer Kraft und ihres geistigen Bewußtseins dem unheimlichen Augenblicke der Vernichtung entgegengingen. Mirabeau sagte auf dem Todtenbette: "Jch gehe in's Nichts!" und der große Danton, als man ihn vor dem Revolutionstribunal nach Stand und Wohnung fragte, rief aus: "Meine Wohnung wird bald das Nichts sein!" Auch einer unserer ersten deutschen Geister, Friedrich der Große, bekannte, daß er an keine per- sönliche Fortdauer glaube. -- Wie weit sich in dem Punkte der individuellen Unsterblichkeit die religiösen An- sichten der Gebildeten nicht minder als der Ungebil-
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nen und Zeiten hat der Unſterblichkeitsglaube nicht allzu viele Anhänger gehabt, wenn auch dieſe Verneinung ſich nicht immer mit gleicher Gewalt an das Licht drängte, als ihre Gegnerin. Welche Anfeindungen mußte der be- rühmte Voltaire erdulden, weil er es wagte, ſeine Ueberzeugung von der Vergänglichkeit des menſchlichen Geiſtes offen zu bekennen! Nachdem die franzöſiſche Revolution Herzen und Zungen entfeſſelt hatte, trat die tiefere Ueberzeugung des menſchlichen Herzens bekannt- lich in zahlreichen intereſſanten Beiſpielen deutlicher und ungeſcheuter als ſonſt zu Tage und ließ die Mehrzahl der großen Männer jener Zeit oft mit merkwürdigen Aeuße- rungen von der Bühne des Lebens abtreten. Man er- ſtaunt über den Todesmuth, mit dem dieſelben im Voll- genuß ihrer Kraft und ihres geiſtigen Bewußtſeins dem unheimlichen Augenblicke der Vernichtung entgegengingen. Mirabeau ſagte auf dem Todtenbette: „Jch gehe in’s Nichts!‟ und der große Danton, als man ihn vor dem Revolutionstribunal nach Stand und Wohnung fragte, rief aus: „Meine Wohnung wird bald das Nichts ſein!‟ Auch einer unſerer erſten deutſchen Geiſter, Friedrich der Große, bekannte, daß er an keine per- ſönliche Fortdauer glaube. — Wie weit ſich in dem Punkte der individuellen Unſterblichkeit die religiöſen An- ſichten der Gebildeten nicht minder als der Ungebil-
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nen und Zeiten hat der Unſterblichkeitsglaube nicht allzu
viele Anhänger gehabt, wenn auch dieſe Verneinung ſich
nicht immer mit gleicher Gewalt an das Licht drängte, als
ihre Gegnerin. Welche Anfeindungen mußte der be-
rühmte Voltaire erdulden, weil er es wagte, ſeine
Ueberzeugung von der Vergänglichkeit des menſchlichen
Geiſtes offen zu bekennen! Nachdem die franzöſiſche
Revolution Herzen und Zungen entfeſſelt hatte, trat die
tiefere Ueberzeugung des menſchlichen Herzens bekannt-
lich in zahlreichen intereſſanten Beiſpielen deutlicher und
ungeſcheuter als ſonſt zu Tage und ließ die Mehrzahl der
großen Männer jener Zeit oft mit merkwürdigen Aeuße-
rungen von der Bühne des Lebens abtreten. Man er-
ſtaunt über den Todesmuth, mit dem dieſelben im Voll-
genuß ihrer Kraft und ihres geiſtigen Bewußtſeins dem
unheimlichen Augenblicke der Vernichtung entgegengingen.
Mirabeau ſagte auf dem Todtenbette: „Jch gehe in’s
Nichts!‟ und der große Danton, als man ihn vor
dem Revolutionstribunal nach Stand und Wohnung
fragte, rief aus: „Meine Wohnung wird bald das
Nichts ſein!‟ Auch einer unſerer erſten deutſchen Geiſter,
Friedrich der Große, bekannte, daß er an keine per-
ſönliche Fortdauer glaube. — Wie weit ſich in dem
Punkte der individuellen Unſterblichkeit die religiöſen An-
ſichten der Gebildeten nicht minder als der Ungebil-
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Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/231>, abgerufen am 21.11.2024.
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