Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855.wie ein plötzlicher Windstoß auf das wirre Spiel fleisch- wie ein plötzlicher Windſtoß auf das wirre Spiel fleiſch- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0280" n="260"/> wie ein plötzlicher Windſtoß auf das wirre Spiel fleiſch-<lb/> loſer Schatten zu wirken. Aber dieſe einzelnen Blitze<lb/> waren hinreichend, um das ganze Heer der Spekulativen<lb/> nach und nach in eine gewiſſe ängſtliche Fieberſpannung<lb/> zu verſetzen und im Vorgefühl einer drohenden Zukunft<lb/> zu einzelnen übereilten Ausbrüchen der Vertheidigung<lb/> zu veranlaſſen. Es macht einen faſt komiſchen Eindruck,<lb/> die Jdealiſten und Tranſcendenten aller Orten ſich halb<lb/> verzweifelt zur Wehre ſetzen zu ſehen, ehe man ſie noch<lb/> ernſtlich angegriffen hat. Noch Niemand aus dem ent-<lb/> gegengeſetzten Lager hat das eigentliche Stichwort auf<lb/> den Kampfplatz geworfen, und doch legt man auf der<lb/> anderen Seite ſchon die Rüſtung an. Freilich dürfte<lb/> es nicht mehr lange dauern, bis der Kampf ein allge-<lb/> meinerer wird; das empiriſche Material iſt zu groß ge-<lb/> worden, es bedarf der Abſtraction und des Angriffs<lb/> auf die veralteten und morſchen philoſophiſchen Poſitio-<lb/> nen. Könnte der Sieg zweifelhaft ſein? Gegen die<lb/> nüchternen, aber ſchlagenden Waffen des phyſiſchen und<lb/> phyſiologiſchen Materialismus kann der Jdealismus<lb/> nicht Stand halten; der Kampf iſt ein zu ungleicher.<lb/> Der Realismus kämpft mit Thatſachen, welche Jeder<lb/> ſehen und greifen kann, der Jdealismus mit Ver-<lb/> muthungen und Hypotheſen. So wenig Geltung die<lb/> Hypotheſe in den Naturwiſſenſchaften beſitzt, ſo wenig<lb/> ſoll ſie fortan in der Philoſophie haben. Die Hypo-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [260/0280]
wie ein plötzlicher Windſtoß auf das wirre Spiel fleiſch-
loſer Schatten zu wirken. Aber dieſe einzelnen Blitze
waren hinreichend, um das ganze Heer der Spekulativen
nach und nach in eine gewiſſe ängſtliche Fieberſpannung
zu verſetzen und im Vorgefühl einer drohenden Zukunft
zu einzelnen übereilten Ausbrüchen der Vertheidigung
zu veranlaſſen. Es macht einen faſt komiſchen Eindruck,
die Jdealiſten und Tranſcendenten aller Orten ſich halb
verzweifelt zur Wehre ſetzen zu ſehen, ehe man ſie noch
ernſtlich angegriffen hat. Noch Niemand aus dem ent-
gegengeſetzten Lager hat das eigentliche Stichwort auf
den Kampfplatz geworfen, und doch legt man auf der
anderen Seite ſchon die Rüſtung an. Freilich dürfte
es nicht mehr lange dauern, bis der Kampf ein allge-
meinerer wird; das empiriſche Material iſt zu groß ge-
worden, es bedarf der Abſtraction und des Angriffs
auf die veralteten und morſchen philoſophiſchen Poſitio-
nen. Könnte der Sieg zweifelhaft ſein? Gegen die
nüchternen, aber ſchlagenden Waffen des phyſiſchen und
phyſiologiſchen Materialismus kann der Jdealismus
nicht Stand halten; der Kampf iſt ein zu ungleicher.
Der Realismus kämpft mit Thatſachen, welche Jeder
ſehen und greifen kann, der Jdealismus mit Ver-
muthungen und Hypotheſen. So wenig Geltung die
Hypotheſe in den Naturwiſſenſchaften beſitzt, ſo wenig
ſoll ſie fortan in der Philoſophie haben. Die Hypo-
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