Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855.oder inconsequent, vernünftig oder albern, nothwendig Könnte es einem Vernünftigen im Ernste einfallen, *) Seitdem Obiges geschrieben wurde, hat Herr Wagner von
den verschiedensten Seiten her, sowohl naturwissenschaft- lichen, als philosophischen, so derbe und treffende Zurecht- weisungen erhalten, daß eine weitere Polemik gegen den- selben fast nutzlos erscheint. Herr Wagner hat überdem in seinem Schriftchen über Glauben und Wissen so geringe philosophische Fähigkeiten an den Tag gelegt, daß er gewiß besser gethan hätte, die alte Warnung zu beherzigen: Ne sutor ultra crepidam! oder inconſequent, vernünftig oder albern, nothwendig Könnte es einem Vernünftigen im Ernſte einfallen, *) Seitdem Obiges geſchrieben wurde, hat Herr Wagner von
den verſchiedenſten Seiten her, ſowohl naturwiſſenſchaft- lichen, als philoſophiſchen, ſo derbe und treffende Zurecht- weiſungen erhalten, daß eine weitere Polemik gegen den- ſelben faſt nutzlos erſcheint. Herr Wagner hat überdem in ſeinem Schriftchen über Glauben und Wiſſen ſo geringe philoſophiſche Fähigkeiten an den Tag gelegt, daß er gewiß beſſer gethan hätte, die alte Warnung zu beherzigen: Ne sutor ultra crepidam! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0287" n="267"/> oder inconſequent, vernünftig oder albern, nothwendig<lb/> oder wunderbar iſt.‟<note place="foot" n="*)">Seitdem Obiges geſchrieben wurde, hat Herr <hi rendition="#g">Wagner</hi> von<lb/> den verſchiedenſten Seiten her, ſowohl naturwiſſenſchaft-<lb/> lichen, als philoſophiſchen, ſo derbe und treffende Zurecht-<lb/> weiſungen erhalten, daß eine weitere Polemik gegen den-<lb/> ſelben faſt nutzlos erſcheint. Herr Wagner hat überdem<lb/> in ſeinem Schriftchen über Glauben und Wiſſen ſo geringe<lb/> philoſophiſche Fähigkeiten an den Tag gelegt, daß er gewiß<lb/> beſſer gethan hätte, die alte Warnung zu beherzigen: <hi rendition="#aq">Ne<lb/> sutor ultra crepidam!</hi></note></p><lb/> <p>Könnte es einem Vernünftigen im <hi rendition="#g">Ernſte</hi> einfallen,<lb/> den Fortſchritten der Naturwiſſenſchaften und ihrer ge-<lb/> rechten Betheiligung an Erörterung philoſophiſcher Fragen<lb/> ein Verbot entgegenſetzen zu wollen — aus keinem andern<lb/> Grunde, als weil die letzten Reſultate derartiger Unter-<lb/> ſuchungen nicht ſolche ſind, wie ſie der Einzelne vielleicht<lb/> für ſich und Andere <hi rendition="#g">angenehm</hi> hält? Daß die Wahr-<lb/> heit nicht immer angenehm, nicht immer troſtvoll, nicht<lb/> immer religiös, nicht immer lieblich iſt — iſt ebenſo<lb/> bekannt, wie die alte Erfahrung von dem beinahe voll-<lb/> ſtändigen Mangel an äußerem und innerem Lohn, den<lb/> ſie ihren Anhängern bereitet. Wenigſtens ſteht dieſer<lb/> Lohn auch nicht entfernt im Verhältniß zu den Schwie-<lb/> rigkeiten, die der Einzelne auf ſolchem Wege durchzu-<lb/> kämpfen hat. <hi rendition="#g">Aeußerlich</hi> beſtand derſelbe von jeher<lb/> überall, wo die Wahrheit mit den hergebrachten Mei-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [267/0287]
oder inconſequent, vernünftig oder albern, nothwendig
oder wunderbar iſt.‟ *)
Könnte es einem Vernünftigen im Ernſte einfallen,
den Fortſchritten der Naturwiſſenſchaften und ihrer ge-
rechten Betheiligung an Erörterung philoſophiſcher Fragen
ein Verbot entgegenſetzen zu wollen — aus keinem andern
Grunde, als weil die letzten Reſultate derartiger Unter-
ſuchungen nicht ſolche ſind, wie ſie der Einzelne vielleicht
für ſich und Andere angenehm hält? Daß die Wahr-
heit nicht immer angenehm, nicht immer troſtvoll, nicht
immer religiös, nicht immer lieblich iſt — iſt ebenſo
bekannt, wie die alte Erfahrung von dem beinahe voll-
ſtändigen Mangel an äußerem und innerem Lohn, den
ſie ihren Anhängern bereitet. Wenigſtens ſteht dieſer
Lohn auch nicht entfernt im Verhältniß zu den Schwie-
rigkeiten, die der Einzelne auf ſolchem Wege durchzu-
kämpfen hat. Aeußerlich beſtand derſelbe von jeher
überall, wo die Wahrheit mit den hergebrachten Mei-
*) Seitdem Obiges geſchrieben wurde, hat Herr Wagner von
den verſchiedenſten Seiten her, ſowohl naturwiſſenſchaft-
lichen, als philoſophiſchen, ſo derbe und treffende Zurecht-
weiſungen erhalten, daß eine weitere Polemik gegen den-
ſelben faſt nutzlos erſcheint. Herr Wagner hat überdem
in ſeinem Schriftchen über Glauben und Wiſſen ſo geringe
philoſophiſche Fähigkeiten an den Tag gelegt, daß er gewiß
beſſer gethan hätte, die alte Warnung zu beherzigen: Ne
sutor ultra crepidam!
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