Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855.Bewußtsein jenes merkwürdigen Verhältnisses und viel- E pur si muove! Bewußtſein jenes merkwürdigen Verhältniſſes und viel- E pur si muove! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0289" n="269"/> Bewußtſein jenes merkwürdigen Verhältniſſes und viel-<lb/> leicht im Gedanken an den weichen, träumeriſchen Lebens-<lb/> genuß des Orients hat der Perſer gradehin aufgefordert,<lb/> einen ſolchen Genuß dem unruhvollen Jagen nach Er-<lb/> kenntniß vorzuziehen. Anders fühlt und denkt die abend-<lb/> ländiſche Welt; und Leben ohne Kampf und Schaffen<lb/> hat für ſie keinen Reiz. Die Wahrheit birgt einen<lb/> inneren Reiz der Anziehung an ſich, neben dem alle<lb/> andern menſchlichen Rückſichten leicht verſchwinden, und<lb/> daher wird es ihr unter den abendländiſchen Cultur-<lb/> nationen nie an begeiſterten Anhängern und rückſichts-<lb/> loſen Verfolgern fehlen. Auch kein Verbot, keine äußere<lb/> Schwierigkeit kann ihr auf die Dauer einen ernſtlichen<lb/> Damm entgegenſetzen; ſie erſtarkt im Gegentheil unter<lb/> der Wucht der Widerwärtigkeiten. Die ganze Geſchichte<lb/> des menſchlichen Geſchlechts iſt trotz der maßloſen Summe<lb/> von Thorheiten, welche in ihr auftreten und ſo zu ſagen<lb/> einander die Hände reichen, doch ein fortlaufender Be-<lb/> weis für dieſe Behauptung. Noch unter den Foltern<lb/> der Jnquiſition rief <hi rendition="#g">Galiläi</hi> ſein berühmtes und ſeit-<lb/> dem tauſendmal mit Begeiſterung wiederholtes:</p><lb/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">E pur si muove!</hi> </hi> </p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [269/0289]
Bewußtſein jenes merkwürdigen Verhältniſſes und viel-
leicht im Gedanken an den weichen, träumeriſchen Lebens-
genuß des Orients hat der Perſer gradehin aufgefordert,
einen ſolchen Genuß dem unruhvollen Jagen nach Er-
kenntniß vorzuziehen. Anders fühlt und denkt die abend-
ländiſche Welt; und Leben ohne Kampf und Schaffen
hat für ſie keinen Reiz. Die Wahrheit birgt einen
inneren Reiz der Anziehung an ſich, neben dem alle
andern menſchlichen Rückſichten leicht verſchwinden, und
daher wird es ihr unter den abendländiſchen Cultur-
nationen nie an begeiſterten Anhängern und rückſichts-
loſen Verfolgern fehlen. Auch kein Verbot, keine äußere
Schwierigkeit kann ihr auf die Dauer einen ernſtlichen
Damm entgegenſetzen; ſie erſtarkt im Gegentheil unter
der Wucht der Widerwärtigkeiten. Die ganze Geſchichte
des menſchlichen Geſchlechts iſt trotz der maßloſen Summe
von Thorheiten, welche in ihr auftreten und ſo zu ſagen
einander die Hände reichen, doch ein fortlaufender Be-
weis für dieſe Behauptung. Noch unter den Foltern
der Jnquiſition rief Galiläi ſein berühmtes und ſeit-
dem tauſendmal mit Begeiſterung wiederholtes:
E pur si muove!
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