der Anziehung ist. Diesem Gesetze, welches dem Stoffe inhärent ist und an jedem Theilchen desselben unter unsern Augen beobachtet werden kann, folgen alle jene noch so großen oder kleinen Weltkörper ohne Wider- streben und ohne eine noch so geringe Abweichung, welche eine willkührliche Ausnahme begründen würde. Mit mathematischer Schärfe und Gewißheit lassen sich alle diese Bewegungen erkennen, bestimmen, vorhersagen. Soweit das Fernrohr des Menschen reicht und im Stande war, die Gesetze des Himmels zu erkennen -- und man hat dieses auf Billienen und Trillionen Meilen weit vermocht -- begegnete man stets nur diesem einen Ge- setze, derselben mechanischen Anordnung, derselben mathe- matischen Formel, den nämlichen der Berechnung unter- liegenden Vorgängen. Nirgends aber zeigte sich die Spur eines mit Willkühr begabten Fingers, welcher den Himmel geordnet und den Erden oder Kometen ihre Bahnen angewiesen hätte. "Jch habe den Himmel überall durchsucht," sagte der große Astronom Lalande, "und nirgends die Spur Gottes gefunden." Und als der Kaiser Napoleon den berühmten Astronomen Laplace fragte, warum in seinem System der himmlischen Mechanik nirgends von Gott die Rede sei, antwortete derselbe: "Sire, je n'avais pas besoin de cette hypothese!" -- Je weiter die Astronomie in ihrer Kenntniß von den Gesetzen und Vorgängen des Himmels voranschritt, um
der Anziehung iſt. Dieſem Geſetze, welches dem Stoffe inhärent iſt und an jedem Theilchen deſſelben unter unſern Augen beobachtet werden kann, folgen alle jene noch ſo großen oder kleinen Weltkörper ohne Wider- ſtreben und ohne eine noch ſo geringe Abweichung, welche eine willkührliche Ausnahme begründen würde. Mit mathematiſcher Schärfe und Gewißheit laſſen ſich alle dieſe Bewegungen erkennen, beſtimmen, vorherſagen. Soweit das Fernrohr des Menſchen reicht und im Stande war, die Geſetze des Himmels zu erkennen — und man hat dieſes auf Billienen und Trillionen Meilen weit vermocht — begegnete man ſtets nur dieſem einen Ge- ſetze, derſelben mechaniſchen Anordnung, derſelben mathe- matiſchen Formel, den nämlichen der Berechnung unter- liegenden Vorgängen. Nirgends aber zeigte ſich die Spur eines mit Willkühr begabten Fingers, welcher den Himmel geordnet und den Erden oder Kometen ihre Bahnen angewieſen hätte. „Jch habe den Himmel überall durchſucht,‟ ſagte der große Aſtronom Lalande, „und nirgends die Spur Gottes gefunden.‟ Und als der Kaiſer Napoleon den berühmten Aſtronomen Laplace fragte, warum in ſeinem Syſtem der himmliſchen Mechanik nirgends von Gott die Rede ſei, antwortete derſelbe: „Sire, je n’avais pas besoin de cette hypothèse!‟ — Je weiter die Aſtronomie in ihrer Kenntniß von den Geſetzen und Vorgängen des Himmels voranſchritt, um
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der Anziehung iſt. Dieſem Geſetze, welches dem
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unter unſern Augen beobachtet werden kann, folgen alle
jene noch ſo großen oder kleinen Weltkörper ohne Wider-
ſtreben und ohne eine noch ſo geringe Abweichung, welche
eine willkührliche Ausnahme begründen würde. Mit
mathematiſcher Schärfe und Gewißheit laſſen ſich alle
dieſe Bewegungen erkennen, beſtimmen, vorherſagen.
Soweit das Fernrohr des Menſchen reicht und im Stande
war, die Geſetze des Himmels zu erkennen — und man
hat dieſes auf Billienen und Trillionen Meilen weit
vermocht — begegnete man ſtets nur dieſem einen Ge-
ſetze, derſelben mechaniſchen Anordnung, derſelben mathe-
matiſchen Formel, den nämlichen der Berechnung unter-
liegenden Vorgängen. Nirgends aber zeigte ſich die
Spur eines mit Willkühr begabten Fingers, welcher den
Himmel geordnet und den Erden oder Kometen ihre
Bahnen angewieſen hätte. „Jch habe den Himmel überall
durchſucht,‟ ſagte der große Aſtronom Lalande, „und
nirgends die Spur Gottes gefunden.‟ Und als der Kaiſer
Napoleon den berühmten Aſtronomen Laplace fragte,
warum in ſeinem Syſtem der himmliſchen Mechanik
nirgends von Gott die Rede ſei, antwortete derſelbe:
„Sire, je n’avais pas besoin de cette hypothèse!‟ —
Je weiter die Aſtronomie in ihrer Kenntniß von den
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Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/75>, abgerufen am 23.11.2024.
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