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Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855.

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daß keine bestimmten wissenschaftlichen Gründe der An-
nahme der Entstehung von einem Paare entgegenstehen
und daß man alle jene Verschiedenheiten als Produkte
äußerer und allmähliger Einwirkungen ansehen könne.
"Jch glaube," sagt Hufeland, "die Verschiedenheit des
Hundegeschlechts ist viel größer, als die des Menschen-
geschlechts. Ein Spitzhund weicht weit mehr von einem
Bullenbeißer ab, als ein Neger von einem Europäer.
Wird man nun wohl glauben, daß Gott jede dieser
unendlich verschiedenen Abarten geschaffen oder nicht viel-
mehr, daß sie alle aus dem Urgeschlecht des Hundes
durch allmählige Ausartung entstanden?"*)

So bedeutend und mächtig diese Einflüsse indessen
auch heute noch sein mögen, so konnte man doch bis jetzt
weder beobachten, daß dadurch eine dauernde Verwand-
lung einer Thierart in eine andere gesetzt worden wäre,
noch daß einigermaßen höhere Organismen bloß durch
eine Vereinigung anorganischer Stoffe und Kräfte und
ohne einen vorher dagewesenen, von gleichartigen Aeltern

*) Die häufig in naturphilosophischem Sinne erörterte Frage
über die Abstammung des menschlichen Geschlechts von
einem oder mehreren Paaren dürfte indeß für den
nächsten Zweck unserer Untersuchung ziemlich gleichgültig
erscheinen. War die Natur im Stande, an irgend einem
Orte aus eigenen Kräften den Menschen hervorzubringen,
so konnte dieses ebensowohl einmal, als mehrmals, da oder
dort, geschehen.

daß keine beſtimmten wiſſenſchaftlichen Gründe der An-
nahme der Entſtehung von einem Paare entgegenſtehen
und daß man alle jene Verſchiedenheiten als Produkte
äußerer und allmähliger Einwirkungen anſehen könne.
„Jch glaube,‟ ſagt Hufeland, „die Verſchiedenheit des
Hundegeſchlechts iſt viel größer, als die des Menſchen-
geſchlechts. Ein Spitzhund weicht weit mehr von einem
Bullenbeißer ab, als ein Neger von einem Europäer.
Wird man nun wohl glauben, daß Gott jede dieſer
unendlich verſchiedenen Abarten geſchaffen oder nicht viel-
mehr, daß ſie alle aus dem Urgeſchlecht des Hundes
durch allmählige Ausartung entſtanden?‟*)

So bedeutend und mächtig dieſe Einflüſſe indeſſen
auch heute noch ſein mögen, ſo konnte man doch bis jetzt
weder beobachten, daß dadurch eine dauernde Verwand-
lung einer Thierart in eine andere geſetzt worden wäre,
noch daß einigermaßen höhere Organismen bloß durch
eine Vereinigung anorganiſcher Stoffe und Kräfte und
ohne einen vorher dageweſenen, von gleichartigen Aeltern

*) Die häufig in naturphiloſophiſchem Sinne erörterte Frage
über die Abſtammung des menſchlichen Geſchlechts von
einem oder mehreren Paaren dürfte indeß für den
nächſten Zweck unſerer Unterſuchung ziemlich gleichgültig
erſcheinen. War die Natur im Stande, an irgend einem
Orte aus eigenen Kräften den Menſchen hervorzubringen,
ſo konnte dieſes ebenſowohl einmal, als mehrmals, da oder
dort, geſchehen.
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[71/0091] daß keine beſtimmten wiſſenſchaftlichen Gründe der An- nahme der Entſtehung von einem Paare entgegenſtehen und daß man alle jene Verſchiedenheiten als Produkte äußerer und allmähliger Einwirkungen anſehen könne. „Jch glaube,‟ ſagt Hufeland, „die Verſchiedenheit des Hundegeſchlechts iſt viel größer, als die des Menſchen- geſchlechts. Ein Spitzhund weicht weit mehr von einem Bullenbeißer ab, als ein Neger von einem Europäer. Wird man nun wohl glauben, daß Gott jede dieſer unendlich verſchiedenen Abarten geſchaffen oder nicht viel- mehr, daß ſie alle aus dem Urgeſchlecht des Hundes durch allmählige Ausartung entſtanden?‟ *) So bedeutend und mächtig dieſe Einflüſſe indeſſen auch heute noch ſein mögen, ſo konnte man doch bis jetzt weder beobachten, daß dadurch eine dauernde Verwand- lung einer Thierart in eine andere geſetzt worden wäre, noch daß einigermaßen höhere Organismen bloß durch eine Vereinigung anorganiſcher Stoffe und Kräfte und ohne einen vorher dageweſenen, von gleichartigen Aeltern *) Die häufig in naturphiloſophiſchem Sinne erörterte Frage über die Abſtammung des menſchlichen Geſchlechts von einem oder mehreren Paaren dürfte indeß für den nächſten Zweck unſerer Unterſuchung ziemlich gleichgültig erſcheinen. War die Natur im Stande, an irgend einem Orte aus eigenen Kräften den Menſchen hervorzubringen, ſo konnte dieſes ebenſowohl einmal, als mehrmals, da oder dort, geſchehen.

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Zitationshilfe: Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/91>, abgerufen am 23.11.2024.