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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.

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damit sei es nichts, "wichtiger" jedoch seien die Unter-
suchungen wegen der Verbindungen -- die Polizei war nämlich
darauf gekommen, daß einige wegen nächtlichen Straßen-
scandals aufgelöste Corps sich heimlich wieder zusammenge-
than! Und im Mai, wo er eben um seinen "Landboten"
kämpfte, wußte er den Eltern nichts zu berichten, als eine
harmlose Prügelei: die conservativ-aristokratischen Corps-
studenten waren mit den Gießener Handwerksburschen in
Streit gekommen und trotz der Dazwischenkunft des ewig
betrunkenen Universitätsrichters Georgi schwer durchgebläut
worden; -- "ich hoffe, daß der Bursche wieder Schläge be-
kommt", schreibt der grimmige Feind aller Couleurs. Und
einen Tag vor jener Versammlung auf der Badenburg sucht
er die Eltern nur durch einen Possenstreich, welchen man
der Polizei angethan, zu amüsiren (S. 338). Er hätte auch
die Genesis derselben erzählen können, was ihm freilich nicht
in den Kram paßte! Da nämlich die Polizei überall im
Lande mit größtem Eifer, aber vergeblich nach jener ge-
heimen Presse fahndete, aus welcher Weidig's "Leuchter"
hervorgegangen und im Juni sogar einen Preis von tausend
Gulden für deren Entdeckung anbot, so schlug Kuhl, der,
wie erwähnt, nach wie vor seine Späßchen trieb, in einer
lustigen Gesellschaft vor, durch einen anonymen Brief an das
Staatsministerium einen überaus loyalen und furchtsamen
Bürger, den Schreinermeister Kraus zu Butzbach, als Be-
sitzer dieser Presse zu denunciren. Der Brief wurde sofort
aufgesetzt, mit verstellter Handschrift abgeschrieben und von
Becker zur Post gegeben. Die Folgen mag man in Büchner's
Briefe nachlesen, zu bemerken ist nur noch, daß ein Butz-
bacher, gleichfalls auf Kuhl's Anregung, den gelungenen

damit ſei es nichts, "wichtiger" jedoch ſeien die Unter-
ſuchungen wegen der Verbindungen — die Polizei war nämlich
darauf gekommen, daß einige wegen nächtlichen Straßen-
ſcandals aufgelöſte Corps ſich heimlich wieder zuſammenge-
than! Und im Mai, wo er eben um ſeinen "Landboten"
kämpfte, wußte er den Eltern nichts zu berichten, als eine
harmloſe Prügelei: die conſervativ-ariſtokratiſchen Corps-
ſtudenten waren mit den Gießener Handwerksburſchen in
Streit gekommen und trotz der Dazwiſchenkunft des ewig
betrunkenen Univerſitätsrichters Georgi ſchwer durchgebläut
worden; — "ich hoffe, daß der Burſche wieder Schläge be-
kommt", ſchreibt der grimmige Feind aller Couleurs. Und
einen Tag vor jener Verſammlung auf der Badenburg ſucht
er die Eltern nur durch einen Poſſenſtreich, welchen man
der Polizei angethan, zu amüſiren (S. 338). Er hätte auch
die Geneſis derſelben erzählen können, was ihm freilich nicht
in den Kram paßte! Da nämlich die Polizei überall im
Lande mit größtem Eifer, aber vergeblich nach jener ge-
heimen Preſſe fahndete, aus welcher Weidig's "Leuchter"
hervorgegangen und im Juni ſogar einen Preis von tauſend
Gulden für deren Entdeckung anbot, ſo ſchlug Kuhl, der,
wie erwähnt, nach wie vor ſeine Späßchen trieb, in einer
luſtigen Geſellſchaft vor, durch einen anonymen Brief an das
Staatsminiſterium einen überaus loyalen und furchtſamen
Bürger, den Schreinermeiſter Kraus zu Butzbach, als Be-
ſitzer dieſer Preſſe zu denunciren. Der Brief wurde ſofort
aufgeſetzt, mit verſtellter Handſchrift abgeſchrieben und von
Becker zur Poſt gegeben. Die Folgen mag man in Büchner's
Briefe nachleſen, zu bemerken iſt nur noch, daß ein Butz-
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[CXLI/0157] damit ſei es nichts, "wichtiger" jedoch ſeien die Unter- ſuchungen wegen der Verbindungen — die Polizei war nämlich darauf gekommen, daß einige wegen nächtlichen Straßen- ſcandals aufgelöſte Corps ſich heimlich wieder zuſammenge- than! Und im Mai, wo er eben um ſeinen "Landboten" kämpfte, wußte er den Eltern nichts zu berichten, als eine harmloſe Prügelei: die conſervativ-ariſtokratiſchen Corps- ſtudenten waren mit den Gießener Handwerksburſchen in Streit gekommen und trotz der Dazwiſchenkunft des ewig betrunkenen Univerſitätsrichters Georgi ſchwer durchgebläut worden; — "ich hoffe, daß der Burſche wieder Schläge be- kommt", ſchreibt der grimmige Feind aller Couleurs. Und einen Tag vor jener Verſammlung auf der Badenburg ſucht er die Eltern nur durch einen Poſſenſtreich, welchen man der Polizei angethan, zu amüſiren (S. 338). Er hätte auch die Geneſis derſelben erzählen können, was ihm freilich nicht in den Kram paßte! Da nämlich die Polizei überall im Lande mit größtem Eifer, aber vergeblich nach jener ge- heimen Preſſe fahndete, aus welcher Weidig's "Leuchter" hervorgegangen und im Juni ſogar einen Preis von tauſend Gulden für deren Entdeckung anbot, ſo ſchlug Kuhl, der, wie erwähnt, nach wie vor ſeine Späßchen trieb, in einer luſtigen Geſellſchaft vor, durch einen anonymen Brief an das Staatsminiſterium einen überaus loyalen und furchtſamen Bürger, den Schreinermeiſter Kraus zu Butzbach, als Be- ſitzer dieſer Preſſe zu denunciren. Der Brief wurde ſofort aufgeſetzt, mit verſtellter Handſchrift abgeſchrieben und von Becker zur Poſt gegeben. Die Folgen mag man in Büchner's Briefe nachleſen, zu bemerken iſt nur noch, daß ein Butz- bacher, gleichfalls auf Kuhl's Anregung, den gelungenen

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Zitationshilfe: Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. CXLI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/157>, abgerufen am 27.11.2024.