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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.

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und endlich -- es klingt unglaublich, aber es ist so! -- selbst
dieser Mensch empfand den Zauber dieser reinen, starken
Natur, Kuhl hatte Mitleid mit Büchner und schonte ihn.
Das ist keine bloße Hypothese! Büchner hatte allerdings
nur durch sein Verschwinden nach Minnigerode's Verhaftung
einen Verdacht auf sich gelenkt, aber die Polizei war so fest
von seiner Mitschuld überzeugt, daß du Thil auf Georgi's
Bericht hin dem Kuhl eine große Summe bieten ließ, wenn
er Angaben über Büchner machen wolle. Aber Kuhl er-
klärte, er kenne diesen Herrn Studenten nicht. Ebenso hat in
ihm später noch einmal ein menschliches Rühren über die Hab-
sucht gesiegt. Aber die weiteren Phasen dieser seltsamen
Gerichts- und Denuncianten-Historie werden wir später zu
beleuchten haben. Das Bisherige stellt klar, warum das
Gericht nur nach Schütz fahndete, und wie Büchner unbe-
helligt bleiben und sogar zur Klage gegen den Richter
schreiten konnte.

Näheres über dieses tollkühne Vorgehen enthalten seine
Briefe an die Eltern, doch sind sie hierüber, wie über seine
ganze revolutionäre Thätigkeit in Gießen nur mit großer
Vorsicht als Quelle zu gebrauchen. Denn er hehlte den
Eltern diese Thätigkeit sehr ängstlich, und suchte, als sie
Verdacht faßten, diesen durch allerlei Ausflüchte abzulenken.
Das Motiv hierzu lag natürlich einzig in dem Charakter
des Vaters. Dr. Ernst Büchner hätte für solches Vergehen
keine Strafe zu hart gefunden. Doch verschwieg Georg nicht
seine Gesinnungen, sondern nur seine Thaten, diese allerdings
mit großer Gewandtheit. Als Dr. Büchner im März 1834
besorgt anfragte, ob die Gerüchte von entdeckten demokratischen
Umtrieben in Oberhessen wahr sprächen, erwiderte der Sohn,

und endlich — es klingt unglaublich, aber es iſt ſo! — ſelbſt
dieſer Menſch empfand den Zauber dieſer reinen, ſtarken
Natur, Kuhl hatte Mitleid mit Büchner und ſchonte ihn.
Das iſt keine bloße Hypotheſe! Büchner hatte allerdings
nur durch ſein Verſchwinden nach Minnigerode's Verhaftung
einen Verdacht auf ſich gelenkt, aber die Polizei war ſo feſt
von ſeiner Mitſchuld überzeugt, daß du Thil auf Georgi's
Bericht hin dem Kuhl eine große Summe bieten ließ, wenn
er Angaben über Büchner machen wolle. Aber Kuhl er-
klärte, er kenne dieſen Herrn Studenten nicht. Ebenſo hat in
ihm ſpäter noch einmal ein menſchliches Rühren über die Hab-
ſucht geſiegt. Aber die weiteren Phaſen dieſer ſeltſamen
Gerichts- und Denuncianten-Hiſtorie werden wir ſpäter zu
beleuchten haben. Das Bisherige ſtellt klar, warum das
Gericht nur nach Schütz fahndete, und wie Büchner unbe-
helligt bleiben und ſogar zur Klage gegen den Richter
ſchreiten konnte.

Näheres über dieſes tollkühne Vorgehen enthalten ſeine
Briefe an die Eltern, doch ſind ſie hierüber, wie über ſeine
ganze revolutionäre Thätigkeit in Gießen nur mit großer
Vorſicht als Quelle zu gebrauchen. Denn er hehlte den
Eltern dieſe Thätigkeit ſehr ängſtlich, und ſuchte, als ſie
Verdacht faßten, dieſen durch allerlei Ausflüchte abzulenken.
Das Motiv hierzu lag natürlich einzig in dem Charakter
des Vaters. Dr. Ernſt Büchner hätte für ſolches Vergehen
keine Strafe zu hart gefunden. Doch verſchwieg Georg nicht
ſeine Geſinnungen, ſondern nur ſeine Thaten, dieſe allerdings
mit großer Gewandtheit. Als Dr. Büchner im März 1834
beſorgt anfragte, ob die Gerüchte von entdeckten demokratiſchen
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[CXL/0156] und endlich — es klingt unglaublich, aber es iſt ſo! — ſelbſt dieſer Menſch empfand den Zauber dieſer reinen, ſtarken Natur, Kuhl hatte Mitleid mit Büchner und ſchonte ihn. Das iſt keine bloße Hypotheſe! Büchner hatte allerdings nur durch ſein Verſchwinden nach Minnigerode's Verhaftung einen Verdacht auf ſich gelenkt, aber die Polizei war ſo feſt von ſeiner Mitſchuld überzeugt, daß du Thil auf Georgi's Bericht hin dem Kuhl eine große Summe bieten ließ, wenn er Angaben über Büchner machen wolle. Aber Kuhl er- klärte, er kenne dieſen Herrn Studenten nicht. Ebenſo hat in ihm ſpäter noch einmal ein menſchliches Rühren über die Hab- ſucht geſiegt. Aber die weiteren Phaſen dieſer ſeltſamen Gerichts- und Denuncianten-Hiſtorie werden wir ſpäter zu beleuchten haben. Das Bisherige ſtellt klar, warum das Gericht nur nach Schütz fahndete, und wie Büchner unbe- helligt bleiben und ſogar zur Klage gegen den Richter ſchreiten konnte. Näheres über dieſes tollkühne Vorgehen enthalten ſeine Briefe an die Eltern, doch ſind ſie hierüber, wie über ſeine ganze revolutionäre Thätigkeit in Gießen nur mit großer Vorſicht als Quelle zu gebrauchen. Denn er hehlte den Eltern dieſe Thätigkeit ſehr ängſtlich, und ſuchte, als ſie Verdacht faßten, dieſen durch allerlei Ausflüchte abzulenken. Das Motiv hierzu lag natürlich einzig in dem Charakter des Vaters. Dr. Ernſt Büchner hätte für ſolches Vergehen keine Strafe zu hart gefunden. Doch verſchwieg Georg nicht ſeine Geſinnungen, ſondern nur ſeine Thaten, dieſe allerdings mit großer Gewandtheit. Als Dr. Büchner im März 1834 beſorgt anfragte, ob die Gerüchte von entdeckten demokratiſchen Umtrieben in Oberheſſen wahr ſprächen, erwiderte der Sohn,

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Zitationshilfe: Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. CXL. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/156>, abgerufen am 27.11.2024.