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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.

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Hause erwarten zu dürfen, nur zu den muthvollen Worten: "Ich
stehe jetzt ganz allein, aber gerade das steigert meine Kräfte".

Dr. Büchner hat weder diesen Brief, noch einen der
folgenden bei Lebzeiten des Sohnes gelesen; so lange Georg
lebte galt er ihm als todt, er gewährte ihm keine Unter-
stützung, erkundigte sich nicht nach seinen Schicksalen, ja
sogar sein Name durfte nie vor ihm genannt werden. Wer
dies allzuhart findet, mag aber auch nicht vergessen, wie
tief diesen geraden, grundehrlichen Mann die Erkenntniß em-
pören mußte, daß ihn der Sohn jahrelang betrogen, wie
diesem loyalen Staatsdiener das politische Vergehen desselben
nicht minder verwerflich erschien als irgend ein gemeiner Frevel,
wie bitter endlich sein Vaterherz das Scheitern aller Hoff-
nungen empfinden mußte, welche er an den genialen Jüng-
ling geknüpft. Auch ging seine Härte nicht über das Mensch-
liche hinaus; er ließ es geschehen, daß Gattin und Kinder
eifrig mit dem Flüchtling correspondirten, und als Frau Ca-
roline überaus sparsam wurde, um den Sohn von dem
Wirthschaftsgelde unterstützen zu können, verlor er kein Wort
darüber, warum es plötzlich so karg im Hause zugehe,
obwohl er den Sachverhalt wohl wußte. Er selbst freilich
hat Georg's in jener Zeit nie erwähnt, auch dann nicht,
als Ende März jene Hundert Gulden in Darm-
stadt eintrafen, welche J. D. Sauerländer als
Honorar für
"Dantons Tod" gewährt. Da über-
gab er Geld und Brief schweigend der Gattin.

Dies lenkt uns zu dem Schicksal jenes Manuscripts zurück.
Wir erzählen dasselbe am Besten mit den Worten des Mannes,
der sich das größte Verdienst um Georg Büchner erworben,
Karl Gutzkow's.


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Hauſe erwarten zu dürfen, nur zu den muthvollen Worten: "Ich
ſtehe jetzt ganz allein, aber gerade das ſteigert meine Kräfte".

Dr. Büchner hat weder dieſen Brief, noch einen der
folgenden bei Lebzeiten des Sohnes geleſen; ſo lange Georg
lebte galt er ihm als todt, er gewährte ihm keine Unter-
ſtützung, erkundigte ſich nicht nach ſeinen Schickſalen, ja
ſogar ſein Name durfte nie vor ihm genannt werden. Wer
dies allzuhart findet, mag aber auch nicht vergeſſen, wie
tief dieſen geraden, grundehrlichen Mann die Erkenntniß em-
pören mußte, daß ihn der Sohn jahrelang betrogen, wie
dieſem loyalen Staatsdiener das politiſche Vergehen desſelben
nicht minder verwerflich erſchien als irgend ein gemeiner Frevel,
wie bitter endlich ſein Vaterherz das Scheitern aller Hoff-
nungen empfinden mußte, welche er an den genialen Jüng-
ling geknüpft. Auch ging ſeine Härte nicht über das Menſch-
liche hinaus; er ließ es geſchehen, daß Gattin und Kinder
eifrig mit dem Flüchtling correſpondirten, und als Frau Ca-
roline überaus ſparſam wurde, um den Sohn von dem
Wirthſchaftsgelde unterſtützen zu können, verlor er kein Wort
darüber, warum es plötzlich ſo karg im Hauſe zugehe,
obwohl er den Sachverhalt wohl wußte. Er ſelbſt freilich
hat Georg's in jener Zeit nie erwähnt, auch dann nicht,
als Ende März jene Hundert Gulden in Darm-
ſtadt eintrafen, welche J. D. Sauerländer als
Honorar für
"Dantons Tod" gewährt. Da über-
gab er Geld und Brief ſchweigend der Gattin.

Dies lenkt uns zu dem Schickſal jenes Manuſcripts zurück.
Wir erzählen dasſelbe am Beſten mit den Worten des Mannes,
der ſich das größte Verdienſt um Georg Büchner erworben,
Karl Gutzkow's.


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[CLXIII/0179] Hauſe erwarten zu dürfen, nur zu den muthvollen Worten: "Ich ſtehe jetzt ganz allein, aber gerade das ſteigert meine Kräfte". Dr. Büchner hat weder dieſen Brief, noch einen der folgenden bei Lebzeiten des Sohnes geleſen; ſo lange Georg lebte galt er ihm als todt, er gewährte ihm keine Unter- ſtützung, erkundigte ſich nicht nach ſeinen Schickſalen, ja ſogar ſein Name durfte nie vor ihm genannt werden. Wer dies allzuhart findet, mag aber auch nicht vergeſſen, wie tief dieſen geraden, grundehrlichen Mann die Erkenntniß em- pören mußte, daß ihn der Sohn jahrelang betrogen, wie dieſem loyalen Staatsdiener das politiſche Vergehen desſelben nicht minder verwerflich erſchien als irgend ein gemeiner Frevel, wie bitter endlich ſein Vaterherz das Scheitern aller Hoff- nungen empfinden mußte, welche er an den genialen Jüng- ling geknüpft. Auch ging ſeine Härte nicht über das Menſch- liche hinaus; er ließ es geſchehen, daß Gattin und Kinder eifrig mit dem Flüchtling correſpondirten, und als Frau Ca- roline überaus ſparſam wurde, um den Sohn von dem Wirthſchaftsgelde unterſtützen zu können, verlor er kein Wort darüber, warum es plötzlich ſo karg im Hauſe zugehe, obwohl er den Sachverhalt wohl wußte. Er ſelbſt freilich hat Georg's in jener Zeit nie erwähnt, auch dann nicht, als Ende März jene Hundert Gulden in Darm- ſtadt eintrafen, welche J. D. Sauerländer als Honorar für "Dantons Tod" gewährt. Da über- gab er Geld und Brief ſchweigend der Gattin. Dies lenkt uns zu dem Schickſal jenes Manuſcripts zurück. Wir erzählen dasſelbe am Beſten mit den Worten des Mannes, der ſich das größte Verdienſt um Georg Büchner erworben, Karl Gutzkow's. l *

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Zitationshilfe: Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. CLXIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/179>, abgerufen am 27.11.2024.