Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.

Bild:
<< vorherige Seite
Laflotte. Halte den Mund zu, deine Mondsichel hat
einen Hof. Ha, ha, ha, ha!
Wärter. Ha, ha, ha! Glaubt Ihr, Herr, daß Ihr
bei ihrem Schein lesen könntet?

(Zeigt auf einen Zettel, den er in der Hand hält.)
Dillon. Gib her!
Wärter. Herr, meine Mondsichel hat Ebbe bei mir
gemacht.
Laflotte. Deine Hosen sehen aus, als ob Fluth wäre.
Wärter. Nein, sie ziehen Wasser. (Zu Dillon.) Sie
hat sich vor Eurer Sonne verkrochen, Herr; Ihr müßt mir
das geben, was sie wieder feurig macht, wenn Ihr dabei
lesen wollt.
Dillon. Da Kerl! Pack' dich. (Er gibt ihm Geld.
Wärter ab. -- Liest)
Danton hat das Tribunal erschreckt, die
Geschwornen schwankten, die Zuhörer murrten. Der Zudrang
war außerordentlich. Das Volk drängte sich um den Justiz-
palast und stand bis zu den Bänken. Eine Hand voll Geld,
ein Arm endlich, -- -- hm! hm! (Er geht auf und ab, und
schenkt sich von Zeit zu Zeit aus einer Flasche ein.)
-- Hätt' ich
nur den Fuß auf der Gasse. Ich werde mich nicht so
schlachten lassen. Ja, nur den Fuß auf der Gasse!
Laflotte. Und auf dem Karren, das ist eins.
Dillon. Meinst du? Da liegen noch ein Paar Schritte
dazwischen, lang genug, um sie mit den Leichen der Decem-
virn zu messen. -- -- Es ist endlich Zeit, daß die recht-
schaffenen Leute das Haupt erheben.
Laflotte (für sich) Desto besser, um so leichter ist es zu
treffen. Nur zu, Alter, noch einige Gläser und ich werde
flott.

Laflotte. Halte den Mund zu, deine Mondſichel hat
einen Hof. Ha, ha, ha, ha!
Wärter. Ha, ha, ha! Glaubt Ihr, Herr, daß Ihr
bei ihrem Schein leſen könntet?

(Zeigt auf einen Zettel, den er in der Hand hält.)
Dillon. Gib her!
Wärter. Herr, meine Mondſichel hat Ebbe bei mir
gemacht.
Laflotte. Deine Hoſen ſehen aus, als ob Fluth wäre.
Wärter. Nein, ſie ziehen Waſſer. (Zu Dillon.) Sie
hat ſich vor Eurer Sonne verkrochen, Herr; Ihr müßt mir
das geben, was ſie wieder feurig macht, wenn Ihr dabei
leſen wollt.
Dillon. Da Kerl! Pack' dich. (Er gibt ihm Geld.
Wärter ab. — Lieſt)
Danton hat das Tribunal erſchreckt, die
Geſchwornen ſchwankten, die Zuhörer murrten. Der Zudrang
war außerordentlich. Das Volk drängte ſich um den Juſtiz-
palaſt und ſtand bis zu den Bänken. Eine Hand voll Geld,
ein Arm endlich, — — hm! hm! (Er geht auf und ab, und
ſchenkt ſich von Zeit zu Zeit aus einer Flaſche ein.)
— Hätt' ich
nur den Fuß auf der Gaſſe. Ich werde mich nicht ſo
ſchlachten laſſen. Ja, nur den Fuß auf der Gaſſe!
Laflotte. Und auf dem Karren, das iſt eins.
Dillon. Meinſt du? Da liegen noch ein Paar Schritte
dazwiſchen, lang genug, um ſie mit den Leichen der Decem-
virn zu meſſen. — — Es iſt endlich Zeit, daß die recht-
ſchaffenen Leute das Haupt erheben.
Laflotte (für ſich) Deſto beſſer, um ſo leichter iſt es zu
treffen. Nur zu, Alter, noch einige Gläſer und ich werde
flott.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div type="act" n="3">
            <div type="scene" n="4">
              <pb facs="#f0264" n="68"/>
              <sp who="#LAF">
                <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Laflotte.</hi> </hi> </speaker>
                <p>Halte den Mund zu, deine Mond&#x017F;ichel hat<lb/>
einen Hof. Ha, ha, ha, ha!</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#WAERT">
                <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Wärter.</hi> </hi> </speaker>
                <p>Ha, ha, ha! Glaubt Ihr, Herr, daß Ihr<lb/>
bei ihrem Schein le&#x017F;en könntet?</p><lb/>
                <stage> <hi rendition="#et">(Zeigt auf einen Zettel, den er in der Hand hält.)</hi> </stage>
              </sp><lb/>
              <sp who="#DILL">
                <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Dillon.</hi> </hi> </speaker>
                <p>Gib her!</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#WAERT">
                <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Wärter.</hi> </hi> </speaker>
                <p>Herr, meine Mond&#x017F;ichel hat Ebbe bei mir<lb/>
gemacht.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#LAF">
                <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Laflotte.</hi> </hi> </speaker>
                <p>Deine Ho&#x017F;en &#x017F;ehen aus, als ob Fluth wäre.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#WAERT">
                <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Wärter.</hi> </hi> </speaker>
                <p>Nein, &#x017F;ie ziehen Wa&#x017F;&#x017F;er. <stage>(Zu Dillon.)</stage> Sie<lb/>
hat &#x017F;ich vor Eurer Sonne verkrochen, Herr; Ihr müßt mir<lb/>
das geben, was &#x017F;ie wieder feurig macht, wenn Ihr dabei<lb/>
le&#x017F;en wollt.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#DILL">
                <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Dillon.</hi> </hi> </speaker>
                <p>Da Kerl! Pack' dich. <stage>(Er gibt ihm Geld.<lb/>
Wärter ab. &#x2014; Lie&#x017F;t)</stage> Danton hat das Tribunal er&#x017F;chreckt, die<lb/>
Ge&#x017F;chwornen &#x017F;chwankten, die Zuhörer murrten. Der Zudrang<lb/>
war außerordentlich. Das Volk drängte &#x017F;ich um den Ju&#x017F;tiz-<lb/>
pala&#x017F;t und &#x017F;tand bis zu den Bänken. Eine Hand voll Geld,<lb/>
ein Arm endlich, &#x2014; &#x2014; hm! hm! <stage>(Er geht auf und ab, und<lb/>
&#x017F;chenkt &#x017F;ich von Zeit zu Zeit aus einer Fla&#x017F;che ein.)</stage> &#x2014; Hätt' ich<lb/>
nur den Fuß auf der Ga&#x017F;&#x017F;e. Ich werde mich nicht &#x017F;o<lb/>
&#x017F;chlachten la&#x017F;&#x017F;en. Ja, nur den Fuß auf der Ga&#x017F;&#x017F;e!</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#LAF">
                <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Laflotte.</hi> </hi> </speaker>
                <p>Und auf dem Karren, das i&#x017F;t eins.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#DILL">
                <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Dillon.</hi> </hi> </speaker>
                <p>Mein&#x017F;t du? Da liegen noch ein Paar Schritte<lb/>
dazwi&#x017F;chen, lang genug, um &#x017F;ie mit den Leichen der Decem-<lb/>
virn zu me&#x017F;&#x017F;en. &#x2014; &#x2014; Es i&#x017F;t endlich Zeit, daß die recht-<lb/>
&#x017F;chaffenen Leute das Haupt erheben.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#LAF">
                <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Laflotte</hi> </hi> </speaker>
                <stage>(für &#x017F;ich)</stage>
                <p>De&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er, um &#x017F;o leichter i&#x017F;t es zu<lb/>
treffen. Nur zu, Alter, noch einige Glä&#x017F;er und ich werde<lb/>
flott.</p>
              </sp><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0264] Laflotte. Halte den Mund zu, deine Mondſichel hat einen Hof. Ha, ha, ha, ha! Wärter. Ha, ha, ha! Glaubt Ihr, Herr, daß Ihr bei ihrem Schein leſen könntet? (Zeigt auf einen Zettel, den er in der Hand hält.) Dillon. Gib her! Wärter. Herr, meine Mondſichel hat Ebbe bei mir gemacht. Laflotte. Deine Hoſen ſehen aus, als ob Fluth wäre. Wärter. Nein, ſie ziehen Waſſer. (Zu Dillon.) Sie hat ſich vor Eurer Sonne verkrochen, Herr; Ihr müßt mir das geben, was ſie wieder feurig macht, wenn Ihr dabei leſen wollt. Dillon. Da Kerl! Pack' dich. (Er gibt ihm Geld. Wärter ab. — Lieſt) Danton hat das Tribunal erſchreckt, die Geſchwornen ſchwankten, die Zuhörer murrten. Der Zudrang war außerordentlich. Das Volk drängte ſich um den Juſtiz- palaſt und ſtand bis zu den Bänken. Eine Hand voll Geld, ein Arm endlich, — — hm! hm! (Er geht auf und ab, und ſchenkt ſich von Zeit zu Zeit aus einer Flaſche ein.) — Hätt' ich nur den Fuß auf der Gaſſe. Ich werde mich nicht ſo ſchlachten laſſen. Ja, nur den Fuß auf der Gaſſe! Laflotte. Und auf dem Karren, das iſt eins. Dillon. Meinſt du? Da liegen noch ein Paar Schritte dazwiſchen, lang genug, um ſie mit den Leichen der Decem- virn zu meſſen. — — Es iſt endlich Zeit, daß die recht- ſchaffenen Leute das Haupt erheben. Laflotte (für ſich) Deſto beſſer, um ſo leichter iſt es zu treffen. Nur zu, Alter, noch einige Gläſer und ich werde flott.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/264
Zitationshilfe: Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/264>, abgerufen am 21.11.2024.