Manuscript herumgearbeitet. Daß dieser erste Abdruck aber in der That die "Ruine einer Verwüstung" war, wird erkennen, wer das nachstehende Verzeichniß prüft, in welchem alle Stellen bezeichnet sind, durch welche sich dieser erste Abdruck (D. T.) von dem vor- stehenden Abdrucke des Original-Manuscripts (O. M.) unterscheidet. Man wird da auf unglaubliche Dinge stoßen. Viele Cynismen sind gestrichen, aber lange nicht die schlimmsten, oft ist das Derbste stehen geblieben, hart daneben ist eine Stelle gestrichen worden, die weit minder derb und viel witziger ist. Auch findet sich hier und da eine Zote sogar schärfer zugespitzt. Und doch waren der Herr Bearbeiter -- ich wiederhole, man darf in diesen Dingen nicht an Gutzkow denken -- im Uebrigen ein sehr moralischer Herr! Ließen es sogar nicht zu, daß man von Jemand sage, er trinke Schnaps. Wie ein schlechter Witz klingt's und ist doch buchstäblich wahr, daß an allen jenen Stellen, wo Büchner "Schnaps" geschrieben, "Wein" gedruckt steht, sogar der Souffleur Simon darf kein "Schnapsfaß" sein, sondern ein "Weinfaß"! Und ganze Sätze stammen gar nicht von Büchner! Kurz -- es war keine Methode in dem Wahnsinn dieser Bearbeitung.
Der zweite Abdruck des Drama's steht in den "Nachgelassenen Schriften von Georg Büchner". Frankfurt, Sauerländer. 1850. S. 51-150. Dieser Text (im folgenden Varianten-Verzeichniß mit "N. S." bezeichnet) tilgt alle Druckfehler, restituirt auch etwa zwanzig Stellen des O. M., läßt aber die weiteren neunzig Stellen unberich- tigt. Dies erklärt sich wohl aus dem Umstande, daß das Buch 1850 erschien, im ersten und grimmigsten Jahre der Reaction.
Mir lagen für die vorliegende Ausgabe zwei Manuscripte vor, beide von Büchner's Hand: einige Blättchen des ersten Ent- wurfs und eine vollständige Reinschrift. Wohl sind zwischen beiden einige Verschiedenheiten, doch war mir selbstverständlich nur das letztere Manuscript maßgebend und ich habe es im Vorstehenden von der ersten bis zur letzten Zeile, ohne jeden Zusatz, ohne jede Kürzung, ohne jede Veränderung abdrucken lassen. Wodurch sich dieser Text (O. M.) von seinem Vorgänger unterscheidet, beweist nach- stehendes Verzeichniß der Varianten:
Manuſcript herumgearbeitet. Daß dieſer erſte Abdruck aber in der That die "Ruine einer Verwüſtung" war, wird erkennen, wer das nachſtehende Verzeichniß prüft, in welchem alle Stellen bezeichnet ſind, durch welche ſich dieſer erſte Abdruck (D. T.) von dem vor- ſtehenden Abdrucke des Original-Manuſcripts (O. M.) unterſcheidet. Man wird da auf unglaubliche Dinge ſtoßen. Viele Cynismen ſind geſtrichen, aber lange nicht die ſchlimmſten, oft iſt das Derbſte ſtehen geblieben, hart daneben iſt eine Stelle geſtrichen worden, die weit minder derb und viel witziger iſt. Auch findet ſich hier und da eine Zote ſogar ſchärfer zugeſpitzt. Und doch waren der Herr Bearbeiter — ich wiederhole, man darf in dieſen Dingen nicht an Gutzkow denken — im Uebrigen ein ſehr moraliſcher Herr! Ließen es ſogar nicht zu, daß man von Jemand ſage, er trinke Schnaps. Wie ein ſchlechter Witz klingt's und iſt doch buchſtäblich wahr, daß an allen jenen Stellen, wo Büchner "Schnaps" geſchrieben, "Wein" gedruckt ſteht, ſogar der Souffleur Simon darf kein "Schnapsfaß" ſein, ſondern ein "Weinfaß"! Und ganze Sätze ſtammen gar nicht von Büchner! Kurz — es war keine Methode in dem Wahnſinn dieſer Bearbeitung.
Der zweite Abdruck des Drama's ſteht in den "Nachgelaſſenen Schriften von Georg Büchner". Frankfurt, Sauerländer. 1850. S. 51-150. Dieſer Text (im folgenden Varianten-Verzeichniß mit "N. S." bezeichnet) tilgt alle Druckfehler, reſtituirt auch etwa zwanzig Stellen des O. M., läßt aber die weiteren neunzig Stellen unberich- tigt. Dies erklärt ſich wohl aus dem Umſtande, daß das Buch 1850 erſchien, im erſten und grimmigſten Jahre der Reaction.
Mir lagen für die vorliegende Ausgabe zwei Manuſcripte vor, beide von Büchner's Hand: einige Blättchen des erſten Ent- wurfs und eine vollſtändige Reinſchrift. Wohl ſind zwiſchen beiden einige Verſchiedenheiten, doch war mir ſelbſtverſtändlich nur das letztere Manuſcript maßgebend und ich habe es im Vorſtehenden von der erſten bis zur letzten Zeile, ohne jeden Zuſatz, ohne jede Kürzung, ohne jede Veränderung abdrucken laſſen. Wodurch ſich dieſer Text (O. M.) von ſeinem Vorgänger unterſcheidet, beweiſt nach- ſtehendes Verzeichniß der Varianten:
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Manuſcript herumgearbeitet. Daß dieſer erſte Abdruck aber in der
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nachſtehende Verzeichniß prüft, in welchem alle Stellen bezeichnet
ſind, durch welche ſich dieſer erſte Abdruck (D. T.) von dem vor-
ſtehenden Abdrucke des Original-Manuſcripts (O. M.) unterſcheidet.
Man wird da auf unglaubliche Dinge ſtoßen. Viele Cynismen ſind
geſtrichen, aber lange nicht die ſchlimmſten, oft iſt das Derbſte ſtehen
geblieben, hart daneben iſt eine Stelle geſtrichen worden, die weit
minder derb und viel witziger iſt. Auch findet ſich hier und da eine
Zote ſogar ſchärfer zugeſpitzt. Und doch waren der Herr Bearbeiter
— ich wiederhole, man darf in dieſen Dingen nicht an Gutzkow
denken — im Uebrigen ein ſehr moraliſcher Herr! Ließen es ſogar
nicht zu, daß man von Jemand ſage, er trinke Schnaps. Wie ein
ſchlechter Witz klingt's und iſt doch buchſtäblich wahr, daß an allen
jenen Stellen, wo Büchner "Schnaps" geſchrieben, "Wein" gedruckt
ſteht, ſogar der Souffleur Simon darf kein "Schnapsfaß" ſein,
ſondern ein "Weinfaß"! Und ganze Sätze ſtammen gar nicht von
Büchner! Kurz — es war keine Methode in dem Wahnſinn dieſer
Bearbeitung.
Der zweite Abdruck des Drama's ſteht in den "Nachgelaſſenen
Schriften von Georg Büchner". Frankfurt, Sauerländer. 1850.
S. 51-150. Dieſer Text (im folgenden Varianten-Verzeichniß mit
"N. S." bezeichnet) tilgt alle Druckfehler, reſtituirt auch etwa zwanzig
Stellen des O. M., läßt aber die weiteren neunzig Stellen unberich-
tigt. Dies erklärt ſich wohl aus dem Umſtande, daß das Buch 1850
erſchien, im erſten und grimmigſten Jahre der Reaction.
Mir lagen für die vorliegende Ausgabe zwei Manuſcripte
vor, beide von Büchner's Hand: einige Blättchen des erſten Ent-
wurfs und eine vollſtändige Reinſchrift. Wohl ſind zwiſchen beiden
einige Verſchiedenheiten, doch war mir ſelbſtverſtändlich nur das
letztere Manuſcript maßgebend und ich habe es im Vorſtehenden
von der erſten bis zur letzten Zeile, ohne jeden Zuſatz, ohne jede
Kürzung, ohne jede Veränderung abdrucken laſſen. Wodurch ſich
dieſer Text (O. M.) von ſeinem Vorgänger unterſcheidet, beweiſt nach-
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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/296>, abgerufen am 21.11.2024.
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