Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879. Zweiter P. Das paßt auf beide. Soll ich sie beide arretiren? Erster P. Zwar, das ist gefährlich; wir sind auch nur zwei. Aber ich will einen Rapport machen. Es ist ein Fall von sehr kriminalischer Verwicklung oder sehr ver- wickelter Kriminalität. Denn wenn ich mich betrinke und mich in mein Bett lege, so ist das meine Sache und geht Niemand was an. Wenn ich aber mein Bett vertrinke, so ist das die Sache von -- wem, Schlingel? Zweiter P. Ja, ich weiß nicht. Erster P. Ja, ich auch nicht, aber das ist der Punkt. Dritte Scene. Leonce. Valerio. Valerio. Da läugne Einer die Vorsehung. Seht, was man nicht mit einem Floh ausrichten kann. Denn wenn es mich nicht heute Nacht überlaufen hätte, so hätte ich nicht den Morgen mein Bett an die Sonne getragen und hätte ich es nicht an die Sonne getragen, so wäre ich da- mit nicht neben das Wirthshaus zum Mond gerathen und wenn Sonne und Mond es nicht beschienen hätten, so hätte ich aus meinem Nachtsack keinen Weinkeller machen und mich darin betrinken können. Und wenn dies Alles nicht geschehen wäre, so wäre ich jetzt nicht in Ihrer Gesellschaft, wertheste Ameisen, und würde von Ihnen scalritirt und von der Sonne ausgetrocknet, sondern würde ein Stück Fleisch Zweiter P. Das paßt auf beide. Soll ich ſie beide arretiren? Erſter P. Zwar, das iſt gefährlich; wir ſind auch nur zwei. Aber ich will einen Rapport machen. Es iſt ein Fall von ſehr kriminaliſcher Verwicklung oder ſehr ver- wickelter Kriminalität. Denn wenn ich mich betrinke und mich in mein Bett lege, ſo iſt das meine Sache und geht Niemand was an. Wenn ich aber mein Bett vertrinke, ſo iſt das die Sache von — wem, Schlingel? Zweiter P. Ja, ich weiß nicht. Erſter P. Ja, ich auch nicht, aber das iſt der Punkt. Dritte Scene. Leonce. Valerio. Valerio. Da läugne Einer die Vorſehung. Seht, was man nicht mit einem Floh ausrichten kann. Denn wenn es mich nicht heute Nacht überlaufen hätte, ſo hätte ich nicht den Morgen mein Bett an die Sonne getragen und hätte ich es nicht an die Sonne getragen, ſo wäre ich da- mit nicht neben das Wirthshaus zum Mond gerathen und wenn Sonne und Mond es nicht beſchienen hätten, ſo hätte ich aus meinem Nachtſack keinen Weinkeller machen und mich darin betrinken können. Und wenn dies Alles nicht geſchehen wäre, ſo wäre ich jetzt nicht in Ihrer Geſellſchaft, wertheſte Ameiſen, und würde von Ihnen ſcalritirt und von der Sonne ausgetrocknet, ſondern würde ein Stück Fleiſch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div type="act" n="3"> <div type="scene" n="4"> <pb facs="#f0314" n="118"/> <sp who="#ZWEP"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Zweiter P.</hi> </hi> </speaker> <p>Das paßt auf beide. Soll ich ſie beide arretiren?</p> </sp><lb/> <sp who="#ERP"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Erſter P.</hi> </hi> </speaker> <p>Zwar, das iſt gefährlich; wir ſind auch nur<lb/> zwei. Aber ich will einen Rapport machen. Es iſt ein<lb/> Fall von ſehr kriminaliſcher Verwicklung oder ſehr ver-<lb/> wickelter Kriminalität. Denn wenn ich mich betrinke und<lb/> mich in mein Bett lege, ſo iſt das meine Sache und geht<lb/> Niemand was an. Wenn ich aber mein Bett vertrinke, ſo<lb/> iſt das die Sache von — <hi rendition="#g">wem</hi>, Schlingel?</p> </sp><lb/> <sp who="#ZWEP"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Zweiter P.</hi> </hi> </speaker> <p>Ja, ich weiß nicht.</p> </sp><lb/> <sp who="#ERP"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Erſter P.</hi> </hi> </speaker> <p>Ja, ich auch nicht, aber das iſt der Punkt.</p> </sp> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div type="scene" n="4"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Dritte Scene.</hi> </hi> </hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Leonce. Valerio.</hi> </hi> </hi> </stage><lb/> <sp who="#VAL"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Valerio.</hi> </hi> </speaker> <p>Da läugne Einer die Vorſehung. Seht,<lb/> was man nicht mit einem Floh ausrichten kann. Denn<lb/> wenn es mich nicht heute Nacht überlaufen hätte, ſo hätte<lb/> ich nicht den Morgen mein Bett an die Sonne getragen und<lb/> hätte ich es nicht an die Sonne getragen, ſo wäre ich da-<lb/> mit nicht neben das Wirthshaus zum Mond gerathen und<lb/> wenn Sonne und Mond es nicht beſchienen hätten, ſo hätte<lb/> ich aus meinem Nachtſack keinen Weinkeller machen und<lb/> mich darin betrinken können. Und wenn dies Alles nicht<lb/> geſchehen wäre, ſo wäre ich jetzt nicht in Ihrer Geſellſchaft,<lb/> wertheſte Ameiſen, und würde von Ihnen ſcalritirt und von<lb/> der Sonne ausgetrocknet, ſondern würde ein Stück Fleiſch<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [118/0314]
Zweiter P. Das paßt auf beide. Soll ich ſie beide arretiren?
Erſter P. Zwar, das iſt gefährlich; wir ſind auch nur
zwei. Aber ich will einen Rapport machen. Es iſt ein
Fall von ſehr kriminaliſcher Verwicklung oder ſehr ver-
wickelter Kriminalität. Denn wenn ich mich betrinke und
mich in mein Bett lege, ſo iſt das meine Sache und geht
Niemand was an. Wenn ich aber mein Bett vertrinke, ſo
iſt das die Sache von — wem, Schlingel?
Zweiter P. Ja, ich weiß nicht.
Erſter P. Ja, ich auch nicht, aber das iſt der Punkt.
Dritte Scene.
Leonce. Valerio.
Valerio. Da läugne Einer die Vorſehung. Seht,
was man nicht mit einem Floh ausrichten kann. Denn
wenn es mich nicht heute Nacht überlaufen hätte, ſo hätte
ich nicht den Morgen mein Bett an die Sonne getragen und
hätte ich es nicht an die Sonne getragen, ſo wäre ich da-
mit nicht neben das Wirthshaus zum Mond gerathen und
wenn Sonne und Mond es nicht beſchienen hätten, ſo hätte
ich aus meinem Nachtſack keinen Weinkeller machen und
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geſchehen wäre, ſo wäre ich jetzt nicht in Ihrer Geſellſchaft,
wertheſte Ameiſen, und würde von Ihnen ſcalritirt und von
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