ich aus wie ein Mensch, der Dich verräth? Wenn ein Mann ein Weib verräth, so sieht man es gleich. Die Weiber täuschen sich gewöhnlich nicht in dergleichen. Und welchen Augenblick wählest Du, mir solche Dinge zu sagen, Marie? Den Augenblick meines Lebens, worin ich Dich vielleicht am meisten liebe. Es ist wahr, es ist mir, als hätte ich Dich nie so geliebt, wie heute. Ich spreche jetzt nicht mit der Königin. Wahrhaftig, ich lache über die Königin. Was kann mir die Königin thun? Sie kann mir den Kopf ab- schlagen lassen, was macht das? Du, Marie, kannst mir das Herz brechen! Nicht Eure Majestät, nein, Marie, Dich liebe ich. Deine schöne weiße und zarte Hand küsse und bete ich an, nicht Euer Scepter, Madame.
Die Königin.Danke, mein Fabiano. Lebe wohl. -- Mein Gott, Mylord, wie jung Ihr seid! Die schönen schwarzen Haare und der reizende Kopf da! -- Kommt in einer Stunde wieder.
Fabiano.Was Ihr eine Stunde nennt, heiße ich eine Ewigkeit!(Er geht.)
ich aus wie ein Menſch, der Dich verräth? Wenn ein Mann ein Weib verräth, ſo ſieht man es gleich. Die Weiber täuſchen ſich gewöhnlich nicht in dergleichen. Und welchen Augenblick wähleſt Du, mir ſolche Dinge zu ſagen, Marie? Den Augenblick meines Lebens, worin ich Dich vielleicht am meiſten liebe. Es iſt wahr, es iſt mir, als hätte ich Dich nie ſo geliebt, wie heute. Ich ſpreche jetzt nicht mit der Königin. Wahrhaftig, ich lache über die Königin. Was kann mir die Königin thun? Sie kann mir den Kopf ab- ſchlagen laſſen, was macht das? Du, Marie, kannſt mir das Herz brechen! Nicht Eure Majeſtät, nein, Marie, Dich liebe ich. Deine ſchöne weiße und zarte Hand küſſe und bete ich an, nicht Euer Scepter, Madame.
Die Königin.Danke, mein Fabiano. Lebe wohl. — Mein Gott, Mylord, wie jung Ihr ſeid! Die ſchönen ſchwarzen Haare und der reizende Kopf da! — Kommt in einer Stunde wieder.
Fabiano.Was Ihr eine Stunde nennt, heiße ich eine Ewigkeit!(Er geht.)
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ich aus wie ein Menſch, der Dich verräth? Wenn ein Mann
ein Weib verräth, ſo ſieht man es gleich. Die Weiber
täuſchen ſich gewöhnlich nicht in dergleichen. Und welchen
Augenblick wähleſt Du, mir ſolche Dinge zu ſagen, Marie?
Den Augenblick meines Lebens, worin ich Dich vielleicht
am meiſten liebe. Es iſt wahr, es iſt mir, als hätte ich
Dich nie ſo geliebt, wie heute. Ich ſpreche jetzt nicht mit
der Königin. Wahrhaftig, ich lache über die Königin. Was
kann mir die Königin thun? Sie kann mir den Kopf ab-
ſchlagen laſſen, was macht das? Du, Marie, kannſt mir
das Herz brechen! Nicht Eure Majeſtät, nein, Marie, Dich
liebe ich. Deine ſchöne weiße und zarte Hand küſſe und
bete ich an, nicht Euer Scepter, Madame.
Die Königin. Danke, mein Fabiano. Lebe wohl. —
Mein Gott, Mylord, wie jung Ihr ſeid! Die ſchönen
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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/443>, abgerufen am 21.11.2024.
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