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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.

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fügen oder nicht. Hier eine Probe: "Wir haben nicht
nöthig", schreibt er einmal, "die Vorwelt um große Männer
zu beneiden, auch unsere Zeit zeugte Helden, die mit den
Leonidas, Scävola und Brutus um den Lorbeer ringen können.
Um dies zu erkennen, brauchen wir unser Augenmerk nur
auf jenen Kampf zu richten, der noch vor Kurzem die Welt
erschütterte, der sie aber auch in ihrer Entwickelung um mehr
denn ein Jahrhundert vorwärts brachte, der in blutigem,
aber gerechtem Vertilgungskampfe die Gräuel rächte, welche
schändliche Despoten Jahrhunderte hindurch an der leidenden
Menschheit verübt, der Europa's Völkern zeigte, daß die Vor-
sehung sie nicht zum Spiel der Willkür von Despoten be-
stimmt hat; ich meine den Freiheitskampf der Franken!
Tugenden zeigten sich da, wie sie Rom und Sparta kaum
aufzuweisen haben, und Thaten geschahen, die noch nach
Jahrhunderten Tausende zur Nachahmung begeistern können."
Und dieses flammende Loblied der Revolution steht in einem
Aufsatz, welcher eigentlich nur den "Heldentod der vierhundert
Pforzheimer" schildern sollte! Aber bezeichnend für die
Denkweise des Jünglings ist es auch, wie er nun den Ueber-
gang zum vorgeschriebenen Thema findet: "Die Franken
erkämpften Europa's politische Freiheit, die Deutschen aber
die Glaubensfreiheit; der Kampf für die Reformation war
der erste Act des großen Kampfes, der die Menschheit von
ihren Unterdrückern befreien soll, wie die französische Revo-
lution der zweite war; vergessen wir auch der Helden jenes
ersten Kampfes nicht." Dann schildert er den Opfertod
jener deutschen Bürger auf dem Schlachtfeld bei Wimpfen
und schließt, gleichfalls sehr charakteristisch: "Mich faßt beim
Andenken an diese That, nicht freudiger Stolz, sondern tiefer

fügen oder nicht. Hier eine Probe: "Wir haben nicht
nöthig", ſchreibt er einmal, "die Vorwelt um große Männer
zu beneiden, auch unſere Zeit zeugte Helden, die mit den
Leonidas, Scävola und Brutus um den Lorbeer ringen können.
Um dies zu erkennen, brauchen wir unſer Augenmerk nur
auf jenen Kampf zu richten, der noch vor Kurzem die Welt
erſchütterte, der ſie aber auch in ihrer Entwickelung um mehr
denn ein Jahrhundert vorwärts brachte, der in blutigem,
aber gerechtem Vertilgungskampfe die Gräuel rächte, welche
ſchändliche Despoten Jahrhunderte hindurch an der leidenden
Menſchheit verübt, der Europa's Völkern zeigte, daß die Vor-
ſehung ſie nicht zum Spiel der Willkür von Despoten be-
ſtimmt hat; ich meine den Freiheitskampf der Franken!
Tugenden zeigten ſich da, wie ſie Rom und Sparta kaum
aufzuweiſen haben, und Thaten geſchahen, die noch nach
Jahrhunderten Tauſende zur Nachahmung begeiſtern können."
Und dieſes flammende Loblied der Revolution ſteht in einem
Aufſatz, welcher eigentlich nur den "Heldentod der vierhundert
Pforzheimer" ſchildern ſollte! Aber bezeichnend für die
Denkweiſe des Jünglings iſt es auch, wie er nun den Ueber-
gang zum vorgeſchriebenen Thema findet: "Die Franken
erkämpften Europa's politiſche Freiheit, die Deutſchen aber
die Glaubensfreiheit; der Kampf für die Reformation war
der erſte Act des großen Kampfes, der die Menſchheit von
ihren Unterdrückern befreien ſoll, wie die franzöſiſche Revo-
lution der zweite war; vergeſſen wir auch der Helden jenes
erſten Kampfes nicht." Dann ſchildert er den Opfertod
jener deutſchen Bürger auf dem Schlachtfeld bei Wimpfen
und ſchließt, gleichfalls ſehr charakteriſtiſch: "Mich faßt beim
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[XXIX/0045] fügen oder nicht. Hier eine Probe: "Wir haben nicht nöthig", ſchreibt er einmal, "die Vorwelt um große Männer zu beneiden, auch unſere Zeit zeugte Helden, die mit den Leonidas, Scävola und Brutus um den Lorbeer ringen können. Um dies zu erkennen, brauchen wir unſer Augenmerk nur auf jenen Kampf zu richten, der noch vor Kurzem die Welt erſchütterte, der ſie aber auch in ihrer Entwickelung um mehr denn ein Jahrhundert vorwärts brachte, der in blutigem, aber gerechtem Vertilgungskampfe die Gräuel rächte, welche ſchändliche Despoten Jahrhunderte hindurch an der leidenden Menſchheit verübt, der Europa's Völkern zeigte, daß die Vor- ſehung ſie nicht zum Spiel der Willkür von Despoten be- ſtimmt hat; ich meine den Freiheitskampf der Franken! Tugenden zeigten ſich da, wie ſie Rom und Sparta kaum aufzuweiſen haben, und Thaten geſchahen, die noch nach Jahrhunderten Tauſende zur Nachahmung begeiſtern können." Und dieſes flammende Loblied der Revolution ſteht in einem Aufſatz, welcher eigentlich nur den "Heldentod der vierhundert Pforzheimer" ſchildern ſollte! Aber bezeichnend für die Denkweiſe des Jünglings iſt es auch, wie er nun den Ueber- gang zum vorgeſchriebenen Thema findet: "Die Franken erkämpften Europa's politiſche Freiheit, die Deutſchen aber die Glaubensfreiheit; der Kampf für die Reformation war der erſte Act des großen Kampfes, der die Menſchheit von ihren Unterdrückern befreien ſoll, wie die franzöſiſche Revo- lution der zweite war; vergeſſen wir auch der Helden jenes erſten Kampfes nicht." Dann ſchildert er den Opfertod jener deutſchen Bürger auf dem Schlachtfeld bei Wimpfen und ſchließt, gleichfalls ſehr charakteriſtiſch: "Mich faßt beim Andenken an dieſe That, nicht freudiger Stolz, ſondern tiefer

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Zitationshilfe: Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. XXIX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/45>, abgerufen am 23.11.2024.