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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.

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und Gemüthes. In der Schule befriedigte er durch recht
mäßige Anstrengung; sein mächtig strebender Geist suchte sich
eigene Wege. Schon darum imponirte er uns Allen, ob-
wohl er keineswegs hochmüthig war. Doch wählte er sorg-
sam seinen Umgang, und mit Einem dieser Wenigen oder
auch einsam in Feld und Wald umherzustreifen, war sein
einziges Vergnügen, welches ihn aber auch so voll und hoch
beglückte, daß er kein anderes suchte." Auch von seinen
Lieblingsspaziergängen erfahren wir: durch den Bessunger
Herrengarten zur Ludwigshöhe, wo man die Rheinebene bis
zum Taunus übersieht, zur Marienhöhe, in's Mühlenthal
u. s. w. "Im Sommer 1831 begegnete ich Georg Büchner
einmal in der Dämmerung am Jägerthor. Er sah sehr er-
müdet aus, aber seine Augen glänzten. Auf meine Frage,
wo er gewesen, flüsterte er mir in's Ohr: "Ich will's dir
verrathen: den ganzen Tag am Herzen der Geliebten!" "Un-
möglich!" rief ich. "Doch", lachte er, "vom Morgen bis
zum Abend in Einsiedel und dann in der Fasanerie!" Das
ist der herrliche Wald am heiligen Kreuzberg bei Darmstadt,
"wo einst auch Herder und Goethe gewandelt und gesonnen".
War bei diesen Spaziergängen ein Freund an seiner Seite,
dann pries der Jüngling oft stundenlang die Schönheit einer
Aussicht oder auch nur die eines einzelnen Baumes; auch
für die Fauna hatte er ein offenes Auge. Religiöse Fragen,
metaphysische und ethische Probleme behandelte er auf diesen
Spaziergängen gerne, aber wie die Natur der Ausgangs-
punkt dieser Gespräche war, so wurde sie auch das End-
ziel seiner Betrachtung; in ihren ewigen Gesetzen fand die
gährende, von Zweifeln aufgerührte Seele Halt und Zuver-
sicht. Keine Dichtung stand seinem Herzen näher, als der

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und Gemüthes. In der Schule befriedigte er durch recht
mäßige Anſtrengung; ſein mächtig ſtrebender Geiſt ſuchte ſich
eigene Wege. Schon darum imponirte er uns Allen, ob-
wohl er keineswegs hochmüthig war. Doch wählte er ſorg-
ſam ſeinen Umgang, und mit Einem dieſer Wenigen oder
auch einſam in Feld und Wald umherzuſtreifen, war ſein
einziges Vergnügen, welches ihn aber auch ſo voll und hoch
beglückte, daß er kein anderes ſuchte." Auch von ſeinen
Lieblingsſpaziergängen erfahren wir: durch den Beſſunger
Herrengarten zur Ludwigshöhe, wo man die Rheinebene bis
zum Taunus überſieht, zur Marienhöhe, in's Mühlenthal
u. ſ. w. "Im Sommer 1831 begegnete ich Georg Büchner
einmal in der Dämmerung am Jägerthor. Er ſah ſehr er-
müdet aus, aber ſeine Augen glänzten. Auf meine Frage,
wo er geweſen, flüſterte er mir in's Ohr: "Ich will's dir
verrathen: den ganzen Tag am Herzen der Geliebten!" "Un-
möglich!" rief ich. "Doch", lachte er, "vom Morgen bis
zum Abend in Einſiedel und dann in der Faſanerie!" Das
iſt der herrliche Wald am heiligen Kreuzberg bei Darmſtadt,
"wo einſt auch Herder und Goethe gewandelt und geſonnen".
War bei dieſen Spaziergängen ein Freund an ſeiner Seite,
dann pries der Jüngling oft ſtundenlang die Schönheit einer
Ausſicht oder auch nur die eines einzelnen Baumes; auch
für die Fauna hatte er ein offenes Auge. Religiöſe Fragen,
metaphyſiſche und ethiſche Probleme behandelte er auf dieſen
Spaziergängen gerne, aber wie die Natur der Ausgangs-
punkt dieſer Geſpräche war, ſo wurde ſie auch das End-
ziel ſeiner Betrachtung; in ihren ewigen Geſetzen fand die
gährende, von Zweifeln aufgerührte Seele Halt und Zuver-
ſicht. Keine Dichtung ſtand ſeinem Herzen näher, als der

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Zitationshilfe: Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. XXXV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/51>, abgerufen am 27.11.2024.