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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.

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I. An die Familie.
1.


..... Als sich das Gerücht verbreitete, daß Roma-
rino durch Straßburg reisen würde, eröffneten die Studenten
sogleich eine Subscription und beschlossen, ihm mit einer
schwarzen Fahne entgegenzuziehen. Endlich traf die Nachricht
hier ein, daß Romarino den Nachmittag mit den Generälen
Schneider und Langermann ankommen würde. Wir ver-
sammelten uns sogleich in der Academie; als wir aber durch
das Thor ziehen wollten, ließ der Offizier, der von der Re-
gierung Befehl erhalten hatte, uns mit der Fahne nicht
passiren zu lassen, die Wache unter das Gewehr treten, um
uns den Durchgang zu wehren. Doch wir brachen mit
Gewalt durch und stellten uns drei- bis vierhundert Mann
stark an der großen Rheinbrücke auf. An uns schloß sich
die Nationalgarde an. Endlich erschien Romarino, begleitet
von einer Menge Reiter; ein Student hält eine Anrede, die
er beantwortet, ebenso ein Nationalgardist. Die National-
garden umgeben den Wagen und ziehen ihn; wir stellen uns

I. An die Familie.
1.


..... Als ſich das Gerücht verbreitete, daß Roma-
rino durch Straßburg reiſen würde, eröffneten die Studenten
ſogleich eine Subſcription und beſchloſſen, ihm mit einer
ſchwarzen Fahne entgegenzuziehen. Endlich traf die Nachricht
hier ein, daß Romarino den Nachmittag mit den Generälen
Schneider und Langermann ankommen würde. Wir ver-
ſammelten uns ſogleich in der Academie; als wir aber durch
das Thor ziehen wollten, ließ der Offizier, der von der Re-
gierung Befehl erhalten hatte, uns mit der Fahne nicht
paſſiren zu laſſen, die Wache unter das Gewehr treten, um
uns den Durchgang zu wehren. Doch wir brachen mit
Gewalt durch und ſtellten uns drei- bis vierhundert Mann
ſtark an der großen Rheinbrücke auf. An uns ſchloß ſich
die Nationalgarde an. Endlich erſchien Romarino, begleitet
von einer Menge Reiter; ein Student hält eine Anrede, die
er beantwortet, ebenſo ein Nationalgardiſt. Die National-
garden umgeben den Wagen und ziehen ihn; wir ſtellen uns

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[[325]/0521] I. An die Familie. 1. Straßburg, im October 1831. ..... Als ſich das Gerücht verbreitete, daß Roma- rino durch Straßburg reiſen würde, eröffneten die Studenten ſogleich eine Subſcription und beſchloſſen, ihm mit einer ſchwarzen Fahne entgegenzuziehen. Endlich traf die Nachricht hier ein, daß Romarino den Nachmittag mit den Generälen Schneider und Langermann ankommen würde. Wir ver- ſammelten uns ſogleich in der Academie; als wir aber durch das Thor ziehen wollten, ließ der Offizier, der von der Re- gierung Befehl erhalten hatte, uns mit der Fahne nicht paſſiren zu laſſen, die Wache unter das Gewehr treten, um uns den Durchgang zu wehren. Doch wir brachen mit Gewalt durch und ſtellten uns drei- bis vierhundert Mann ſtark an der großen Rheinbrücke auf. An uns ſchloß ſich die Nationalgarde an. Endlich erſchien Romarino, begleitet von einer Menge Reiter; ein Student hält eine Anrede, die er beantwortet, ebenſo ein Nationalgardiſt. Die National- garden umgeben den Wagen und ziehen ihn; wir ſtellen uns

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Zitationshilfe: Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. [325]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/521>, abgerufen am 24.11.2024.