im vollsten Maße gegen die, welche verachten. Es ist deren eine große Zahl, die im Besitze einer lächerlichen Aeußerlichkeit, die man Bildung, oder eines todten Krams, den man Gelehrsamkeit heißt, die große Masse ihrer Brüder ihrem verachtenden Egoismus opfern. Der Aristokratismus ist die schändlichste Verachtung des heiligen Geistes im Menschen; gegen ihn kehre ich seine eigenen Waffen; Hoch- muth gegen Hochmuth, Spott gegen Spott. -- Ihr würdet euch besser bei meinem Stiefelputzer nach mir umsehn; mein Hochmuth und Verachtung Geistesarmer und Ungelehrter fände dort wohl ihr bestes Object. Ich bitte, fragt ihn einmal. .. Die Lächerlichkeit des Herablassens werdet Ihr mir doch wohl nicht zutrauen. Ich hoffe noch immer, daß ich leiden- den, gedrückten Gestalten mehr mitleidige Blicke zugeworfen, als kalten, vornehmen Herzen bittere Worte gesagt habe. -- .....
14.
Gießen, den 19. März 1834.
..... Wichtiger ist die Untersuchung wegen der Ver- bindungen; die Relegation steht wenigstens dreißig Studenten bevor. Ich wollte die Unschädlichkeit dieser Verschwörer eid- lich bekräftigen. Die Regierung muß aber doch etwas zu thun haben! Sie dankt ihrem Himmel, wenn ein paar Kinder schleifen oder Ketten schaukeln! -- Die in Friedberg Verhafteten sind frei, mit Ausnahme von Vieren -- ...
15.
Straßburg, im April 1834.
... In Gießen war ich im Aeußern ruhig, doch war ich in tiefe Schwermuth verfallen; dabei engten mich die
im vollſten Maße gegen die, welche verachten. Es iſt deren eine große Zahl, die im Beſitze einer lächerlichen Aeußerlichkeit, die man Bildung, oder eines todten Krams, den man Gelehrſamkeit heißt, die große Maſſe ihrer Brüder ihrem verachtenden Egoismus opfern. Der Ariſtokratismus iſt die ſchändlichſte Verachtung des heiligen Geiſtes im Menſchen; gegen ihn kehre ich ſeine eigenen Waffen; Hoch- muth gegen Hochmuth, Spott gegen Spott. — Ihr würdet euch beſſer bei meinem Stiefelputzer nach mir umſehn; mein Hochmuth und Verachtung Geiſtesarmer und Ungelehrter fände dort wohl ihr beſtes Object. Ich bitte, fragt ihn einmal. .. Die Lächerlichkeit des Herablaſſens werdet Ihr mir doch wohl nicht zutrauen. Ich hoffe noch immer, daß ich leiden- den, gedrückten Geſtalten mehr mitleidige Blicke zugeworfen, als kalten, vornehmen Herzen bittere Worte geſagt habe. — .....
14.
Gießen, den 19. März 1834.
..... Wichtiger iſt die Unterſuchung wegen der Ver- bindungen; die Relegation ſteht wenigſtens dreißig Studenten bevor. Ich wollte die Unſchädlichkeit dieſer Verſchwörer eid- lich bekräftigen. Die Regierung muß aber doch etwas zu thun haben! Sie dankt ihrem Himmel, wenn ein paar Kinder ſchleifen oder Ketten ſchaukeln! — Die in Friedberg Verhafteten ſind frei, mit Ausnahme von Vieren — ...
15.
Straßburg, im April 1834.
... In Gießen war ich im Aeußern ruhig, doch war ich in tiefe Schwermuth verfallen; dabei engten mich die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0532"n="336"/>
im vollſten Maße gegen die, <hirendition="#g">welche verachten</hi>. Es iſt<lb/>
deren eine große Zahl, die im Beſitze einer lächerlichen<lb/>
Aeußerlichkeit, die man Bildung, oder eines todten Krams,<lb/>
den man Gelehrſamkeit heißt, die große Maſſe ihrer Brüder<lb/>
ihrem verachtenden Egoismus opfern. Der Ariſtokratismus<lb/>
iſt die ſchändlichſte Verachtung des heiligen Geiſtes im<lb/>
Menſchen; gegen ihn kehre ich ſeine eigenen Waffen; Hoch-<lb/>
muth gegen Hochmuth, Spott gegen Spott. — Ihr würdet<lb/>
euch beſſer bei meinem Stiefelputzer nach mir umſehn; mein<lb/>
Hochmuth und Verachtung Geiſtesarmer und Ungelehrter fände<lb/>
dort wohl ihr beſtes Object. Ich bitte, fragt ihn einmal. ..<lb/>
Die Lächerlichkeit des Herablaſſens werdet Ihr mir doch<lb/>
wohl nicht zutrauen. Ich hoffe noch immer, daß ich leiden-<lb/>
den, gedrückten Geſtalten mehr mitleidige Blicke zugeworfen, als<lb/>
kalten, vornehmen Herzen bittere Worte geſagt habe. — .....</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#c">14.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#g">Gießen</hi>, den 19. März 1834.</dateline><lb/><p>..... Wichtiger iſt die Unterſuchung wegen der Ver-<lb/>
bindungen; die Relegation ſteht wenigſtens dreißig Studenten<lb/>
bevor. Ich wollte die Unſchädlichkeit dieſer Verſchwörer eid-<lb/>
lich bekräftigen. Die Regierung muß aber doch etwas zu<lb/>
thun haben! Sie dankt ihrem Himmel, wenn ein paar<lb/>
Kinder ſchleifen oder Ketten ſchaukeln! — Die in Friedberg<lb/>
Verhafteten ſind frei, mit Ausnahme von Vieren — ...</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#c">15.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#g">Straßburg</hi>, im April 1834.</dateline><lb/><p>... In Gießen war ich im Aeußern ruhig, doch war<lb/>
ich in tiefe Schwermuth verfallen; dabei engten mich die<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[336/0532]
im vollſten Maße gegen die, welche verachten. Es iſt
deren eine große Zahl, die im Beſitze einer lächerlichen
Aeußerlichkeit, die man Bildung, oder eines todten Krams,
den man Gelehrſamkeit heißt, die große Maſſe ihrer Brüder
ihrem verachtenden Egoismus opfern. Der Ariſtokratismus
iſt die ſchändlichſte Verachtung des heiligen Geiſtes im
Menſchen; gegen ihn kehre ich ſeine eigenen Waffen; Hoch-
muth gegen Hochmuth, Spott gegen Spott. — Ihr würdet
euch beſſer bei meinem Stiefelputzer nach mir umſehn; mein
Hochmuth und Verachtung Geiſtesarmer und Ungelehrter fände
dort wohl ihr beſtes Object. Ich bitte, fragt ihn einmal. ..
Die Lächerlichkeit des Herablaſſens werdet Ihr mir doch
wohl nicht zutrauen. Ich hoffe noch immer, daß ich leiden-
den, gedrückten Geſtalten mehr mitleidige Blicke zugeworfen, als
kalten, vornehmen Herzen bittere Worte geſagt habe. — .....
14.
Gießen, den 19. März 1834.
..... Wichtiger iſt die Unterſuchung wegen der Ver-
bindungen; die Relegation ſteht wenigſtens dreißig Studenten
bevor. Ich wollte die Unſchädlichkeit dieſer Verſchwörer eid-
lich bekräftigen. Die Regierung muß aber doch etwas zu
thun haben! Sie dankt ihrem Himmel, wenn ein paar
Kinder ſchleifen oder Ketten ſchaukeln! — Die in Friedberg
Verhafteten ſind frei, mit Ausnahme von Vieren — ...
15.
Straßburg, im April 1834.
... In Gießen war ich im Aeußern ruhig, doch war
ich in tiefe Schwermuth verfallen; dabei engten mich die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/532>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.