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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.

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Andern stirbt und in der Stille begraben wird. Ein Todes-
urtheil, ein Schaffot, was ist das? Man stirbt für seine
Sache. Aber so im Gefängniß auf eine langsame Weise
aufgerieben zu werden! Das ist entsetzlich! Könntet Ihr
mir nicht sagen, wer in Darmstadt sitzt? Ich habe hier
Vieles untereinander gehört, werde aber nicht klug daraus.
Klemm scheint eine schändliche Rolle zu spielen. Ich hatte
den Jungen sehr gern, er war grenzenlos leidenschaftlich,
aber offen, lebhaft, muthig und aufgeweckt. Hört man
nichts von Minnigerode? Sollte er wirklich Schläge er-
halten? Es ist mir undenkbar. Seine heroische Stand-
haftigkeit sollte auch den verstocktesten Aristokraten Ehrfurcht
einflößen. .....

30.


..... Ueber mein Drama muß ich einige Worte
sagen: erst muß ich bemerken, daß die Erlaubniß, einige
Aenderungen machen zu dürfen, allzusehr benutzt worden ist.
Fast auf jeder Seite weggelassen, zugesetzt, und fast immer
auf die dem Ganzen nachtheiligste Weise. Manchmal ist
der Sinn ganz entstellt oder ganz und gar weg, und fast
platter Unsinn steht an der Stelle. Außerdem wimmelt das
Buch von den abscheulichsten Druckfehlern. Man hat mir
keinen Correcturbogen zugeschickt. Der Titel ist ab-
geschmackt, und mein Name steht darauf, was ich ausdrücklich
verboten hatte; er steht außerdem nicht auf dem Titel meines
Manuscripts. Außerdem hat mir der Corrector einige Ge-
meinheiten in den Mund gelegt, die ich in meinem Leben
nicht gesagt haben würde. Gutzkow's glänzende Kritiken

G. Büchner's Werke. 23

Andern ſtirbt und in der Stille begraben wird. Ein Todes-
urtheil, ein Schaffot, was iſt das? Man ſtirbt für ſeine
Sache. Aber ſo im Gefängniß auf eine langſame Weiſe
aufgerieben zu werden! Das iſt entſetzlich! Könntet Ihr
mir nicht ſagen, wer in Darmſtadt ſitzt? Ich habe hier
Vieles untereinander gehört, werde aber nicht klug daraus.
Klemm ſcheint eine ſchändliche Rolle zu ſpielen. Ich hatte
den Jungen ſehr gern, er war grenzenlos leidenſchaftlich,
aber offen, lebhaft, muthig und aufgeweckt. Hört man
nichts von Minnigerode? Sollte er wirklich Schläge er-
halten? Es iſt mir undenkbar. Seine heroiſche Stand-
haftigkeit ſollte auch den verſtockteſten Ariſtokraten Ehrfurcht
einflößen. .....

30.


..... Ueber mein Drama muß ich einige Worte
ſagen: erſt muß ich bemerken, daß die Erlaubniß, einige
Aenderungen machen zu dürfen, allzuſehr benutzt worden iſt.
Faſt auf jeder Seite weggelaſſen, zugeſetzt, und faſt immer
auf die dem Ganzen nachtheiligſte Weiſe. Manchmal iſt
der Sinn ganz entſtellt oder ganz und gar weg, und faſt
platter Unſinn ſteht an der Stelle. Außerdem wimmelt das
Buch von den abſcheulichſten Druckfehlern. Man hat mir
keinen Correcturbogen zugeſchickt. Der Titel iſt ab-
geſchmackt, und mein Name ſteht darauf, was ich ausdrücklich
verboten hatte; er ſteht außerdem nicht auf dem Titel meines
Manuſcripts. Außerdem hat mir der Corrector einige Ge-
meinheiten in den Mund gelegt, die ich in meinem Leben
nicht geſagt haben würde. Gutzkow's glänzende Kritiken

G. Büchner's Werke. 23
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[353/0549] Andern ſtirbt und in der Stille begraben wird. Ein Todes- urtheil, ein Schaffot, was iſt das? Man ſtirbt für ſeine Sache. Aber ſo im Gefängniß auf eine langſame Weiſe aufgerieben zu werden! Das iſt entſetzlich! Könntet Ihr mir nicht ſagen, wer in Darmſtadt ſitzt? Ich habe hier Vieles untereinander gehört, werde aber nicht klug daraus. Klemm ſcheint eine ſchändliche Rolle zu ſpielen. Ich hatte den Jungen ſehr gern, er war grenzenlos leidenſchaftlich, aber offen, lebhaft, muthig und aufgeweckt. Hört man nichts von Minnigerode? Sollte er wirklich Schläge er- halten? Es iſt mir undenkbar. Seine heroiſche Stand- haftigkeit ſollte auch den verſtockteſten Ariſtokraten Ehrfurcht einflößen. ..... 30. Straßburg, 28. Juli 1835. ..... Ueber mein Drama muß ich einige Worte ſagen: erſt muß ich bemerken, daß die Erlaubniß, einige Aenderungen machen zu dürfen, allzuſehr benutzt worden iſt. Faſt auf jeder Seite weggelaſſen, zugeſetzt, und faſt immer auf die dem Ganzen nachtheiligſte Weiſe. Manchmal iſt der Sinn ganz entſtellt oder ganz und gar weg, und faſt platter Unſinn ſteht an der Stelle. Außerdem wimmelt das Buch von den abſcheulichſten Druckfehlern. Man hat mir keinen Correcturbogen zugeſchickt. Der Titel iſt ab- geſchmackt, und mein Name ſteht darauf, was ich ausdrücklich verboten hatte; er ſteht außerdem nicht auf dem Titel meines Manuſcripts. Außerdem hat mir der Corrector einige Ge- meinheiten in den Mund gelegt, die ich in meinem Leben nicht geſagt haben würde. Gutzkow's glänzende Kritiken G. Büchner's Werke. 23

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Zitationshilfe: Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/549>, abgerufen am 22.11.2024.