jeder Art, welche ihm sein redliches und oft so mühsames Streben nach Wahrheit und Aufklärung eingetragen hat und noch einträgt. Im öffentlichen und politischen Leben war Büchner seit dem Mißglücken der 1848er Bewegung, der er sich mit ganzer Seele hingegeben hatte, wenig mehr thätig, doch verdankt ihm hauptsächlich die durch eine lange Reihe von Jahren von ihm geleitete Darmstädter Turngemeinde ihre jetzige Blüthe und Bedeutung, insbesondere durch die von Büchner angeregte und auch ausgeführte zweimalige Ein- richtung eines Verwundeten-Lazareths in den weiten Räumen der Turnhalle in den Kriegsjahren 1866 und 1870, und durch die Gründung und Erziehung einer aus den Mit- gliedern der Gemeinde gebildeten Sanitätsmannschaft, welche theils in den Lazarethen, theils auf dem Schlachtfelde thätig war. Einen Theil dieser Mannschaft führte Büchner im Oktober 1870 nach Epernay in Frankreich, um in den dortigen Spitälern thätig zu sein. Seine Verdienste in dieser Richtung anerkannten die preußische, östreichische und hessische Regierung durch Verleihung von Auszeichnungen. Auch er- wählte ihn das Vertrauen seiner Mitbürger zum Mitglied der Darmstädter Stadtverordneten-Versammlung.
Die Urtheile über Ludwig Büchner und sein schrift- stellerisches Verdienst sind bekanntlich überaus verschieden und oft diametral einander entgegengesetzt. Denn während die Einen ihn und seine Leistungen hoch erheben, wissen die Anderen nicht genug Ausdrücke der Verachtung und Herab- setzung für beide zu finden. Wenn nun auch Neid über Büchners schriftstellerische Erfolge hiebei eine Rolle spielen mag, so liegt der wahre Grund doch tiefer. Büchner hat durch seine radikalen und vor keiner logischen Consequenz zurückschreckenden Ideen und Aeußerungen, überdies durch
jeder Art, welche ihm ſein redliches und oft ſo mühſames Streben nach Wahrheit und Aufklärung eingetragen hat und noch einträgt. Im öffentlichen und politiſchen Leben war Büchner ſeit dem Mißglücken der 1848er Bewegung, der er ſich mit ganzer Seele hingegeben hatte, wenig mehr thätig, doch verdankt ihm hauptſächlich die durch eine lange Reihe von Jahren von ihm geleitete Darmſtädter Turngemeinde ihre jetzige Blüthe und Bedeutung, insbeſondere durch die von Büchner angeregte und auch ausgeführte zweimalige Ein- richtung eines Verwundeten-Lazareths in den weiten Räumen der Turnhalle in den Kriegsjahren 1866 und 1870, und durch die Gründung und Erziehung einer aus den Mit- gliedern der Gemeinde gebildeten Sanitätsmannſchaft, welche theils in den Lazarethen, theils auf dem Schlachtfelde thätig war. Einen Theil dieſer Mannſchaft führte Büchner im Oktober 1870 nach Epernay in Frankreich, um in den dortigen Spitälern thätig zu ſein. Seine Verdienſte in dieſer Richtung anerkannten die preußiſche, öſtreichiſche und heſſiſche Regierung durch Verleihung von Auszeichnungen. Auch er- wählte ihn das Vertrauen ſeiner Mitbürger zum Mitglied der Darmſtädter Stadtverordneten-Verſammlung.
Die Urtheile über Ludwig Büchner und ſein ſchrift- ſtelleriſches Verdienſt ſind bekanntlich überaus verſchieden und oft diametral einander entgegengeſetzt. Denn während die Einen ihn und ſeine Leiſtungen hoch erheben, wiſſen die Anderen nicht genug Ausdrücke der Verachtung und Herab- ſetzung für beide zu finden. Wenn nun auch Neid über Büchners ſchriftſtelleriſche Erfolge hiebei eine Rolle ſpielen mag, ſo liegt der wahre Grund doch tiefer. Büchner hat durch ſeine radikalen und vor keiner logiſchen Conſequenz zurückſchreckenden Ideen und Aeußerungen, überdies durch
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jeder Art, welche ihm ſein redliches und oft ſo mühſames
Streben nach Wahrheit und Aufklärung eingetragen hat und
noch einträgt. Im öffentlichen und politiſchen Leben war
Büchner ſeit dem Mißglücken der 1848er Bewegung, der er
ſich mit ganzer Seele hingegeben hatte, wenig mehr thätig,
doch verdankt ihm hauptſächlich die durch eine lange Reihe von
Jahren von ihm geleitete Darmſtädter Turngemeinde ihre
jetzige Blüthe und Bedeutung, insbeſondere durch die von
Büchner angeregte und auch ausgeführte zweimalige Ein-
richtung eines Verwundeten-Lazareths in den weiten Räumen
der Turnhalle in den Kriegsjahren 1866 und 1870, und
durch die Gründung und Erziehung einer aus den Mit-
gliedern der Gemeinde gebildeten Sanitätsmannſchaft, welche
theils in den Lazarethen, theils auf dem Schlachtfelde thätig
war. Einen Theil dieſer Mannſchaft führte Büchner im
Oktober 1870 nach Epernay in Frankreich, um in den
dortigen Spitälern thätig zu ſein. Seine Verdienſte in dieſer
Richtung anerkannten die preußiſche, öſtreichiſche und heſſiſche
Regierung durch Verleihung von Auszeichnungen. Auch er-
wählte ihn das Vertrauen ſeiner Mitbürger zum Mitglied
der Darmſtädter Stadtverordneten-Verſammlung.
Die Urtheile über Ludwig Büchner und ſein ſchrift-
ſtelleriſches Verdienſt ſind bekanntlich überaus verſchieden
und oft diametral einander entgegengeſetzt. Denn während
die Einen ihn und ſeine Leiſtungen hoch erheben, wiſſen die
Anderen nicht genug Ausdrücke der Verachtung und Herab-
ſetzung für beide zu finden. Wenn nun auch Neid über
Büchners ſchriftſtelleriſche Erfolge hiebei eine Rolle ſpielen
mag, ſo liegt der wahre Grund doch tiefer. Büchner hat
durch ſeine radikalen und vor keiner logiſchen Conſequenz
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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/665>, abgerufen am 21.11.2024.
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