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Bürger, Gottfried August: Gedichte. Göttingen, 1778.

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Das Mägdlein, durch den Schein
Von Sitsamkeit betrogen,
Ward endlich ihm gewogen.
"Solt' er wol kurrig seyn?
Sprach sie zu ihrer Amme,
"Er gleicht ja einem Lamme!"
Die alte Strunsel rief:
"Ei! welche schöne Frage!
Nach alter teutscher Sage,
Sind stille Wasser tief.
Drum, Chere Enfant, drum bleibe
Dem bösen Stier vom Leibe!" --
"Ich möchte, fiel sie ein,
Ihm wol ein Kränzel binden,
Und um die Hörner winden.
Er wird schon artig seyn,
Wenn ich hübsch traulich rabb'le
Und hinter'm Ohr ihm krabb'le." --

Fort,
Das Maͤgdlein, durch den Schein
Von Sitſamkeit betrogen,
Ward endlich ihm gewogen.
„Solt’ er wol kurrig ſeyn?
Sprach ſie zu ihrer Amme,
„Er gleicht ja einem Lamme!„
Die alte Strunſel rief:
„Ei! welche ſchoͤne Frage!
Nach alter teutſcher Sage,
Sind ſtille Waſſer tief.
Drum, Chere Enfant, drum bleibe
Dem boͤſen Stier vom Leibe!„ —
„Ich moͤchte, fiel ſie ein,
Ihm wol ein Kraͤnzel binden,
Und um die Hoͤrner winden.
Er wird ſchon artig ſeyn,
Wenn ich huͤbſch traulich rabb’le
Und hinter’m Ohr ihm krabb’le.„ —

Fort,
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[140/0209] Das Maͤgdlein, durch den Schein Von Sitſamkeit betrogen, Ward endlich ihm gewogen. „Solt’ er wol kurrig ſeyn? Sprach ſie zu ihrer Amme, „Er gleicht ja einem Lamme!„ Die alte Strunſel rief: „Ei! welche ſchoͤne Frage! Nach alter teutſcher Sage, Sind ſtille Waſſer tief. Drum, Chere Enfant, drum bleibe Dem boͤſen Stier vom Leibe!„ — „Ich moͤchte, fiel ſie ein, Ihm wol ein Kraͤnzel binden, Und um die Hoͤrner winden. Er wird ſchon artig ſeyn, Wenn ich huͤbſch traulich rabb’le Und hinter’m Ohr ihm krabb’le.„ — Fort,

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Zitationshilfe: Bürger, Gottfried August: Gedichte. Göttingen, 1778, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_gedichte_1778/209>, abgerufen am 21.11.2024.