Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bürger, Gottfried August: Gedichte. Göttingen, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite
Ein Junker, in Flor und in Trauergewand,
Trug Fackel und Leichengedek in der Hand,
Trug einen zerbrochenen blutigen Ring,
Und legt' es danieder stilschweigend und ging.
Ihm folgt' ein Junker in Purpurgewand,
Der trug ein gülden Geschir in der Hand,
Versehen mit Henkel und Deckel und Knauf,
Und oben ein königlich Siegel darauf.
Ihm folgt' ein Junker in Silbergewand,
Mit einem versiegelten Brief in der Hand,
Und gab der erstarten Prinzessin den Brief,
Und ging und neigte sich schweigend und tief.
Und als die erstarte Prinzessin den Brief
Erbrach, und mit rollenden Augen durchlief,
Umflirt' es ihr Antliz, wie Nebel und Duft;
Sie stürzte zusammen und schnapte nach Luft. --

Und
Ein Junker, in Flor und in Trauergewand,
Trug Fackel und Leichengedek in der Hand,
Trug einen zerbrochenen blutigen Ring,
Und legt’ es danieder ſtilſchweigend und ging.
Ihm folgt’ ein Junker in Purpurgewand,
Der trug ein guͤlden Geſchir in der Hand,
Verſehen mit Henkel und Deckel und Knauf,
Und oben ein koͤniglich Siegel darauf.
Ihm folgt’ ein Junker in Silbergewand,
Mit einem verſiegelten Brief in der Hand,
Und gab der erſtarten Prinzeſſin den Brief,
Und ging und neigte ſich ſchweigend und tief.
Und als die erſtarte Prinzeſſin den Brief
Erbrach, und mit rollenden Augen durchlief,
Umflirt’ es ihr Antliz, wie Nebel und Duft;
Sie ſtuͤrzte zuſammen und ſchnapte nach Luft. —

Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <l>
              <pb facs="#f0295" n="224"/>
            </l>
            <lg n="60">
              <l>Ein Junker, in Flor und in Trauergewand,</l><lb/>
              <l>Trug Fackel und Leichengedek in der Hand,</l><lb/>
              <l>Trug einen zerbrochenen blutigen Ring,</l><lb/>
              <l>Und legt&#x2019; es danieder &#x017F;til&#x017F;chweigend und ging.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="61">
              <l>Ihm folgt&#x2019; ein Junker in Purpurgewand,</l><lb/>
              <l>Der trug ein gu&#x0364;lden Ge&#x017F;chir in der Hand,</l><lb/>
              <l>Ver&#x017F;ehen mit Henkel und Deckel und Knauf,</l><lb/>
              <l>Und oben ein ko&#x0364;niglich Siegel darauf.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="62">
              <l>Ihm folgt&#x2019; ein Junker in Silbergewand,</l><lb/>
              <l>Mit einem ver&#x017F;iegelten Brief in der Hand,</l><lb/>
              <l>Und gab der er&#x017F;tarten Prinze&#x017F;&#x017F;in den Brief,</l><lb/>
              <l>Und ging und neigte &#x017F;ich &#x017F;chweigend und tief.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="63">
              <l>Und als die er&#x017F;tarte Prinze&#x017F;&#x017F;in den Brief</l><lb/>
              <l>Erbrach, und mit rollenden Augen durchlief,</l><lb/>
              <l>Umflirt&#x2019; es ihr Antliz, wie Nebel und Duft;</l><lb/>
              <l>Sie &#x017F;tu&#x0364;rzte zu&#x017F;ammen und &#x017F;chnapte nach Luft. &#x2014;</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
            <l>
</l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[224/0295] Ein Junker, in Flor und in Trauergewand, Trug Fackel und Leichengedek in der Hand, Trug einen zerbrochenen blutigen Ring, Und legt’ es danieder ſtilſchweigend und ging. Ihm folgt’ ein Junker in Purpurgewand, Der trug ein guͤlden Geſchir in der Hand, Verſehen mit Henkel und Deckel und Knauf, Und oben ein koͤniglich Siegel darauf. Ihm folgt’ ein Junker in Silbergewand, Mit einem verſiegelten Brief in der Hand, Und gab der erſtarten Prinzeſſin den Brief, Und ging und neigte ſich ſchweigend und tief. Und als die erſtarte Prinzeſſin den Brief Erbrach, und mit rollenden Augen durchlief, Umflirt’ es ihr Antliz, wie Nebel und Duft; Sie ſtuͤrzte zuſammen und ſchnapte nach Luft. — Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_gedichte_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_gedichte_1778/295
Zitationshilfe: Bürger, Gottfried August: Gedichte. Göttingen, 1778, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_gedichte_1778/295>, abgerufen am 15.06.2024.