Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bürger, Gottfried August: Gedichte. Göttingen, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite
Herr Ugolino *) mus doch auch,
Nebst Weib und Kind und Gästen,
Nach altem hergebrachten Brauch,
Von unserm Hirn sich mästen.
Steht der gelahrte Fakultist
Dagegen doch viel kahler.
Dem sezt es kaum, wenn's köstlich ist,
Zwei Gulden oder Thaler.
Drob ärgern sich nun freilich bas
Die Herren Fakultisten,
Und sticheln Ihm ohn' Unterlas
Brao auf die Belletristen.
Manch Herr Professor kriegte schon
Vor Kummer graue Haare:
Daß mehr jezt gilt der Agathon,
Als Fakultätenwaare. --

Der
*) Ugolino war Verleger des Gehirns des Erzbischofs
Ruggieri in der Hölle. S. Dante.
Herr Ugolino *) mus doch auch,
Nebſt Weib und Kind und Gaͤſten,
Nach altem hergebrachten Brauch,
Von unſerm Hirn ſich maͤſten.
Steht der gelahrte Fakultiſt
Dagegen doch viel kahler.
Dem ſezt es kaum, wenn’s koͤſtlich iſt,
Zwei Gulden oder Thaler.
Drob aͤrgern ſich nun freilich bas
Die Herren Fakultiſten,
Und ſticheln Ihm ohn’ Unterlas
Brao auf die Belletriſten.
Manch Herr Profeſſor kriegte ſchon
Vor Kummer graue Haare:
Daß mehr jezt gilt der Agathon,
Als Fakultaͤtenwaare. —

Der
*) Ugolino war Verleger des Gehirns des Erzbiſchofs
Ruggieri in der Hoͤlle. S. Dante.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <l>
              <pb facs="#f0330" n="255"/>
            </l>
            <lg n="12">
              <l>Herr Ugolino <note place="foot" n="*)">Ugolino war Verleger des Gehirns des Erzbi&#x017F;chofs<lb/>
Ruggieri in der Ho&#x0364;lle. S. Dante.</note> mus doch auch,</l><lb/>
              <l>Neb&#x017F;t Weib und Kind und Ga&#x0364;&#x017F;ten,</l><lb/>
              <l>Nach altem hergebrachten Brauch,</l><lb/>
              <l>Von un&#x017F;erm Hirn &#x017F;ich ma&#x0364;&#x017F;ten.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="13">
              <l>Steht der gelahrte Fakulti&#x017F;t</l><lb/>
              <l>Dagegen doch viel kahler.</l><lb/>
              <l>Dem &#x017F;ezt es kaum, wenn&#x2019;s ko&#x0364;&#x017F;tlich i&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Zwei Gulden oder Thaler.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="14">
              <l>Drob a&#x0364;rgern &#x017F;ich nun freilich bas</l><lb/>
              <l>Die Herren Fakulti&#x017F;ten,</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;ticheln Ihm ohn&#x2019; Unterlas</l><lb/>
              <l>Brao auf die Belletri&#x017F;ten.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="15">
              <l>Manch Herr Profe&#x017F;&#x017F;or kriegte &#x017F;chon</l><lb/>
              <l>Vor Kummer graue Haare:</l><lb/>
              <l>Daß mehr jezt gilt der Agathon,</l><lb/>
              <l>Als Fakulta&#x0364;tenwaare. &#x2014;</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
            <l>
</l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[255/0330] Herr Ugolino *) mus doch auch, Nebſt Weib und Kind und Gaͤſten, Nach altem hergebrachten Brauch, Von unſerm Hirn ſich maͤſten. Steht der gelahrte Fakultiſt Dagegen doch viel kahler. Dem ſezt es kaum, wenn’s koͤſtlich iſt, Zwei Gulden oder Thaler. Drob aͤrgern ſich nun freilich bas Die Herren Fakultiſten, Und ſticheln Ihm ohn’ Unterlas Brao auf die Belletriſten. Manch Herr Profeſſor kriegte ſchon Vor Kummer graue Haare: Daß mehr jezt gilt der Agathon, Als Fakultaͤtenwaare. — Der *) Ugolino war Verleger des Gehirns des Erzbiſchofs Ruggieri in der Hoͤlle. S. Dante.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_gedichte_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_gedichte_1778/330
Zitationshilfe: Bürger, Gottfried August: Gedichte. Göttingen, 1778, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_gedichte_1778/330>, abgerufen am 01.06.2024.