Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
geglaubt, nichts aus denselben erborgen zu
dürfen, und, um mich gewissermassen in die
Unmöglichkeit dazu zu sezen, habe ich keine
derselben seit langer Zeit gelesen. Man lege
es mir nicht zum Stolz aus, daß ich dieses
sage; denn freilich war es nicht nötig, um
mich von dem Verdacht eines gelehrten Dieb-
stals zu befreien. Nachahmen konnte und
wollte ich eben so wenig. Meine Arbeiten in
dem Handlungs-Fache konnten nicht anders
als eine gewisse Originalität erlangen, da
die Lage, unter welcher ich sie ausgearbeitet
habe, vielleicht noch nie die Lage eines
Schriftstellers in diesem Fach gewesen ist.
Vor einigen Jahren sagte mir ein mit der
neuen deutschen Litteratur von Amtswegen
sehr bekannter Gelehrter und fleissiger Leser
neuer Schriften: Ich mag nichts mehr lesen,
was im Deutschen über die Handlung ge-
schrieben wird, wenn Sie es nicht schreiben.
Ob Sie dazu Grund haben, antwortete ich
ihm, weiß ich nicht; aber ich nehme auch
das, was Sie sagen, nicht als ein Compli-

Vorrede.
geglaubt, nichts aus denſelben erborgen zu
duͤrfen, und, um mich gewiſſermaſſen in die
Unmoͤglichkeit dazu zu ſezen, habe ich keine
derſelben ſeit langer Zeit geleſen. Man lege
es mir nicht zum Stolz aus, daß ich dieſes
ſage; denn freilich war es nicht noͤtig, um
mich von dem Verdacht eines gelehrten Dieb-
ſtals zu befreien. Nachahmen konnte und
wollte ich eben ſo wenig. Meine Arbeiten in
dem Handlungs-Fache konnten nicht anders
als eine gewiſſe Originalitaͤt erlangen, da
die Lage, unter welcher ich ſie ausgearbeitet
habe, vielleicht noch nie die Lage eines
Schriftſtellers in dieſem Fach geweſen iſt.
Vor einigen Jahren ſagte mir ein mit der
neuen deutſchen Litteratur von Amtswegen
ſehr bekannter Gelehrter und fleiſſiger Leſer
neuer Schriften: Ich mag nichts mehr leſen,
was im Deutſchen uͤber die Handlung ge-
ſchrieben wird, wenn Sie es nicht ſchreiben.
Ob Sie dazu Grund haben, antwortete ich
ihm, weiß ich nicht; aber ich nehme auch
das, was Sie ſagen, nicht als ein Compli-

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface" n="1">
        <p><pb facs="#f0017" n="XI"/><fw place="top" type="header">Vorrede.</fw><lb/>
geglaubt, nichts aus den&#x017F;elben erborgen zu<lb/>
du&#x0364;rfen, und, um mich gewi&#x017F;&#x017F;erma&#x017F;&#x017F;en in die<lb/>
Unmo&#x0364;glichkeit dazu zu &#x017F;ezen, habe ich keine<lb/>
der&#x017F;elben &#x017F;eit langer Zeit gele&#x017F;en. Man lege<lb/>
es mir nicht zum Stolz aus, daß ich die&#x017F;es<lb/>
&#x017F;age; denn freilich war es nicht no&#x0364;tig, um<lb/>
mich von dem Verdacht eines gelehrten Dieb-<lb/>
&#x017F;tals zu befreien. Nachahmen konnte und<lb/>
wollte ich eben &#x017F;o wenig. Meine Arbeiten in<lb/>
dem Handlungs-Fache konnten nicht anders<lb/>
als eine gewi&#x017F;&#x017F;e Originalita&#x0364;t erlangen, da<lb/>
die Lage, unter welcher ich &#x017F;ie ausgearbeitet<lb/>
habe, vielleicht noch nie die Lage eines<lb/>
Schrift&#x017F;tellers in die&#x017F;em Fach gewe&#x017F;en i&#x017F;t.<lb/>
Vor einigen Jahren &#x017F;agte mir ein mit der<lb/>
neuen deut&#x017F;chen Litteratur von Amtswegen<lb/>
&#x017F;ehr bekannter Gelehrter und flei&#x017F;&#x017F;iger Le&#x017F;er<lb/>
neuer Schriften: Ich mag nichts mehr le&#x017F;en,<lb/>
was im Deut&#x017F;chen u&#x0364;ber die Handlung ge-<lb/>
&#x017F;chrieben wird, wenn Sie es nicht &#x017F;chreiben.<lb/>
Ob Sie dazu Grund haben, antwortete ich<lb/>
ihm, weiß ich nicht; aber ich nehme auch<lb/>
das, was Sie &#x017F;agen, nicht als ein Compli-<lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[XI/0017] Vorrede. geglaubt, nichts aus denſelben erborgen zu duͤrfen, und, um mich gewiſſermaſſen in die Unmoͤglichkeit dazu zu ſezen, habe ich keine derſelben ſeit langer Zeit geleſen. Man lege es mir nicht zum Stolz aus, daß ich dieſes ſage; denn freilich war es nicht noͤtig, um mich von dem Verdacht eines gelehrten Dieb- ſtals zu befreien. Nachahmen konnte und wollte ich eben ſo wenig. Meine Arbeiten in dem Handlungs-Fache konnten nicht anders als eine gewiſſe Originalitaͤt erlangen, da die Lage, unter welcher ich ſie ausgearbeitet habe, vielleicht noch nie die Lage eines Schriftſtellers in dieſem Fach geweſen iſt. Vor einigen Jahren ſagte mir ein mit der neuen deutſchen Litteratur von Amtswegen ſehr bekannter Gelehrter und fleiſſiger Leſer neuer Schriften: Ich mag nichts mehr leſen, was im Deutſchen uͤber die Handlung ge- ſchrieben wird, wenn Sie es nicht ſchreiben. Ob Sie dazu Grund haben, antwortete ich ihm, weiß ich nicht; aber ich nehme auch das, was Sie ſagen, nicht als ein Compli-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/17
Zitationshilfe: Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792, S. XI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/17>, abgerufen am 01.05.2024.