Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792.Cap. 2. Vom Commissions-Handel. Diese Voraussezung sagt viel. Mit aller Achtungfür den würdigen Kaufmann werde ich doch sagen dürfen, daß solche Menschen selten sind, denen ein fremdes Geschäfte so wichtig, als ihre eigene Sache, wird. Ich werde sagen dürfen, daß manchem, wenn er begierig die Commission des Ausländers annimmt und gut ausrichtet, nicht sowol der Antrieb seines Herzens, als der Gedanke dazu treibe, daß seine Geschäfte nicht gut fortgehen werden, wenn er nicht den Ruhm eines ehrlichen Commissionärs behauptet. Und das ist denn auch wahr, daß kein Kaufmann in Commissions-Geschäften es hoch bringe, dessen Ruhm der Ehrlichkeit durch öftere Vorfälle geschwächt wird, die demselben widersprechen. Auch das bleibt wahr, daß ein solcher Mann, wenn er sieht, er sei an einen chicanirenden Committenten gerahten, wol tuht, wenn er dessen Chicane etwas aufopfert, dann aber auch mit einem solchen Mann alle Geschäfte aufgiebt, um seinen guten Ruhm zu behaupten, und sich nicht etwa nachsagen zu lassen, sein eignes Gewissen habe ihn gedrungen, solch ein Opfer zu machen. Dies halte ich für eine wichtige Regel der Klugheit. Denn der wirklich chicanirende Committent bleibt ohnehin nicht lange, und solche Leute sind gewohnt, ihre Commissionen bald hie bald dort hinzugeben, um, was sie von Rechts wegen dem Commissionär gönnen müssen, ihm durch Chicanen zu entziehn. Dies ge- Cap. 2. Vom Commiſſions-Handel. Dieſe Vorausſezung ſagt viel. Mit aller Achtungfuͤr den wuͤrdigen Kaufmann werde ich doch ſagen duͤrfen, daß ſolche Menſchen ſelten ſind, denen ein fremdes Geſchaͤfte ſo wichtig, als ihre eigene Sache, wird. Ich werde ſagen duͤrfen, daß manchem, wenn er begierig die Commiſſion des Auslaͤnders annimmt und gut ausrichtet, nicht ſowol der Antrieb ſeines Herzens, als der Gedanke dazu treibe, daß ſeine Geſchaͤfte nicht gut fortgehen werden, wenn er nicht den Ruhm eines ehrlichen Commiſſionaͤrs behauptet. Und das iſt denn auch wahr, daß kein Kaufmann in Commiſſions-Geſchaͤften es hoch bringe, deſſen Ruhm der Ehrlichkeit durch oͤftere Vorfaͤlle geſchwaͤcht wird, die demſelben widerſprechen. Auch das bleibt wahr, daß ein ſolcher Mann, wenn er ſieht, er ſei an einen chicanirenden Committenten gerahten, wol tuht, wenn er deſſen Chicane etwas aufopfert, dann aber auch mit einem ſolchen Mann alle Geſchaͤfte aufgiebt, um ſeinen guten Ruhm zu behaupten, und ſich nicht etwa nachſagen zu laſſen, ſein eignes Gewiſſen habe ihn gedrungen, ſolch ein Opfer zu machen. Dies halte ich fuͤr eine wichtige Regel der Klugheit. Denn der wirklich chicanirende Committent bleibt ohnehin nicht lange, und ſolche Leute ſind gewohnt, ihre Commiſſionen bald hie bald dort hinzugeben, um, was ſie von Rechts wegen dem Commiſſionaͤr goͤnnen muͤſſen, ihm durch Chicanen zu entziehn. Dies ge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0241" n="219"/><fw place="top" type="header">Cap. 2. Vom Commiſſions-Handel.</fw><lb/> Dieſe Vorausſezung ſagt viel. Mit aller Achtung<lb/> fuͤr den wuͤrdigen Kaufmann werde ich doch ſagen<lb/> duͤrfen, daß ſolche Menſchen ſelten ſind, denen ein<lb/> fremdes Geſchaͤfte ſo wichtig, als ihre eigene Sache,<lb/> wird. Ich werde ſagen duͤrfen, daß manchem, wenn<lb/> er begierig die Commiſſion des Auslaͤnders annimmt<lb/> und gut ausrichtet, nicht ſowol der Antrieb ſeines<lb/> Herzens, als der Gedanke dazu treibe, daß ſeine<lb/> Geſchaͤfte nicht gut fortgehen werden, wenn er nicht<lb/> den Ruhm eines ehrlichen Commiſſionaͤrs behauptet.<lb/> Und das iſt denn auch wahr, daß kein Kaufmann in<lb/> Commiſſions-Geſchaͤften es hoch bringe, deſſen Ruhm<lb/> der Ehrlichkeit durch oͤftere Vorfaͤlle geſchwaͤcht wird,<lb/> die demſelben widerſprechen. Auch das bleibt wahr,<lb/> daß ein ſolcher Mann, wenn er ſieht, er ſei an einen<lb/> chicanirenden Committenten gerahten, wol tuht,<lb/> wenn er deſſen Chicane etwas aufopfert, dann aber<lb/> auch mit einem ſolchen Mann alle Geſchaͤfte aufgiebt,<lb/> um ſeinen guten Ruhm zu behaupten, und ſich nicht<lb/> etwa nachſagen zu laſſen, ſein eignes Gewiſſen habe<lb/> ihn gedrungen, ſolch ein Opfer zu machen. Dies<lb/> halte ich fuͤr eine wichtige Regel der Klugheit. Denn<lb/> der wirklich chicanirende Committent bleibt ohnehin<lb/> nicht lange, und ſolche Leute ſind gewohnt, ihre<lb/> Commiſſionen bald hie bald dort hinzugeben, um,<lb/> was ſie von Rechts wegen dem Commiſſionaͤr goͤnnen<lb/> muͤſſen, ihm durch Chicanen zu entziehn. Dies ge-<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [219/0241]
Cap. 2. Vom Commiſſions-Handel.
Dieſe Vorausſezung ſagt viel. Mit aller Achtung
fuͤr den wuͤrdigen Kaufmann werde ich doch ſagen
duͤrfen, daß ſolche Menſchen ſelten ſind, denen ein
fremdes Geſchaͤfte ſo wichtig, als ihre eigene Sache,
wird. Ich werde ſagen duͤrfen, daß manchem, wenn
er begierig die Commiſſion des Auslaͤnders annimmt
und gut ausrichtet, nicht ſowol der Antrieb ſeines
Herzens, als der Gedanke dazu treibe, daß ſeine
Geſchaͤfte nicht gut fortgehen werden, wenn er nicht
den Ruhm eines ehrlichen Commiſſionaͤrs behauptet.
Und das iſt denn auch wahr, daß kein Kaufmann in
Commiſſions-Geſchaͤften es hoch bringe, deſſen Ruhm
der Ehrlichkeit durch oͤftere Vorfaͤlle geſchwaͤcht wird,
die demſelben widerſprechen. Auch das bleibt wahr,
daß ein ſolcher Mann, wenn er ſieht, er ſei an einen
chicanirenden Committenten gerahten, wol tuht,
wenn er deſſen Chicane etwas aufopfert, dann aber
auch mit einem ſolchen Mann alle Geſchaͤfte aufgiebt,
um ſeinen guten Ruhm zu behaupten, und ſich nicht
etwa nachſagen zu laſſen, ſein eignes Gewiſſen habe
ihn gedrungen, ſolch ein Opfer zu machen. Dies
halte ich fuͤr eine wichtige Regel der Klugheit. Denn
der wirklich chicanirende Committent bleibt ohnehin
nicht lange, und ſolche Leute ſind gewohnt, ihre
Commiſſionen bald hie bald dort hinzugeben, um,
was ſie von Rechts wegen dem Commiſſionaͤr goͤnnen
muͤſſen, ihm durch Chicanen zu entziehn. Dies ge-
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