Schon dieses Bestreben der Städte, den Durch- zug der Waaren an sich zu halten, deutet auf die grossen Vorteile, welche sie davon erwarteten. Sie bestellten auch zu dessen Beförderung und Sicherung viele Officianten, welche diese Städte noch jezt unter verschiedenen Nahmen und zum Teil unter solchen Gerechtsamen beibehalten, welche die Unkosten des Transit-Handels ungebührlich vermehren.
Aber die Vorteile davon haben sich sehr vermehrt, seitdem für die Handlung überhaupt die oben Cap. 2. §. 1. angegebenen Erleichterungen entstanden sind. Seit dieser Zeit wendet der nicht mehr mit seinen Waaren reisende Kaufmann dem Einwohner derer Städte, durch welche er sie versendet, vieles Geld, das er sonst selbst verdiente, für die in der weiteren Versendung seiner Güter angewandte Be- mühung zu. Dieser Bemühung giebt man die Be- nennung der Spedition. Durch eine, so viel ich weiß, allgemeine Uebereinkunft hat sich der Lohn derselben auf 1/3 p. C. von dem Wehrt der durch den Speditör beförderten Güter gestellt. Hierin scheint zwar etwas der Natur der Sache nicht gemässes zu sein. Denn eine kostbare Waare von wenigem Ge- wigt macht dem Speditör nicht so viele Mühe, die mit deren Wehrt so in Verhältnis stünde, als bei
Cap. 3. Vom Tranſito-Handel.
§. 5.
Schon dieſes Beſtreben der Staͤdte, den Durch- zug der Waaren an ſich zu halten, deutet auf die groſſen Vorteile, welche ſie davon erwarteten. Sie beſtellten auch zu deſſen Befoͤrderung und Sicherung viele Officianten, welche dieſe Staͤdte noch jezt unter verſchiedenen Nahmen und zum Teil unter ſolchen Gerechtſamen beibehalten, welche die Unkoſten des Tranſit-Handels ungebuͤhrlich vermehren.
Aber die Vorteile davon haben ſich ſehr vermehrt, ſeitdem fuͤr die Handlung uͤberhaupt die oben Cap. 2. §. 1. angegebenen Erleichterungen entſtanden ſind. Seit dieſer Zeit wendet der nicht mehr mit ſeinen Waaren reiſende Kaufmann dem Einwohner derer Staͤdte, durch welche er ſie verſendet, vieles Geld, das er ſonſt ſelbſt verdiente, fuͤr die in der weiteren Verſendung ſeiner Guͤter angewandte Be- muͤhung zu. Dieſer Bemuͤhung giebt man die Be- nennung der Spedition. Durch eine, ſo viel ich weiß, allgemeine Uebereinkunft hat ſich der Lohn derſelben auf ⅓ p. C. von dem Wehrt der durch den Speditoͤr befoͤrderten Guͤter geſtellt. Hierin ſcheint zwar etwas der Natur der Sache nicht gemaͤſſes zu ſein. Denn eine koſtbare Waare von wenigem Ge- wigt macht dem Speditoͤr nicht ſo viele Muͤhe, die mit deren Wehrt ſo in Verhaͤltnis ſtuͤnde, als bei
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Cap. 3. Vom Tranſito-Handel.
§. 5.
Schon dieſes Beſtreben der Staͤdte, den Durch-
zug der Waaren an ſich zu halten, deutet auf die
groſſen Vorteile, welche ſie davon erwarteten. Sie
beſtellten auch zu deſſen Befoͤrderung und Sicherung
viele Officianten, welche dieſe Staͤdte noch jezt unter
verſchiedenen Nahmen und zum Teil unter ſolchen
Gerechtſamen beibehalten, welche die Unkoſten des
Tranſit-Handels ungebuͤhrlich vermehren.
Aber die Vorteile davon haben ſich ſehr vermehrt,
ſeitdem fuͤr die Handlung uͤberhaupt die oben
Cap. 2. §. 1. angegebenen Erleichterungen entſtanden
ſind. Seit dieſer Zeit wendet der nicht mehr mit
ſeinen Waaren reiſende Kaufmann dem Einwohner
derer Staͤdte, durch welche er ſie verſendet, vieles
Geld, das er ſonſt ſelbſt verdiente, fuͤr die in der
weiteren Verſendung ſeiner Guͤter angewandte Be-
muͤhung zu. Dieſer Bemuͤhung giebt man die Be-
nennung der Spedition. Durch eine, ſo viel ich
weiß, allgemeine Uebereinkunft hat ſich der Lohn
derſelben auf ⅓ p. C. von dem Wehrt der durch den
Speditoͤr befoͤrderten Guͤter geſtellt. Hierin ſcheint
zwar etwas der Natur der Sache nicht gemaͤſſes zu
ſein. Denn eine koſtbare Waare von wenigem Ge-
wigt macht dem Speditoͤr nicht ſo viele Muͤhe, die
mit deren Wehrt ſo in Verhaͤltnis ſtuͤnde, als bei
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Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/255>, abgerufen am 22.11.2024.
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