Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792.Cap. 5. Von Handlungs-Companien. nehmer nimmermehr gehen, als bis auf den Belaufihrer Actien. Man versah es darin, als man in Bremen vor etwan funfzehn Jahren die erste Assecu- ranz-Companie errichtete. Man sah das Geschäfte für so gewinnvoll, und den Fall eines Verlustes von mehr als dem Belauf der Actien für so gut, als un- möglich an. Um also den Credit dieser Companie aufs höchste zu sichern, verpflichteten alle Teilnehmer sich, mit ihrem ganzen Vermögen einzustehen. Das war überbillig! Denn die Teilnehmer sollten den Ge- winn im Verhältnis des Belaufs ihrer Actien teilen, und liefen eine Gefahr, die so ungleich als ihr Ver- mögen war. Mancher konnte mit seinem Vermö- gen vielleicht gerade nur für den Belauf derer Actien einstehen, deren Eigner er war, und auf deren Ge- winn er hoffte. Ein andrer, der nicht mehr Actien als jener hatte, und daher nicht zu mehrerem Ge- winn berechtigt war, stand mit einem zehnmal grös- seren Vermögen ein. Das ist ganz wider die Natur einer Association, in welcher durchaus Gewinn und Verlust gleichmässig verteilt werden muß. Als nun durch mehrere Ursachen diese Companie ihr Ende nahm, veranlaßte dies Händel und Processe, die noch nicht alle geschlichtet sind, und für einzelne Teilnehmer einen um so empfindlichern Verlust, je reicher sie waren, und je treuer sie der unnatürlichen von ihnen eingegangenen Verpflichtung blieben. Cap. 5. Von Handlungs-Companien. nehmer nimmermehr gehen, als bis auf den Belaufihrer Actien. Man verſah es darin, als man in Bremen vor etwan funfzehn Jahren die erſte Aſſecu- ranz-Companie errichtete. Man ſah das Geſchaͤfte fuͤr ſo gewinnvoll, und den Fall eines Verluſtes von mehr als dem Belauf der Actien fuͤr ſo gut, als un- moͤglich an. Um alſo den Credit dieſer Companie aufs hoͤchſte zu ſichern, verpflichteten alle Teilnehmer ſich, mit ihrem ganzen Vermoͤgen einzuſtehen. Das war uͤberbillig! Denn die Teilnehmer ſollten den Ge- winn im Verhaͤltnis des Belaufs ihrer Actien teilen, und liefen eine Gefahr, die ſo ungleich als ihr Ver- moͤgen war. Mancher konnte mit ſeinem Vermoͤ- gen vielleicht gerade nur fuͤr den Belauf derer Actien einſtehen, deren Eigner er war, und auf deren Ge- winn er hoffte. Ein andrer, der nicht mehr Actien als jener hatte, und daher nicht zu mehrerem Ge- winn berechtigt war, ſtand mit einem zehnmal groͤſ- ſeren Vermoͤgen ein. Das iſt ganz wider die Natur einer Aſſociation, in welcher durchaus Gewinn und Verluſt gleichmaͤſſig verteilt werden muß. Als nun durch mehrere Urſachen dieſe Companie ihr Ende nahm, veranlaßte dies Haͤndel und Proceſſe, die noch nicht alle geſchlichtet ſind, und fuͤr einzelne Teilnehmer einen um ſo empfindlichern Verluſt, je reicher ſie waren, und je treuer ſie der unnatuͤrlichen von ihnen eingegangenen Verpflichtung blieben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0293" n="271"/><fw place="top" type="header">Cap. 5. Von Handlungs-Companien.</fw><lb/> nehmer nimmermehr gehen, als bis auf den Belauf<lb/> ihrer Actien. Man verſah es darin, als man in<lb/> Bremen vor etwan funfzehn Jahren die erſte Aſſecu-<lb/> ranz-Companie errichtete. Man ſah das Geſchaͤfte<lb/> fuͤr ſo gewinnvoll, und den Fall eines Verluſtes von<lb/> mehr als dem Belauf der Actien fuͤr ſo gut, als un-<lb/> moͤglich an. Um alſo den Credit dieſer Companie<lb/> aufs hoͤchſte zu ſichern, verpflichteten alle Teilnehmer<lb/> ſich, mit ihrem ganzen Vermoͤgen einzuſtehen. Das<lb/> war uͤberbillig! Denn die Teilnehmer ſollten den Ge-<lb/> winn im Verhaͤltnis des Belaufs ihrer Actien teilen,<lb/> und liefen eine Gefahr, die ſo ungleich als ihr Ver-<lb/> moͤgen war. Mancher konnte mit ſeinem Vermoͤ-<lb/> gen vielleicht gerade nur fuͤr den Belauf derer Actien<lb/> einſtehen, deren Eigner er war, und auf deren Ge-<lb/> winn er hoffte. Ein andrer, der nicht mehr Actien<lb/> als <choice><sic>jeuer</sic><corr>jener</corr></choice> hatte, und daher nicht zu mehrerem Ge-<lb/> winn berechtigt war, ſtand mit einem zehnmal groͤſ-<lb/> ſeren Vermoͤgen ein. Das iſt ganz wider die Natur<lb/> einer Aſſociation, in welcher durchaus Gewinn und<lb/> Verluſt gleichmaͤſſig verteilt werden muß. Als nun<lb/> durch mehrere Urſachen dieſe Companie ihr Ende<lb/> nahm, veranlaßte dies Haͤndel und Proceſſe, die<lb/> noch nicht alle geſchlichtet ſind, und fuͤr einzelne<lb/> Teilnehmer einen um ſo empfindlichern Verluſt, je<lb/> reicher ſie waren, und je treuer ſie der unnatuͤrlichen<lb/> von ihnen eingegangenen Verpflichtung blieben.</p> </div><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [271/0293]
Cap. 5. Von Handlungs-Companien.
nehmer nimmermehr gehen, als bis auf den Belauf
ihrer Actien. Man verſah es darin, als man in
Bremen vor etwan funfzehn Jahren die erſte Aſſecu-
ranz-Companie errichtete. Man ſah das Geſchaͤfte
fuͤr ſo gewinnvoll, und den Fall eines Verluſtes von
mehr als dem Belauf der Actien fuͤr ſo gut, als un-
moͤglich an. Um alſo den Credit dieſer Companie
aufs hoͤchſte zu ſichern, verpflichteten alle Teilnehmer
ſich, mit ihrem ganzen Vermoͤgen einzuſtehen. Das
war uͤberbillig! Denn die Teilnehmer ſollten den Ge-
winn im Verhaͤltnis des Belaufs ihrer Actien teilen,
und liefen eine Gefahr, die ſo ungleich als ihr Ver-
moͤgen war. Mancher konnte mit ſeinem Vermoͤ-
gen vielleicht gerade nur fuͤr den Belauf derer Actien
einſtehen, deren Eigner er war, und auf deren Ge-
winn er hoffte. Ein andrer, der nicht mehr Actien
als jener hatte, und daher nicht zu mehrerem Ge-
winn berechtigt war, ſtand mit einem zehnmal groͤſ-
ſeren Vermoͤgen ein. Das iſt ganz wider die Natur
einer Aſſociation, in welcher durchaus Gewinn und
Verluſt gleichmaͤſſig verteilt werden muß. Als nun
durch mehrere Urſachen dieſe Companie ihr Ende
nahm, veranlaßte dies Haͤndel und Proceſſe, die
noch nicht alle geſchlichtet ſind, und fuͤr einzelne
Teilnehmer einen um ſo empfindlichern Verluſt, je
reicher ſie waren, und je treuer ſie der unnatuͤrlichen
von ihnen eingegangenen Verpflichtung blieben.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |