Völlig so gros, als der von Seegefahren, ist der Verlust von Bankerotten und bösen Schulden in der Handlung. Der Gedanke an eine Assecuranz desselben ist nicht neu, und entsteht noch von Zeit zu Zeit. Er muß von der Kaufmannschaft überhaupt voraus gesehen und von einzelnen ertragen werden, so gut sie es können. Aber er wird auch die gewöhn- lichste Ursache der Bankerotte oder des allmählichen Untergangs mancher Kaufleute. Daß er jedoch, im Ganzen genommen, nicht übergros sei, und daher, wenn er über alle Kaufleute Eines Staats verteilt werden könnte, nicht schwerer, als die nun gewisser- massen über alle verteilte Seegefahr, zu tragen sein mögte, ist doch wol gewis genug. Denn wie könnte die Handlung, überhaupt genommen, noch so ge- winnvoll sein, wenn der Verlust durch böse Schul- den so gar viel von diesem Gewinn wegnähme?
Indessen wird doch die Errichtung einer Assecu- ranz-Companie für böse Schulden immer in der Reihe idealischer Wünsche und Entwürfe verbleiben, we- nigstens nicht die Folge einer freien Vereinigung für diesen Zwek werden können. Denn 1) die Gefahr von bösem Credit ist ungemein viel schwerer zu schäz- zen, als die Seegefahr. 2) Einer Beurteilung derselben in einzelnen Vorfällen wird kein Kauf-
3. Buch. Verſchiedene Arten der Handl.
§. 15.
Voͤllig ſo gros, als der von Seegefahren, iſt der Verluſt von Bankerotten und boͤſen Schulden in der Handlung. Der Gedanke an eine Aſſecuranz deſſelben iſt nicht neu, und entſteht noch von Zeit zu Zeit. Er muß von der Kaufmannſchaft uͤberhaupt voraus geſehen und von einzelnen ertragen werden, ſo gut ſie es koͤnnen. Aber er wird auch die gewoͤhn- lichſte Urſache der Bankerotte oder des allmaͤhlichen Untergangs mancher Kaufleute. Daß er jedoch, im Ganzen genommen, nicht uͤbergros ſei, und daher, wenn er uͤber alle Kaufleute Eines Staats verteilt werden koͤnnte, nicht ſchwerer, als die nun gewiſſer- maſſen uͤber alle verteilte Seegefahr, zu tragen ſein moͤgte, iſt doch wol gewis genug. Denn wie koͤnnte die Handlung, uͤberhaupt genommen, noch ſo ge- winnvoll ſein, wenn der Verluſt durch boͤſe Schul- den ſo gar viel von dieſem Gewinn wegnaͤhme?
Indeſſen wird doch die Errichtung einer Aſſecu- ranz-Companie fuͤr boͤſe Schulden immer in der Reihe idealiſcher Wuͤnſche und Entwuͤrfe verbleiben, we- nigſtens nicht die Folge einer freien Vereinigung fuͤr dieſen Zwek werden koͤnnen. Denn 1) die Gefahr von boͤſem Credit iſt ungemein viel ſchwerer zu ſchaͤz- zen, als die Seegefahr. 2) Einer Beurteilung derſelben in einzelnen Vorfaͤllen wird kein Kauf-
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3. Buch. Verſchiedene Arten der Handl.
§. 15.
Voͤllig ſo gros, als der von Seegefahren, iſt
der Verluſt von Bankerotten und boͤſen Schulden in
der Handlung. Der Gedanke an eine Aſſecuranz
deſſelben iſt nicht neu, und entſteht noch von Zeit zu
Zeit. Er muß von der Kaufmannſchaft uͤberhaupt
voraus geſehen und von einzelnen ertragen werden,
ſo gut ſie es koͤnnen. Aber er wird auch die gewoͤhn-
lichſte Urſache der Bankerotte oder des allmaͤhlichen
Untergangs mancher Kaufleute. Daß er jedoch, im
Ganzen genommen, nicht uͤbergros ſei, und daher,
wenn er uͤber alle Kaufleute Eines Staats verteilt
werden koͤnnte, nicht ſchwerer, als die nun gewiſſer-
maſſen uͤber alle verteilte Seegefahr, zu tragen ſein
moͤgte, iſt doch wol gewis genug. Denn wie koͤnnte
die Handlung, uͤberhaupt genommen, noch ſo ge-
winnvoll ſein, wenn der Verluſt durch boͤſe Schul-
den ſo gar viel von dieſem Gewinn wegnaͤhme?
Indeſſen wird doch die Errichtung einer Aſſecu-
ranz-Companie fuͤr boͤſe Schulden immer in der Reihe
idealiſcher Wuͤnſche und Entwuͤrfe verbleiben, we-
nigſtens nicht die Folge einer freien Vereinigung fuͤr
dieſen Zwek werden koͤnnen. Denn 1) die Gefahr
von boͤſem Credit iſt ungemein viel ſchwerer zu ſchaͤz-
zen, als die Seegefahr. 2) Einer Beurteilung
derſelben in einzelnen Vorfaͤllen wird kein Kauf-
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Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/294>, abgerufen am 22.11.2024.
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