Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

4. Buch. Von Hülfsgeschäften der Handl.
Benennung dieses Geschäftes: Bodmerei, Eng-
lisch Bottomry, läßt wol keine andere Ableitung
zu, als vom Boden des Schiffes, der dem Dar-
leihenden ganz oder zum Teil zum Eigentuhm über-
lassen ward, so daß er nach geendigter Seereise, auf
welche sein Vorschuß gieng, die Hand auf dasselbe
legen, und seine Schuld ganz, oder, wenn das
Schiff nicht versunken war, zum kleinen Teil aus
dem Ueberre[st]e desselben, dem Boden, sich bezahlt
machen konnte. Aeltere Seerechte, insonderheit das
Wisbyische, befugten jedoch den Schiffer, im Fall der
Noht auf einen Teil seines Schiffes Geld als förmli-
chen Vorschuß zu nehmen. Für einen solchen Fall
der Noht durfte nun freilich die Kirche nicht gefragt
werden, ob dem Darleihenden auch Zinsen eingestan-
den werden dürften. Sie sezten dabei die Bedingung,
daß der Schiffer sich an einem Orte befinde, wo er
nicht ohne grossen Verlust einen Teil der Ladung zu
Gelde machen könne. Ich werde von diesem Um-
stande §. 7. weiter reden.

§. 5.

Die neuern Seerechte, welche auf das kirchliche
Verbot keine Rüksicht mehr nehmen, sind reich an
Verfügungen über die Bodmerei-Contracte, und
geben ihre Vorschriften über dieselben in fast gleichen
Ausdrükken und nach fast gleichen Grundsäzen, der

4. Buch. Von Huͤlfsgeſchaͤften der Handl.
Benennung dieſes Geſchaͤftes: Bodmerei, Eng-
liſch Bottomry, laͤßt wol keine andere Ableitung
zu, als vom Boden des Schiffes, der dem Dar-
leihenden ganz oder zum Teil zum Eigentuhm uͤber-
laſſen ward, ſo daß er nach geendigter Seereiſe, auf
welche ſein Vorſchuß gieng, die Hand auf daſſelbe
legen, und ſeine Schuld ganz, oder, wenn das
Schiff nicht verſunken war, zum kleinen Teil aus
dem Ueberre[ſt]e deſſelben, dem Boden, ſich bezahlt
machen konnte. Aeltere Seerechte, inſonderheit das
Wisbyiſche, befugten jedoch den Schiffer, im Fall der
Noht auf einen Teil ſeines Schiffes Geld als foͤrmli-
chen Vorſchuß zu nehmen. Fuͤr einen ſolchen Fall
der Noht durfte nun freilich die Kirche nicht gefragt
werden, ob dem Darleihenden auch Zinſen eingeſtan-
den werden duͤrften. Sie ſezten dabei die Bedingung,
daß der Schiffer ſich an einem Orte befinde, wo er
nicht ohne groſſen Verluſt einen Teil der Ladung zu
Gelde machen koͤnne. Ich werde von dieſem Um-
ſtande §. 7. weiter reden.

§. 5.

Die neuern Seerechte, welche auf das kirchliche
Verbot keine Ruͤkſicht mehr nehmen, ſind reich an
Verfuͤgungen uͤber die Bodmerei-Contracte, und
geben ihre Vorſchriften uͤber dieſelben in faſt gleichen
Ausdruͤkken und nach faſt gleichen Grundſaͤzen, der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0106" n="98"/><fw place="top" type="header">4. Buch. Von Hu&#x0364;lfsge&#x017F;cha&#x0364;ften der Handl.</fw><lb/>
Benennung die&#x017F;es Ge&#x017F;cha&#x0364;ftes: <hi rendition="#g">Bodmerei</hi>, Eng-<lb/>
li&#x017F;ch <hi rendition="#aq">Bottomry,</hi> la&#x0364;ßt wol keine andere Ableitung<lb/>
zu, als vom <hi rendition="#g">Boden</hi> des Schiffes, der dem Dar-<lb/>
leihenden ganz oder zum Teil zum Eigentuhm u&#x0364;ber-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en ward, &#x017F;o daß er nach geendigter Seerei&#x017F;e, auf<lb/>
welche &#x017F;ein Vor&#x017F;chuß gieng, die Hand auf da&#x017F;&#x017F;elbe<lb/>
legen, und &#x017F;eine Schuld ganz, oder, wenn das<lb/>
Schiff nicht ver&#x017F;unken war, zum kleinen Teil aus<lb/>
dem Ueberre<supplied>&#x017F;t</supplied>e de&#x017F;&#x017F;elben, dem <hi rendition="#g">Boden</hi>, &#x017F;ich bezahlt<lb/>
machen konnte. Aeltere Seerechte, in&#x017F;onderheit das<lb/>
Wisbyi&#x017F;che, befugten jedoch den Schiffer, im Fall der<lb/>
Noht auf einen Teil &#x017F;eines Schiffes Geld als fo&#x0364;rmli-<lb/>
chen Vor&#x017F;chuß zu nehmen. Fu&#x0364;r einen &#x017F;olchen Fall<lb/>
der Noht durfte nun freilich die Kirche nicht gefragt<lb/>
werden, ob dem Darleihenden auch Zin&#x017F;en einge&#x017F;tan-<lb/>
den werden du&#x0364;rften. Sie &#x017F;ezten dabei die Bedingung,<lb/>
daß der Schiffer &#x017F;ich an einem Orte befinde, wo er<lb/>
nicht ohne gro&#x017F;&#x017F;en Verlu&#x017F;t einen Teil der Ladung zu<lb/>
Gelde machen ko&#x0364;nne. Ich werde von die&#x017F;em Um-<lb/>
&#x017F;tande §. 7. weiter reden.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 5.</head><lb/>
                <p>Die neuern Seerechte, welche auf das kirchliche<lb/>
Verbot keine Ru&#x0364;k&#x017F;icht mehr nehmen, &#x017F;ind reich an<lb/>
Verfu&#x0364;gungen u&#x0364;ber die Bodmerei-Contracte, und<lb/>
geben ihre Vor&#x017F;chriften u&#x0364;ber die&#x017F;elben in fa&#x017F;t gleichen<lb/>
Ausdru&#x0364;kken und nach fa&#x017F;t gleichen Grund&#x017F;a&#x0364;zen, der<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[98/0106] 4. Buch. Von Huͤlfsgeſchaͤften der Handl. Benennung dieſes Geſchaͤftes: Bodmerei, Eng- liſch Bottomry, laͤßt wol keine andere Ableitung zu, als vom Boden des Schiffes, der dem Dar- leihenden ganz oder zum Teil zum Eigentuhm uͤber- laſſen ward, ſo daß er nach geendigter Seereiſe, auf welche ſein Vorſchuß gieng, die Hand auf daſſelbe legen, und ſeine Schuld ganz, oder, wenn das Schiff nicht verſunken war, zum kleinen Teil aus dem Ueberreſte deſſelben, dem Boden, ſich bezahlt machen konnte. Aeltere Seerechte, inſonderheit das Wisbyiſche, befugten jedoch den Schiffer, im Fall der Noht auf einen Teil ſeines Schiffes Geld als foͤrmli- chen Vorſchuß zu nehmen. Fuͤr einen ſolchen Fall der Noht durfte nun freilich die Kirche nicht gefragt werden, ob dem Darleihenden auch Zinſen eingeſtan- den werden duͤrften. Sie ſezten dabei die Bedingung, daß der Schiffer ſich an einem Orte befinde, wo er nicht ohne groſſen Verluſt einen Teil der Ladung zu Gelde machen koͤnne. Ich werde von dieſem Um- ſtande §. 7. weiter reden. §. 5. Die neuern Seerechte, welche auf das kirchliche Verbot keine Ruͤkſicht mehr nehmen, ſind reich an Verfuͤgungen uͤber die Bodmerei-Contracte, und geben ihre Vorſchriften uͤber dieſelben in faſt gleichen Ausdruͤkken und nach faſt gleichen Grundſaͤzen, der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/106
Zitationshilfe: Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/106>, abgerufen am 21.11.2024.