Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792.C. 4. In Ansehung des Colonie-Handels. politischer Hinaussicht ablegen. Ich nehme mit grosserUeberzeugung an, daß die künftige Generation den Sclavenhandel nicht mehr kennen, und daß insonder- heit das Unglük, das St. Domingo jezt zu Grunde richten zu wollen scheint, die Europäer weiser in die- sem Stücke machen werde. Weiser, sage ich. Denn es ist gewiß ein grosser Vorteil der Colonien insge- samt, wenn sie den grossen Aufwand sparen können, welchen ihnen jezt die jährliche Anschaffung der unter ihrer harten Behandlung sich nicht hinlänglich durch eigene Bevölkerung ersezenden Neger nohtwendig macht. Wie aber sparen? wird man fragen. Ich wage zu behaupten, daß, wenn diese Menschen einen Teil der Freiheit und des Eigentuhms geniessen, nach welchem sie seufzen, ein Americanischer Pflanzer noch weniger nötig haben werde, die Zahl seiner Neger durch Ankauf zu ersezen, als ein Holsteinischer Edel- mann nötig hat, Leibeigene anzukaufen, wenn er mit ihnen einigermassen billig umgeht. Vor etwa vierzig Jahren hatte ein gewisses Gut im Holsteini- schen einen Herren, aus dessen harter Begegnung eine Verbindung unter seinen Leibeignen erfolgte, sich nicht zu verehelichen. Weil er nun gewiß war, nach einigen Jahren keine Sclaven mehr zu haben, und in unsern Gegenden deren keine wieder ankaufen konnte, so mußte er sein Gut verkaufen. Na- türlich übte der Käufer, der in seine Stelle trat, 2ter Teil. O
C. 4. In Anſehung des Colonie-Handels. politiſcher Hinausſicht ablegen. Ich nehme mit groſſerUeberzeugung an, daß die kuͤnftige Generation den Sclavenhandel nicht mehr kennen, und daß inſonder- heit das Ungluͤk, das St. Domingo jezt zu Grunde richten zu wollen ſcheint, die Europaͤer weiſer in die- ſem Stuͤcke machen werde. Weiſer, ſage ich. Denn es iſt gewiß ein groſſer Vorteil der Colonien insge- ſamt, wenn ſie den groſſen Aufwand ſparen koͤnnen, welchen ihnen jezt die jaͤhrliche Anſchaffung der unter ihrer harten Behandlung ſich nicht hinlaͤnglich durch eigene Bevoͤlkerung erſezenden Neger nohtwendig macht. Wie aber ſparen? wird man fragen. Ich wage zu behaupten, daß, wenn dieſe Menſchen einen Teil der Freiheit und des Eigentuhms genieſſen, nach welchem ſie ſeufzen, ein Americaniſcher Pflanzer noch weniger noͤtig haben werde, die Zahl ſeiner Neger durch Ankauf zu erſezen, als ein Holſteiniſcher Edel- mann noͤtig hat, Leibeigene anzukaufen, wenn er mit ihnen einigermaſſen billig umgeht. Vor etwa vierzig Jahren hatte ein gewiſſes Gut im Holſteini- ſchen einen Herren, aus deſſen harter Begegnung eine Verbindung unter ſeinen Leibeignen erfolgte, ſich nicht zu verehelichen. Weil er nun gewiß war, nach einigen Jahren keine Sclaven mehr zu haben, und in unſern Gegenden deren keine wieder ankaufen konnte, ſo mußte er ſein Gut verkaufen. Na- tuͤrlich uͤbte der Kaͤufer, der in ſeine Stelle trat, 2ter Teil. O
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C. 4. In Anſehung des Colonie-Handels.
politiſcher Hinausſicht ablegen. Ich nehme mit groſſer
Ueberzeugung an, daß die kuͤnftige Generation den
Sclavenhandel nicht mehr kennen, und daß inſonder-
heit das Ungluͤk, das St. Domingo jezt zu Grunde
richten zu wollen ſcheint, die Europaͤer weiſer in die-
ſem Stuͤcke machen werde. Weiſer, ſage ich. Denn
es iſt gewiß ein groſſer Vorteil der Colonien insge-
ſamt, wenn ſie den groſſen Aufwand ſparen koͤnnen,
welchen ihnen jezt die jaͤhrliche Anſchaffung der unter
ihrer harten Behandlung ſich nicht hinlaͤnglich durch
eigene Bevoͤlkerung erſezenden Neger nohtwendig
macht. Wie aber ſparen? wird man fragen. Ich
wage zu behaupten, daß, wenn dieſe Menſchen einen
Teil der Freiheit und des Eigentuhms genieſſen, nach
welchem ſie ſeufzen, ein Americaniſcher Pflanzer noch
weniger noͤtig haben werde, die Zahl ſeiner Neger
durch Ankauf zu erſezen, als ein Holſteiniſcher Edel-
mann noͤtig hat, Leibeigene anzukaufen, wenn er
mit ihnen einigermaſſen billig umgeht. Vor etwa
vierzig Jahren hatte ein gewiſſes Gut im Holſteini-
ſchen einen Herren, aus deſſen harter Begegnung
eine Verbindung unter ſeinen Leibeignen erfolgte,
ſich nicht zu verehelichen. Weil er nun gewiß war,
nach einigen Jahren keine Sclaven mehr zu haben,
und in unſern Gegenden deren keine wieder ankaufen
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