Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792.5. Buch. Von der Handlungs-Politik. eine mildere Behandlung; und nun heirahteten seineweissen Sclaven, und das Gut behielt seine zuläng- liche Bevölkerung. Der Sclave sei weiß oder schwarz, er trage Haare oder Wolle auf dem Kopfe, so woh- nen in diesen Köpfen ähnlich denkende Seelen. Und warum sollten nicht unter jenem Himmelsstriche Plan- tagen so gut, als bei uns Landgüter, durch Men- schen, denen man etwas mehr von den Rechten der Menschheit gönnt, so angebaut werden können, daß sie den bisherigen Ueberfluß von verkäuflichen Pro- ducten fortdauernd ausliefern? Sind doch in Europa eben die Länder, wo der Zwang den Landbau in Gang sezt, die Kornkämmer des übrigen Europa. (C. 2. §. 5.) Und doch gehören nur wenig Begünsti- gungen dazu, zu welchen sich der Pflanzer entschlies- sen darf, um den Zustand eines Negers leidlich und wenigstens dem eines Leibeigenen in Holstein, Liefland und in Curland gleich zu machen. Auch mögte dann der hochgetriebene Aufwand vieler Pflanzer eben in dieser Menschen-Waare sich mindern, da mancher Pflanzer ein halbes Hundert Sclaven blos in seiner häuslichen Wirtschaft hat. Aber Zeit will diese Sache haben. Gutdenkende 5. Buch. Von der Handlungs-Politik. eine mildere Behandlung; und nun heirahteten ſeineweiſſen Sclaven, und das Gut behielt ſeine zulaͤng- liche Bevoͤlkerung. Der Sclave ſei weiß oder ſchwarz, er trage Haare oder Wolle auf dem Kopfe, ſo woh- nen in dieſen Koͤpfen aͤhnlich denkende Seelen. Und warum ſollten nicht unter jenem Himmelsſtriche Plan- tagen ſo gut, als bei uns Landguͤter, durch Men- ſchen, denen man etwas mehr von den Rechten der Menſchheit goͤnnt, ſo angebaut werden koͤnnen, daß ſie den bisherigen Ueberfluß von verkaͤuflichen Pro- ducten fortdauernd ausliefern? Sind doch in Europa eben die Laͤnder, wo der Zwang den Landbau in Gang ſezt, die Kornkaͤmmer des uͤbrigen Europa. (C. 2. §. 5.) Und doch gehoͤren nur wenig Beguͤnſti- gungen dazu, zu welchen ſich der Pflanzer entſchlieſ- ſen darf, um den Zuſtand eines Negers leidlich und wenigſtens dem eines Leibeigenen in Holſtein, Liefland und in Curland gleich zu machen. Auch moͤgte dann der hochgetriebene Aufwand vieler Pflanzer eben in dieſer Menſchen-Waare ſich mindern, da mancher Pflanzer ein halbes Hundert Sclaven blos in ſeiner haͤuslichen Wirtſchaft hat. Aber Zeit will dieſe Sache haben. Gutdenkende <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0218" n="210"/><fw place="top" type="header">5. Buch. Von der Handlungs-Politik.</fw><lb/> eine mildere Behandlung; und nun heirahteten ſeine<lb/> weiſſen Sclaven, und das Gut behielt ſeine zulaͤng-<lb/> liche Bevoͤlkerung. Der Sclave ſei weiß oder ſchwarz,<lb/> er trage Haare oder Wolle auf dem Kopfe, ſo woh-<lb/> nen in dieſen Koͤpfen aͤhnlich denkende Seelen. Und<lb/> warum ſollten nicht unter jenem Himmelsſtriche Plan-<lb/> tagen ſo gut, als bei uns Landguͤter, durch Men-<lb/> ſchen, denen man etwas mehr von den Rechten der<lb/> Menſchheit goͤnnt, ſo angebaut werden koͤnnen, daß<lb/> ſie den bisherigen Ueberfluß von verkaͤuflichen Pro-<lb/> ducten fortdauernd ausliefern? Sind doch in Europa<lb/> eben die Laͤnder, wo der Zwang den Landbau in Gang<lb/> ſezt, die Kornkaͤmmer des uͤbrigen Europa. (C. 2.<lb/> §. 5.) Und doch gehoͤren nur wenig Beguͤnſti-<lb/> gungen dazu, zu welchen ſich der Pflanzer entſchlieſ-<lb/> ſen darf, um den Zuſtand eines Negers leidlich und<lb/> wenigſtens dem eines Leibeigenen in Holſtein, Liefland<lb/> und in Curland gleich zu machen. Auch moͤgte dann<lb/> der hochgetriebene Aufwand vieler Pflanzer eben in<lb/> dieſer Menſchen-Waare ſich mindern, da mancher<lb/> Pflanzer ein halbes Hundert Sclaven blos in ſeiner<lb/> haͤuslichen Wirtſchaft hat.</p><lb/> <p>Aber Zeit will dieſe Sache haben. Gutdenkende<lb/> und uͤberlegende Gutsherrn in unſern Gegenden ha-<lb/> ben den fruͤh gefaßten Entſchluß, ihren Leibeigenen<lb/> Freiheit und Eigentuhm zu geben, nicht eher ausge-<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [210/0218]
5. Buch. Von der Handlungs-Politik.
eine mildere Behandlung; und nun heirahteten ſeine
weiſſen Sclaven, und das Gut behielt ſeine zulaͤng-
liche Bevoͤlkerung. Der Sclave ſei weiß oder ſchwarz,
er trage Haare oder Wolle auf dem Kopfe, ſo woh-
nen in dieſen Koͤpfen aͤhnlich denkende Seelen. Und
warum ſollten nicht unter jenem Himmelsſtriche Plan-
tagen ſo gut, als bei uns Landguͤter, durch Men-
ſchen, denen man etwas mehr von den Rechten der
Menſchheit goͤnnt, ſo angebaut werden koͤnnen, daß
ſie den bisherigen Ueberfluß von verkaͤuflichen Pro-
ducten fortdauernd ausliefern? Sind doch in Europa
eben die Laͤnder, wo der Zwang den Landbau in Gang
ſezt, die Kornkaͤmmer des uͤbrigen Europa. (C. 2.
§. 5.) Und doch gehoͤren nur wenig Beguͤnſti-
gungen dazu, zu welchen ſich der Pflanzer entſchlieſ-
ſen darf, um den Zuſtand eines Negers leidlich und
wenigſtens dem eines Leibeigenen in Holſtein, Liefland
und in Curland gleich zu machen. Auch moͤgte dann
der hochgetriebene Aufwand vieler Pflanzer eben in
dieſer Menſchen-Waare ſich mindern, da mancher
Pflanzer ein halbes Hundert Sclaven blos in ſeiner
haͤuslichen Wirtſchaft hat.
Aber Zeit will dieſe Sache haben. Gutdenkende
und uͤberlegende Gutsherrn in unſern Gegenden ha-
ben den fruͤh gefaßten Entſchluß, ihren Leibeigenen
Freiheit und Eigentuhm zu geben, nicht eher ausge-
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