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Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792.

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4. Buch. Von Hülfsgeschäft. der Handl.
hat zu wenig Gewässer und Seeufer. Die nun den
Türken aufs neue abgedrungene Schiffahrt auf dem
Schwarzen Meere wird ihm zwar mehr Seeleute
verschaffen, aber langsam und nie im Ueberfluß, so
lange die nun unter Rußlands Herrschaft gelangten
Küsten desselben nicht mehr Bewohner haben, die
auf dem Meere Beschäftigung suchen können.

Zu einer starken Frachtfahrt gehört dann auch
eine solche Lage, daß der Staat, welcher daran Teil
nehmen will, nicht zu weite Wege zu denen Meeren
habe, in welchen der Verdienst von derselben am
meisten vorkömmt. Für Nordamerika wird die
Frachtfahrt in den Europäischen Meeren nie ein Zweig
seiner Industrie werden können. Auch Rußland ist
schon zu weit von denselben entfernt.

Zu den natürlichen Voraussezungen rechne ich
auch, daß die eigene Handlung eines Volks allein
nicht schon dessen Schiffahrt so sehr beschäftige, daß
ihm keine Schiffe und Seeleute für die Frachtfahrt
übrig bleiben. Das ist der Fall, in welchem sich
Frankreich befindet, welches bei den so oft wieder-
holten Auffoderungen seiner Handlungspolitiker,
die ihm nötige Seefahrt in den Norden selbst zu be-
treiben, es nimmermehr hoch darin bringen wird.
Es kömmt dazu, daß, wenn es in Friedenszeit einen

4. Buch. Von Huͤlfsgeſchaͤft. der Handl.
hat zu wenig Gewaͤſſer und Seeufer. Die nun den
Tuͤrken aufs neue abgedrungene Schiffahrt auf dem
Schwarzen Meere wird ihm zwar mehr Seeleute
verſchaffen, aber langſam und nie im Ueberfluß, ſo
lange die nun unter Rußlands Herrſchaft gelangten
Kuͤſten deſſelben nicht mehr Bewohner haben, die
auf dem Meere Beſchaͤftigung ſuchen koͤnnen.

Zu einer ſtarken Frachtfahrt gehoͤrt dann auch
eine ſolche Lage, daß der Staat, welcher daran Teil
nehmen will, nicht zu weite Wege zu denen Meeren
habe, in welchen der Verdienſt von derſelben am
meiſten vorkoͤmmt. Fuͤr Nordamerika wird die
Frachtfahrt in den Europaͤiſchen Meeren nie ein Zweig
ſeiner Induſtrie werden koͤnnen. Auch Rußland iſt
ſchon zu weit von denſelben entfernt.

Zu den natuͤrlichen Vorausſezungen rechne ich
auch, daß die eigene Handlung eines Volks allein
nicht ſchon deſſen Schiffahrt ſo ſehr beſchaͤftige, daß
ihm keine Schiffe und Seeleute fuͤr die Frachtfahrt
uͤbrig bleiben. Das iſt der Fall, in welchem ſich
Frankreich befindet, welches bei den ſo oft wieder-
holten Auffoderungen ſeiner Handlungspolitiker,
die ihm noͤtige Seefahrt in den Norden ſelbſt zu be-
treiben, es nimmermehr hoch darin bringen wird.
Es koͤmmt dazu, daß, wenn es in Friedenszeit einen

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[14/0022] 4. Buch. Von Huͤlfsgeſchaͤft. der Handl. hat zu wenig Gewaͤſſer und Seeufer. Die nun den Tuͤrken aufs neue abgedrungene Schiffahrt auf dem Schwarzen Meere wird ihm zwar mehr Seeleute verſchaffen, aber langſam und nie im Ueberfluß, ſo lange die nun unter Rußlands Herrſchaft gelangten Kuͤſten deſſelben nicht mehr Bewohner haben, die auf dem Meere Beſchaͤftigung ſuchen koͤnnen. Zu einer ſtarken Frachtfahrt gehoͤrt dann auch eine ſolche Lage, daß der Staat, welcher daran Teil nehmen will, nicht zu weite Wege zu denen Meeren habe, in welchen der Verdienſt von derſelben am meiſten vorkoͤmmt. Fuͤr Nordamerika wird die Frachtfahrt in den Europaͤiſchen Meeren nie ein Zweig ſeiner Induſtrie werden koͤnnen. Auch Rußland iſt ſchon zu weit von denſelben entfernt. Zu den natuͤrlichen Vorausſezungen rechne ich auch, daß die eigene Handlung eines Volks allein nicht ſchon deſſen Schiffahrt ſo ſehr beſchaͤftige, daß ihm keine Schiffe und Seeleute fuͤr die Frachtfahrt uͤbrig bleiben. Das iſt der Fall, in welchem ſich Frankreich befindet, welches bei den ſo oft wieder- holten Auffoderungen ſeiner Handlungspolitiker, die ihm noͤtige Seefahrt in den Norden ſelbſt zu be- treiben, es nimmermehr hoch darin bringen wird. Es koͤmmt dazu, daß, wenn es in Friedenszeit einen

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Zitationshilfe: Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/22>, abgerufen am 29.04.2024.