wol denken mögte. Wo das Geld überhaupt rar ist, da lebt man wolfeil und kann deshalb um so viel wol- feiler arbeiten.
Nichts ist den Manufacturen so vorteilhaft, als wenn die Preise der Lebensmittel überhaupt verglei- chungsweise im Mittel stehen bleiben. Sinken sie unter demselben zu weit herab, so macht dies den ge- ringen Mann auf eine Zeitlang träge zur Arbeit, und er wird nicht wieder so fleissig als er war, wenn eine Teurung folgt, sondern legt sich alsdann lieber aufs Betteln. Zu hoch und schnell steigende Preise fühlt unter allen Volksclassen der in Manufacturen arbeitende Teil am meisten. Wäre z. B. Nieder- Sachsen ein stark manufacturirendes Land, so würde die Teurung der Jahre 1789 und 90 zu eben der Zeit dessen Manuf cturen niedergeschlagen haben, als der Landmann sich bei denen hohen Preisen so gut befand, die er für seine schönen Erndten wegen der starken Ausfuhr über Hamburg nach Frankreich zog. Jedes Land, wo die Lebensmittel anhaltend sehr wolfeil sind, ist freilich der beste Siz für Manufactu- ren, auch bei deren ersten Anlage. Ist aber die Ur- sache davon die schwache Bevölkerung des Landes, und geht der Landbau nicht in gleichem Schritt mit den Manufacturen vorwärts, oder kann nicht durch erleichterte Zufuhr Raht geschaft werden, so kann
C. 4. In Anſehung des Manuf. Handels.
wol denken moͤgte. Wo das Geld uͤberhaupt rar iſt, da lebt man wolfeil und kann deshalb um ſo viel wol- feiler arbeiten.
Nichts iſt den Manufacturen ſo vorteilhaft, als wenn die Preiſe der Lebensmittel uͤberhaupt verglei- chungsweiſe im Mittel ſtehen bleiben. Sinken ſie unter demſelben zu weit herab, ſo macht dies den ge- ringen Mann auf eine Zeitlang traͤge zur Arbeit, und er wird nicht wieder ſo fleiſſig als er war, wenn eine Teurung folgt, ſondern legt ſich alsdann lieber aufs Betteln. Zu hoch und ſchnell ſteigende Preiſe fuͤhlt unter allen Volksclaſſen der in Manufacturen arbeitende Teil am meiſten. Waͤre z. B. Nieder- Sachſen ein ſtark manufacturirendes Land, ſo wuͤrde die Teurung der Jahre 1789 und 90 zu eben der Zeit deſſen Manuf cturen niedergeſchlagen haben, als der Landmann ſich bei denen hohen Preiſen ſo gut befand, die er fuͤr ſeine ſchoͤnen Erndten wegen der ſtarken Ausfuhr uͤber Hamburg nach Frankreich zog. Jedes Land, wo die Lebensmittel anhaltend ſehr wolfeil ſind, iſt freilich der beſte Siz fuͤr Manufactu- ren, auch bei deren erſten Anlage. Iſt aber die Ur- ſache davon die ſchwache Bevoͤlkerung des Landes, und geht der Landbau nicht in gleichem Schritt mit den Manufacturen vorwaͤrts, oder kann nicht durch erleichterte Zufuhr Raht geſchaft werden, ſo kann
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C. 4. In Anſehung des Manuf. Handels.
wol denken moͤgte. Wo das Geld uͤberhaupt rar iſt,
da lebt man wolfeil und kann deshalb um ſo viel wol-
feiler arbeiten.
Nichts iſt den Manufacturen ſo vorteilhaft, als
wenn die Preiſe der Lebensmittel uͤberhaupt verglei-
chungsweiſe im Mittel ſtehen bleiben. Sinken ſie
unter demſelben zu weit herab, ſo macht dies den ge-
ringen Mann auf eine Zeitlang traͤge zur Arbeit,
und er wird nicht wieder ſo fleiſſig als er war, wenn
eine Teurung folgt, ſondern legt ſich alsdann lieber
aufs Betteln. Zu hoch und ſchnell ſteigende Preiſe
fuͤhlt unter allen Volksclaſſen der in Manufacturen
arbeitende Teil am meiſten. Waͤre z. B. Nieder-
Sachſen ein ſtark manufacturirendes Land, ſo wuͤrde
die Teurung der Jahre 1789 und 90 zu eben der
Zeit deſſen Manuf cturen niedergeſchlagen haben,
als der Landmann ſich bei denen hohen Preiſen ſo gut
befand, die er fuͤr ſeine ſchoͤnen Erndten wegen der
ſtarken Ausfuhr uͤber Hamburg nach Frankreich zog.
Jedes Land, wo die Lebensmittel anhaltend ſehr
wolfeil ſind, iſt freilich der beſte Siz fuͤr Manufactu-
ren, auch bei deren erſten Anlage. Iſt aber die Ur-
ſache davon die ſchwache Bevoͤlkerung des Landes,
und geht der Landbau nicht in gleichem Schritt mit
den Manufacturen vorwaͤrts, oder kann nicht durch
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Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/225>, abgerufen am 21.11.2024.
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